Die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungsverfahren erfordert von den interessierten Unternehmen im Rahmen ihrer Angebotsabgabe verschiedene Nachweise und Angaben zusammenzustellen. Diese Dokumente müssen bei jeder Teilnahme an Ausschreibungsverfahren gesammelt und an die jeweiligen Vergabestellen übermittelt werden. Um dem entgegenzuwirken wurde für Unternehmen die Möglichkeit der Präqualifizierung geschaffen, damit Eignungsnachweise nicht regelmäßig neu beschaffen werden müssen. Im Folgenden erklären wir Ihnen, was unter einer Präqualifizierung genau verstanden wird und wo Sie diese beantragen können.
Eine Präqualifikation Bau ist eine auftragsunabhängige Prüfung der Eignungsnachweise eines Unternehmens, entsprechend der in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) definierten Forderungen. Die Präqualifizierung unterstützt Unternehmen, die an regelmäßigen öffentlichen Ausschreibungen interessiert sind und den formalen Aufwand sowie Kosten reduzieren möchten. Die Durchführung der Eignungsprüfung findet unabhängig von einer tatsächlichen Vergabe statt. Damit sich ein Unternehmen präqualifiziert müssen die entsprechenden Nachweise zur Leistungsfähigkeit, Sachkunde und Zuverlässigkeit bei einer Präqualifizierungsstelle eingereicht werden. Präqualifizierte Unternehmen können ihre Eignung dann durch einen Verweis auf ihre Mitgliedschaft in einer öffentlich einsehbaren Liste für präqualifizierte Unternehmen nachweisen.
Um die Präqualifikationen für Bauaufträge in Hochbau und Tiefbau durchzuführen, gibt es den „Verein für die Präqualifizierung von Bauunternehmen“. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Präqualifizierungsstellen, die eine Eignungsprüfung von Bauunternehmen durchführen dürfen.
Diese sind folgende:
Diese Vereine führen die Präqualifikationen der öffentlichen Bauaufträge durch, die im Rahmen der VOB vergeben werden sowie dann unter einer zugänglichen Liste einsehbar sind. Die im Rahmen der Präqualifikation benötigten Nachweise lassen sich dort in einem passwortgeschützten Bereich finden. Die Präqualifizierungsstellen sind bei den Auftragsberatungsstellen angesiedelt, welche zum großen Teil dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) angehören. Zu beachten ist: Die verschiedenen Präqualifizierungsstellen bieten unterschiedliche Preismodelle an, die abhängig von der Größe des Unternehmens sowie deren zur Prüfung vorhandenen Leistungsbereiche auch unterschiedlich kosten können. Die Kosten können bei mehreren Hundert Euro liegen und sind vom Unternehmen selbst zu tragen.
Die Teilnahme an einer Präqualifikation für Bauaufträge demonstriert Seriosität und vereinfacht das Bieterverfahren, denn die Verwaltung der Eignungsnachweise wird für die Bieterunternehmen einfacher. Auftraggeber haben die Möglichkeit die PQ-VOB Datenbank zu benutzen, um geeignete Unternehmen zu recherchieren und ggf. zu kontaktieren. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, einen erforderlichen Eignungsnachweis zu vergessen und so aus formellen Gründen aus dem Bieterverfahren ausgeschlossen zu werden, niedrig.
Um an einer Präqualifizierung teilzunehmen, müssen zuerst die wesentlichen Dokumente von den jeweiligen Unternehmen angefordert und danach der Präqualifizierungsstelle für die Eignungsprüfung zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen der Präqualifizierung werden die geforderten und eingereichten Dokumente einmalig geprüft. Wenn das Unternehmen dann den Anforderungen gerecht wird, erhält es eine Präqualifizierungsurkunde ausgehändigt. Diese Urkunde gilt den Vergabestellen als Nachweis der auftragsunabhängigen Eignung und hat eine Gültigkeit von einem Jahr. In diesem Zeitraum wird das wiederholte Einreichen der einzelnen Nachweise bei Teilnahmen an Ausschreibungsverfahren unnötig. Kurz vor Ablauf des Zeitraums wird das Unternehmen meist von der Präqualifizierungsstelle darüber informiert und hat dann erneut die Möglichkeit, die Präqualifizierung, um ein weiteres Jahr zu verlängern. Dafür müssen dann die erforderlichen Nachweise erneut eingereicht werden.
Öffentliche Aufträge im Bau können sowohl für Komplettleistungen eines Unternehmens als auch für Einzelleistungen im Sinne einzelner Leistungsbereiche erfolgen. Für die Präqualifikation als Komplettleistung ist mindestens ein Einzel-Leistungsbereich erforderlich – und dafür zusätzlich ein Nachweis von drei Referenzen. Die Komplettleistungen für Bauvorhaben im Tiefbau sind u. a. umfassende Bauleistung für Leitungsbau sowie umfassende Bauleistung für Tiefbauten, soweit diese nicht unter den ersten Punkt fallen. Für den allgemeinen Tiefbau können für folgende Gruppen entsprechende Einzel-Leistungsbereiche präqualifiziert werden:
Für den Hochbau können für folgende Gruppen entsprechende Einzel-Leistungsbereiche präqualifiziert werden:
Für den Antrag müssen die Nachweise von verschiedenen Stellen beschafft werden. Beim Finanzamt muss u.a. eine Steuerbescheinigung eingeholt werden, welche Auskunft darüber gibt, ob das Unternehmen Steuerrückstände beim Finanzamt hat und wie es seinen steuerlichen Pflichten nachkommt. Außerdem muss eine weitere Bescheinigung von der Kommunalverwaltung eingeholt werden, um nachzuweisen, dass die Kommune keine Steuerrückstände beanstandet. Bei der Kommunalverwaltung sollte ebenfalls ein Auszug aus dem Bundes- und Gewerbezentralregister beantragt werden, welche gegebenenfalls Eintragungen zu entzogenen Erlaubnissen, Bußgeldentscheidungen oder strafgerichtlichen Verurteilungen enthalten. Zudem ist eine Bescheinigung der Krankenkasse über die regelmäßig abgeführten Beiträge in die Krankenversicherung sowie bei der Berufsgenossenschaft, die Ausstellung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung zu beantragen. Außerdem ist eine weitere entsprechende Unbedenklichkeitsbescheinigung der Sozialkasse einzuholen sowie eine Bestätigung vom Insolvenzgericht, dass keine Verfahren gegen das Unternehmen eröffnet wurden. Neben diesen Nachweisen sind dem Antrag auf Präqualifizierung bei der Präqualifizierungsstelle noch folgende Dokumente einzureichen:
Eine Präqualifizierung Bau stellt eine gute Möglichkeit dar Kosten und Zeit während des Bieterverfahrens bei öffentlichen Ausschreibungen zu sparen. Die Eintragung in die PQ-Liste stellt eine zuverlässige und praktische Form eines Gütesiegels dar, die Sie für Ihre Auftraggeber interessanter machen. Durch die Eignungsprüfung vermeiden Sie, dass Ihr Unternehmen wegen formellen Gründen aus dem Verfahren ausgeschlossen wird und optimieren so Ihre Chancen bei Bieterverfahren
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