Elementiertes Bauen: Schneller, günstiger und doch individuell

Erstmal planen, dann den Rohbau errichten und schließlich steht der Ausbau an – so sehen Bauprojekte für gewöhnlich aus. Das kostet Zeit und Geld. Beim elementierten Bauen läuft es anders.

Das Wichtigste zum elementierten Bauen in Kürze

  • Elementiertes Bauen kombiniert Vorfertigung von Decken, Wänden & Modulen mit individueller Gestaltung
  • Unterschied zum seriellen Bauen: mehr Flexibilität, keine „Häuser von der Stange“
  • Vorteile: kürzere Bauzeit, kalkulierbare Abläufe, weniger Schnittstellen & Kostenrisiken
  • Industrielle Vorfertigung ermöglicht hohe Qualität, BIM-Integration und Einsatz moderner Technik
  • Gebäude bleiben flexibel: spätere Umnutzung oder Erweiterung einfacher möglich
  • Recyclingfreundlich, da weniger Materialmix – gut für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Planung eines Gebäudes in serieller oder elementierter Bauweise © Lotfi MATTOU / stock.adobe.com

Die meisten bauen nur einmal im Leben ein Haus – und das soll dann was ganz Besonderes sein. Ein “Haus von der Stange” möchten die wenigsten – zumindest bisher. Doch wo die Kosten hoch sind und es gleichzeitig zu wenig Wohnraum gibt, müssen neue Ideen her. Vielversprechend ist hier das sogenannte elementierte oder modulare Bauen.
Bei dieser Bauweise finden die entscheidenden Arbeitsschritte nicht auf der Baustelle statt, sondern in einer Fertigungshalle. Dort fertigen Fachkräfte Einzelteile an, die später zusammenmontiert werden. Das können Decken und Wände, aber auch Fassaden und ganze Raummodule sein. Erst auf der Baustelle werden sie zusammengesteckt, fertig ist das Haus. Auch mehrgeschossige Bauten sind problemlos umzusetzen.

Unterschied zum seriellen Bauen

Nicht wenige verwechseln elementiertes Bauen mit seriellem Bauen. Bei Letzterem handelt es sich, wie der Name schon sagt, um Bauen in Serie. Das ist ein bisschen so, als würde man Autos produzieren: Hier sind alle Fahrzeuge gleich und beim seriellen Bauen ist es genauso. So sind beispielsweise die wenig beliebten Plattenbauten errichtet worden – und gerade diese Gleichförmigkeit schreckt viele ab. Die meisten Bauherrinnen und Bauherren haben individuelle Wünsche dahingehend, wie ihr Haus aussehen soll, eben nicht genauso, wie das der Nachbarn.
Da kommt das elementierte Bauen ins Spiel. Hier werden nur einzelne Gebäudemodule standardisiert übernommen, aber wie diese dann auf der Baustelle zusammengefügt werden, lässt sich individuell entscheiden. Somit bleibt die Vielfalt der Häuser erhalten, auch wenn die Einzelteile durchaus auch in anderen Häusern vorkommen. Gleichzeitig bleiben, wie beim seriellen Bauen, die Montagezeiten kurz, und aufgrund der Vorfertigung und Standardisierung von Bauelementen kann kostengünstig gebaut werden.

Womit das elementierte Bauen punktet

Wer sich für elementiertes Bauen entscheidet, kann viel Zeit sparen. Dadurch, dass die einzelnen Bauelemente vorgefertigt und nur noch auf der Baustelle zusammengefügt werden müssen, fällt die Bauzeit vergleichsweise gering aus und die Dauer der einzelnen Schritte ist zuverlässiger zu kalkulieren. Es gibt auch weniger Schnittstellen zwischen den Gewerken, so dass der gesamte Ablauf und das Zeitmanagement einfacher ausfallen. Aufgrund der geringen Bauzeit verkürzt sich auch die Objektüberwachung durch Architektinnen und Architekten. Oft ist das Haus schon nach wenigen Wochen bezugsfertig. So machen sich neue Eigenheimbesitzer:innen auch ihre Nachbar:innen nicht direkt zu Feindinnen und Feinden.
Gleichzeitig sind die industriell vorgefertigten Bauelemente von hoher und gleichbleibender Qualität und es kommen keine zusätzlichen und unerwarteten Kosten hinzu, wie das bei herkömmlichen Bauprojekten der Fall sein kann. Außerdem lässt elementiertes Bauen sehr gut moderne Fertigungstechnik kombinieren. 3D-Druck oder über Computer gesteuerte Materialbearbeitung (CNC-Technik) wie Fräsen oder Schleifen können hier problemlos zum Einsatz kommen. Diese Bauweise eignet sich zudem bestens zum Zusammenspiel mit digitalen Planungs- und Produktionsmethoden wie Building Information Modeling (BIM). Durch den digitalen Zwilling können Baumängel effektiv vermieden werden, was Mehrkosten verhindern kann.
Zudem bieten Gebäude, die aus Bauelementen bestehen, eine hohe Flexibilität. Sie lassen sich später einfacher verkleinern oder vergrößern, wenn sich die Lebenssituation ändert. Sind die Kinder ausgezogen, kann man aus einem großen Wohnhaus ein Mehrfamilienhaus mit zwei Parteien machen. Dies muss allerdings bereits bei der Planung berücksichtigt werden, damit entsprechende Anschlüsse verlegt werden.
Selbst die Funktion eines Gebäudes kann im Nachhinein wieder geändert werden, wenn sich die Bedürfnisse ändern. Was heute noch ein Wohnhaus ist, kann demnächst in eine Kita umfunktioniert werden. Die benötigten Raummodule können einfach hinzugefügt werden, oder es werden Zwischenwände anders angeordnet.

Sortenreines Sortieren einfach gemacht

Auch wenn das Gebäude später einmal abgerissen werden muss, erweist sich das elementierte Bauen als die bessere Alternative gegenüber dem konventionellen Bau. Der Grund: Durch die Vorfertigung in der Halle werden weniger verschiedene Materialien miteinander vermischt. Dadurch können nachfolgende Generationen die Materialien einfacher recyceln.

Zukunft liegt im modularen Bauen

Kein Wunder also, dass Expert:innen sich darin einig sind, dass das elementierte Bauen eine große Zukunft vor sich hat, denn keine Bauweise ist so flexibel. In der heutigen Zeit entstehen immer schneller neue Technologien, außerdem zieht es immer mehr Menschen in Ballungsgebiete und der demografische Wandel schreitet unaufhörlich voran. All diesen Anforderungen müssen unsere Gebäude an sich und besonders unsere Wohnhäuser gerecht werden. Die konventionelle Bauweise ist damit schnell überfordert - nicht so die elementierte Bauweise.

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ibau Autorin Iris Jansen
Iris Jansen

Iris Jansen war von Juni 2021 bis Mai 2024 als Content-Managerin bei der ibau GmbH in Münster tätig. Sie versorgte die Leser:innen gemeinsam mit ihren Kolleginnen die Rubrik „Wissenswertes“ mit neuen Inhalten: Was tut sich im Handwerk? Wie reagiert die Bauwirtschaft auf die aktuellen Herausforderungen? Themen rund um Holz und Beton mochte sie gern und freute sich über gleichgesinnte Leser:innen, die mit ihr die Baustellen streifen wollten. Als ausgebildete Technische Redakteurin interessierte sie sich für die technischen und handwerklichen Details, behielt dabei das große Ganze im Blick. Laut Iris gab es im Baubereich viele spannende Fragen, die beantwortet werden wollen – nicht zuletzt, um allen Bauinteressierten dabei zu helfen, den Überblick zu behalten.