Aufträge als Selbstständige:r finden: Die 5 wichtigsten Wege

Wer als Freiberufler:in tätig ist, weiß, wie stark der Konkurrenzdruck ist. Es ist also gar nicht so einfach, neue Aufträge zu finden. Doch wer die wichtigsten Tipps und Wege kennt, verbessert seine Chancen enorm.  

Das Wichtigste zur Auftragsfindung als Selbstständige:r in Kürze

  • Ein starkes Portfolio öffnet Türen: Erstellen Sie sich eine (virtuelle) Mappe mit bereits ausgeführten Arbeiten und zeigen Sie dort aussagekräftige Arbeitsproben
  • Akquise wirkt nur personalisiert: Zielgruppe schärfen, passende Ansprechpartner:innen identifizieren (z. B. via LinkedIn) und Anschreiben auf deren konkretes Problem zuschneiden
  • Aktiv auf auf Stellenangebote für Selbstständige sowie öffentliche Ausschreibungen bewerben
  • Netzwerk systematisch aufbauen: Veranstaltungen und Social Media nutzen, seriös auftreten, hilfreiche Inhalte teilen, mit Freiberufler:innen kooperieren – Empfehlungen senken Akquiseaufwand
  • B2B ≠ B2C im Blick behalten: B2B eher kriterienscharf und langfristig, B2C spontaner und beziehungsgetriebener – Tonalität, Kanäle und Nachweise entsprechend anpassen
  • Dranbleiben und lernen: Aktivitäten messen, Feedback einholen, Ansprache iterieren – Professionalität, Präsenz und Konsistenz schlagen Einzelaktionen
Selbstständige Person verzweifelt bei der Auftragssuche © lichtmeister / stock.adobe.com

Selbstständige brauchen einen ganzen Katalog an Kompetenzen. Es bringt nichts, ein Genie in seiner Tätigkeit zu sein, wenn man (sich) nicht verkaufen und mit Menschen umgehen kann – denn dann bekommt man keine Aufträge. Das Wichtigste bei der Suche neuer Aufträge als Selbstständige:r ist also: Gestalten Sie sie proaktiv. Das heißt, zeigen Sie Ihre Stärken, gehen Sie auf potenzielle Kundschaft zu und erweitern Sie Ihr berufliches Netzwerk. Doch das ist leichter gesagt als getan. Die fünf wichtigsten Maßnahmen stellen wir Ihnen im Folgenden vor:

1. Erstellen Sie ein Portfolio

Als Selbstständige:r müssen Sie immer wieder Menschen aufs Neue von Ihrer Fachkompetenz überzeugen. Dabei kann ein Portfolio, also eine (virtuelle) Mappe mit bereits ausgeführten Arbeiten, eine große Erleichterung sein. Ein solches Portfolio ist sehr viel konkreter als ein Lebenslauf, denn es ist nicht nur eine Liste Ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen, sondern enthält und veranschaulicht Kostproben Ihrer Arbeit. Je nachdem, in welchem Bereich Sie tätig sind, zeigen Sie natürlich sehr unterschiedliche Dinge in dem Portfolio, das kann zum Beispiel folgendes sein:

  • Redakteur:in: verfasste Artikel, Verkaufsseiten, Newsletter
  • Grafiker:in: verschiedene Illustrationen
  • Webdeveloper:in: Entwickelt Applikationen und Internetseiten
  • Handwerker:in: Fotos und Erläuterungen ausgeführter Arbeiten

Wie erstellt man ein Portfolio?

Sie sollten sich nicht scheuen, ausreichend Arbeit in die Erstellung Ihres Portfolios zu investieren. Jede Person, mit der Sie zusammenarbeiten wollen, wird dieses Dokument in die Finger bekommen – es sollte Sie also von Ihrer besten Seite präsentieren. Zunächst sollten Sie sich und Ihre Tätigkeit vorstellen, bevor Sie in die Präsentation und Erläuterung einzelner Projekte gehen. Haben Sie noch kein Projekt ausgeführt, lohnt es sich, Inhalte speziell für das Portfolio zu erstellen, auch wenn Sie damit kein Geld verdienen.

Das Portfolio senden Sie an Leute und Unternehmen, bei denen Sie sich auf einen Auftrag bewerben. Idealerweise erstellen Sie aber auch eine Website, auf der dieses abrufbar ist. Heute gibt es viele Lösungen, wie sie ohne viel Arbeit oder technische Kenntnisse eine Internetseite erstellen können und mithilfe einer guten Internetpräsenz können auch Unternehmen auf Sie aufmerksam werden und Ihnen direkt ein Angebot machen oder Sie zur Angebotsabgabe auffordern. Alternativ können Sie auch in einer Cloud einen Ordner erstellen und diesen gezielt versenden. Letztlich spielt die Form auch nur eine untergeordnete Rolle. Hauptsache, Sie zeigen die Arbeiten, auf die Sie besonders stolz sind.

2. Personalisieren Sie Ihre Kundenakquise

Um Jobs und Aufträge zu finden, müssen Sie neue Kundschaft anwerben – da führt kein Weg dran vorbei. Doch bevor Sie wahllos Unternehmen anrufen oder diese mit Flyern und Werbeprospekten zuspammen, sollten Sie sich einen Plan entwickeln. Dabei können Sie die folgenden drei Schritte umsetzen:

Identifizieren Sie Ihre Zielgruppe

Die grundlegendste Frage lautet: Wen möchten Sie eigentlich ansprechen? Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen, Ihre Zielgruppe zu identifizieren:

  • Was sind die Probleme, mit denen meine Zielgruppe zu tun hat?
  • Inwiefern trägt mein Angebot dazu bei, diese Probleme zu lösen?
  • In welcher Branche arbeitet meine Zielgruppe?
  • Welche Rolle im Unternehmen haben meine potenziellen Kund:innen inne? Sind sie entscheidungsbefugt?

Erstellen Sie eine Liste wichtiger Kontakte

Da Sie nun wissen, welche Gruppe an Menschen Sie ansprechen möchten, gilt es nun, konkrete Firmen und Personen zu ermitteln, die an Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung interessiert sein könnten. Dazu müssen Sie sich einen guten Überblick über die Branche verschaffen. Wenn Sie Firmen kontaktieren möchten, also im B2B-Bereich tätig sind, gilt es auch zu analysieren, wer Ihr:e passende:r Ansprechpartner:in ist. An welche Abteilung sollten Sie sich wenden? Gibt es innerhalb der Abteilung eine leitende Person, die die meiste Entscheidungsgewalt hat? Für solche Informationen ist insbesondere LinkedIn hilfreich.

Personalisieren Sie Ihre Werbebotschaft

Es ist verlockend, ein Werbeschreiben aufzusetzen und dieses an alle Unternehmen zu senden. Doch auf lange Sicht sparen Sie so keine Zeit, sondern verschwenden diese, denn Ihre Kontaktaufnahmen werden deutlich weniger erfolgreich sein. Informieren Sie sich über die Unternehmen und Personen, die sie kontaktieren und passen Sie Ihre Werbung an – der erste Eindruck zählt! Zeigen Sie, dass Sie sich informiert haben, indem Sie im Anschreiben nicht nur eine spezifische Person ansprechen. Erklären Sie, warum Ihr Angebot ausgerechnet für dieses Unternehmen interessant ist. Welches Problem können Sie lösen? Beziehungsweise wie können Sie die Arbeitsabläufe des Unternehmens verbessern?

3. Bewerben Sie sich auf Stellenangebote für Selbstständige

Viele Firmen sind aktiv auf der Suche nach Selbstständigen, die spezifische und zeitlich beschränkte Jobs für sie erledigen. Diese Stellenangebote werden auf der Internetseite geteilt, aber auch in vielen Portalen und Jobbörsen wie LinkedIn oder Welcome to the Jungle und spezifischen Freelancer-Netzwerken. Wenn Sie sich für ein Auftragsportal für Selbstständige entscheiden, werden Sie auch sehen, dass es viele sehr spezialisierte Portale gibt, etwa solche, die sich auf Aufträge für selbstständige Kurierfahrer oder Aufträge für selbstständige Handwerker spezialisieren. Teilweise kann man dort sogar sehen, wie viele andere Leute sich das Angebot angeschaut, es gespeichert oder sich beworben haben. Leider ist die Anzahl der Konkurrent:innen oft sehr hoch, was schnell entmutigen kann. Grundästzlich gilt: Überlegen Sie sich, welche Funktionen für Sie sinnvoll sind und wie breit gefächert ihr Angebot ist, um ein passendes Portal für Sie zu finden.

Bauaufträge werden oft freiwillig öffentlich ausgeschrieben. Um über diese gewerblichen Ausschreibungen informiert zu bleiben, empfehlen sich Ausschreibungsdatenbanken wie der ibau Xplorer. Scheuen Sie sich auch nicht davor, sich auf eine Stelle zu bewerben, die eigentlich mit einem Angestellten besetzt werden soll, wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie für diese Aufgabe gut geeignet sind. Wenn die suchenden Unternehmen keine geeignete Person für eine Festanstellung finden, lassen sie sich oft darauf ein, eine:n Freiberufler:in zu beauftragen. Machen Sie in einer solchen Situation aber direkt in der Bewerbung deutlich, dass Sie als freie:r Mitarbeiter:in tätig sein wollen, auf Honorarbasis arbeiten und sofort zur Verfügung stehen.

4. Entwickeln Sie ein berufliches Netzwerk

Ein funktionierendes Netzwerk aufzubauen ist eine langwierige Aufgabe, doch sie lohnt sich, denn dabei handelt es sich um eine sehr wirksame Maßnahme, neue Kund:innen zu gewinnen, ohne aktiv um sie werben zu müssen. Doch wie baut man ein berufliches Netzwerk auf? Der Grundgedanke ist, dass man mit Leuten aus der eigenen Branche in Kontakt tritt, ohne dabei ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Tauschen Sie sich aus, etwa auf Veranstaltungen oder in sozialen Netzwerken.

Insbesondere über soziale Netzwerke ist es einfach wie nie, neue berufliche Kontakte zu knüpfen. Achten Sie dabei darauf, seriös aufzutreten und trennen Sie Ihren privaten und Ihren beruflichen Internetauftritt. Posten Sie interessante Beiträge, fordern Sie zu Likes auf und teilen Sie Statusmeldungen Ihrer Partner! Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie man potenzielle Auftraggeber:innen auf sich aufmerksam machen kann. Doch Sie können auch mit anderen Freiberufler:innen in Kontakt kommen, um dann gemeinsam Projekte zu realisieren.

Je nachdem in welchem Bereich Sie tätig sind, könnte es auch empfehlenswert sein, sich in einem Verband oder einer Organisation zu integrieren. Über diese werden nicht nur feste Stellen offeriert, oft wird auch nach Nachfolger:innen für eine Unternehmensübernahme gesucht.

5. Auf öffentliche Ausschreibungen als Selbstständige:r bewerben

Immer wieder hört man, dass öffentliche Ausschreibungen nur etwas für alteingesessene Unternehmen sind – wer sich hingegen gerade erst selbstständig gemacht hat, habe keine Chance. Dabei bieten öffentliche Ausschreibungen auch hier großes Potential! Wenn ein Auftrag vergeben wird, werden bestimmte Vergabekriterien durch die öffentliche Hand bestimmt. Diese Eignungskriterien geben bereits Anhaltspunkte darüber, wie große die Chance auf den Zuschlag ist. Viele Jahre Berufserfahrung und der Nachweis über vergangene Projekte werden in der Regel nur bei komplexen Vorhaben gefordert. Wenn Sie beim Durchlesen der Vergabeunterlagen den Eindruck bekommen, dass Sie eine realistische Chance auf den Zuschlag haben, sollten Sie ein Angebot abgeben. Und selbst, wenn es mit der Ausschreibung nicht klappen sollte, sind sie bei fehlerfrei ausgefüllten Vergabeunterlagen nun der Vergabestelle bekannt und im Falle einer späteren Ausschreibung nicht mehr der unbekannte Branchenneuling. Außerdem ist es oft auch möglich, als Subunternehmer:in an einem öffentlichen Auftrag teilzunehmen. Auf diesem Weg können umfangreiche (formale) Anforderungen umgangen werden. Ausschreibungsdatenbanken, wie der ibau Xplorer, informieren nach der Zuschlagserteilung darüber, welches Unternehmen den Auftrag ausführen wird. Oft suchen diese im Anschluss nach kompetenten Subunternehmen.

Doch wie können Sie sich unkompliziert über öffentliche Ausschreibungen informieren? Ausschreibungen im Unterschwellenbereich werden meist über Amtsblätter und Staatsanzeiger, manchmal auch über Rathäuser oder andere Ämter veröffentlicht. Europaweite Ausschreibungen oberhalb der Schwellenwerte hingegen sind auf der Datenbank TED zu finden – Hier den Überblick zu behalten, ist eine Sisyphus-Aufgabe. Mithilfe unseres Xplorers sind Sie nur wenige Klicks von einer gut strukturierten Übersicht über öffentliche Ausschreibungen aber auch private und gewerbliche Projekte entfernt. Wir erfüllen höchste Anforderungen an Vollständigkeit und Aktualität. Gerne informieren wir sie unverbindlich über unser umfangreiches Serviceangebot – fordern Sie jetzt Infos an!

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Aufträge finden im B2B- und B2C-Bereich: Die wichtigsten Unterschiede

Wer im B2B-Bereich Aufträge finden möchte, hat es mit Unternehmen zu tun, also mit Menschen, die in einer professionellen Rolle agieren. Im B2C ist das anders: Es sind die gleichen Menschen, mit denen man hier kommuniziert, aber sie treten privat auf, was ihre Entscheidungsfindung und Kommunikationskanäle stark beeinflusst. Es gibt bei der Suche nach Aufträgen für Selbstständige entsprechend zahlreiche Unterschiede, von denen die drei wichtigsten im Folgenden dargestellt sind:

Auftragssuche im B2B

Auftragssuche im B2C

Entscheidungen werden möglichst objektiv getroffen, in der Regel mit vordefinierten Kriterien

Entscheidungen werden subjektiver und stärker auf Basis von Sympathie getroffen

Oft entwickeln sich langfristige Beziehungen mit einem großen finanziellen Volumen

Es handelt sich in der Regel um Gelegenheitskäufe

Die Suche nach Aufträgen findet oft über Portale und Ausschreibungen statt, Selbstständige müssen sich also beim Auftraggeber melden

Beschaffungsinteressen werden nicht bekanntgegeben, als Selbstständiger muss man also dauerhafte Präsenz zeigen, um im Falle eines Beschaffungsinteresses attraktiv zu wirken

Fazit: Aufträge ergattern lässt sich lernen!

Es fällt Ihnen schwer, sich auf Veranstaltungen sowie im Internet gut zu präsentieren? Oder Sie wissen nicht, welche Projekte in einem Portfolio gut wirken? Das sollte Sie auf keinen Fall demotivieren oder sogar in Ihrem Vorhaben, selbstständig zu arbeiten, verunsichern – denn das sind alles Kompetenzen, sie sich erlernen und trainieren lassen! Die Hauptsache ist, dass Sie erstmal anfangen. Und wenn es nur Absagen gibt, können Sie das Gespräch suchen und nachfragen, woran es gelegen hat. Wenn Sie sich auf öffentliche Ausschreibungen bewerben, bekommen Sie bei einer Absage grundsätzlich eine Begründung und können so schauen, wie Sie Ihre Ansprache und Ihr Angebot verbessern können.

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ibau Autorin Hannah Simons
Hannah Simons

Als Redakteurin produzierte Hannah Simons verschiedene informative Inhalte für die Kund:innen von ibau, insbesondere im Glossar- und Wissenswert-Bereich. In ihren Artikel klärte Sie schwerpunktmäßig über die Themen Umwelt, Gesellschaft und Vergaberecht auf. Dabei war es ihr besonders wichtig, komplexe Inhalte einfach und gut verständlich aufzubereiten. Ihr Ziel war es, dass sich Leser:innen problemlos über die wichtigsten Themen der Branche informieren können und ihnen dabei genug Zeit und Kapazitäten bleiben, sich auf die Kernaufgaben ihres Gewebes zu konzentrieren.