Sie spielen mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu gründen, möchten sich selbständig machen oder benötigen als bestehendes Unternehmen eine neue Maschine? Dann kommen für Sie und Ihr Unternehmen vielleicht Fördermittel in Frage.
In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 2.000 staatliche Förderprogramme und Finanzhilfen, welche Gründer:innen und Jungunternehmer:innen aus allen Bundesländern den Start in einen erfolgreichen Geschäftsaufbau erleichtern wollen, sich aber auch mit Finanzspritzen an bereits etablierte Unternehmen richten, sei es etwa, um digitaler zu werden oder umweltfreundlicher. Der Bund beziehungsweise die Bundesländer wollen so außerdem die wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflussen. Bei der Vielzahl von Fördermitteln ist es nicht einfach, das passende Angebot aus der Förderdatenbank zu finden und danach alle erforderlichen Unterlagen zusammen zu stellen.
In diesem Ratgeber-Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten staatlichen Fördermittel für Unternehmen und zeigen, was Sie tun müssen, um die Fördermöglichkeiten als Unternehmen zu nutzen.
Fördermittel können in Form von Zuschüssen und Darlehen beziehungsweise Krediten gewährt werden.
Bei den meisten staatlichen Fördermitteln für Unternehmen handelt es sich um Zuschüsse. Die sogenannten Förderbanken bieten hingegen Unternehmerdarlehen an. Diese sind zwar mit einem Kredit vergleichbar, doch meist mit deutlich günstigeren Konditionen als bei der Hausbank.
Neben diesen traditionellen Förderangeboten für Unternehmen, kann die Unterstützung auch in Form von Beteiligungen oder Bürgschaften gewährt werden. Ersteres ist eine, in der Regel öffentliche, Beteiligung mit Eigenkapital an einer Finanzierung, die eine Beschaffung von Fremdkapital erleichtern soll. Auch letzteres zählt nicht zu den typischen Fördermittelmöglichkeiten, kann aber dennoch als Stärkung für Unternehmen in Frage kommen. Dadurch erhöht sich die Absicherung der Fremdkapitalgeber und erleichtert zugleich die Finanzierung von Investitionen.
Förderungen für Unternehmen kommen in der Regel vom Staat. Bund, Land sowie die EU unterstützen Existenzgründer:innen und Unternehmen mit Zuschüssen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz als KfW-Bank bezeichnet, gilt als bekannteste Fördergeldgeberin in Form von Krediten. Aber auch die NRW-Bank oder die N-Bank sind hier zu nennen. Darüber hinaus können auch regional gebundene Förderprogramme von Gemeinden interessant sein. Ein Beispiel für die Vergabe von Fördermitteln ist hier eine Bezuschussung bei Ansiedlung eines Unternehmens in einer Region, um so wiederum neue Arbeitsplätze zu sichern. In verschiedenen Förderdatenbanken können Sie online alle aktuellen Angebote abrufen und nach einem geeigneten Programm für Ihr Unternehmen suchen.
Es gilt jedoch zu bedenken: Zuschussprogramme für Unternehmen sind immer zweckgebunden und fallen meist deutlich geringer aus als Förderkredite.
Die Fördermittelprogramme des Bundes beziehungsweise der Bundesländer sind für viele Unternehmen eine vielversprechende Stärkung der eigenen Vorhaben. Dabei werden bestimmte Bereiche besonders stark unterstützt. Dazu gehören
Der Bund verfolgt mit den Fördermöglichkeiten das Ziel, die Produktions- und Arbeitsprozesse so zu verbessern, dass der Geschäftserfolg sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden. Außerdem soll die Innovationskraft von KMUs und Konzernen gefördert werden. Technologische Entwicklungen sind oftmals an hohe Investitionen geknüpft, die KMUs ohne eine solche finanzielle Unterstützung nicht aufbringen können. Darüber hinaus sollen durch die Förderung für Unternehmen Herausforderungen wie der Klimawandel sowie der Ressourcenerhalt bewältigt und der Ausbau von Unternehmen und Arbeitsplätzen begünstigt werden.
Bei den Zuschüssen für Unternehmen gibt es zunächst den sogenannten Gründungszuschuss. Dieser richtet sich an Unternehmensgründer:innen und Freiberufler:innen, die bisher das Arbeitslosengeld I empfangen haben und soll diese während der ersten Monate des Aufbaus dabei unterstützen, liquide zu bleiben. Der Antrag für dieses Förderangebot ist bei der Arbeitsagentur zu stellen. Um die Fördermittel zu bekommen, ist unter anderem ein ausführlicher Businessplan nötig. Ist die Agentur für Arbeit überzeugt, erhalten Sie über maximal 15 Monate die vereinbarte Monatszahlung und können sich auf den Aufbau Ihres Unternehmens konzentrieren. Die ersten sechs Monate beläuft sich die Höhe der Förderung auf das zuvor erhaltene monatliche Arbeitslosengeld plus weiteren 300 Euro. In den folgenden neun Monate werden nur noch 300 Euro monatlich ausgezahlt, sofern der oder die Empfänger:in eine intensive Geschäftstätigkeit und hauptberufliche unternehmerische Aktivitäten belegen kann. Dabei ist es egal, ob Sie als Subunternehmen, E-Business oder Dienstleister:in tätig werden wollen.
Das Einstiegsgeld richtet sich an diejenigen, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbständig machen wollen und bislang Bürgergeld erhalten haben. Antragsteller:innen erhalten die nicht zurückzuzahlenden Zuschüsse für Selbständige, wenn zuletzt das Arbeitslosengeld II bezogen wurde. Neben der überzeugenden Vorstellung des Konzeptes werden die Bewerber:innen auf die Eignung einer selbständigen Tätigkeit geprüft, um die finanziellen Fördermittel für den Aufbau eines Unternehmens oder eines Einzelbetriebes für maximal 24 Monate zu erhalten.
Sie kommen frisch von der Hochschule und wollen sich mit Ihrem Expertenwissen etwa als Ingenieur:in selbständig machen? Dann kommt eventuell das Exist-Gründerstipendium als Zuschussprogramm für Sie in Frage. Dieses soll die Zahl der Gründungen aus dem Bereich Forschung und Wissenschaft erhöhen. Gefördert werden innovative sowie technologie- und wissensbasierte Ideen und Projekte, die einen hohen wirtschaftlichen Erfolg in Aussicht stellen. Die Förderung beträgt zwölf Monate und wird über die jeweilige Hochschule oder Forschungseinrichtung beantragt.
Der ERP Gründerkredit – Universell richtet sich neben Gründer:innen von Start-ups auch an Unternehmensnachfolger:innen. Dazu kommen Personen, die sich mit mindestens 25 Prozent am Unternehmen beteiligen möchten. Der zinsgünstige Kredit kann sowohl für den Aufbau als auch für die Beschaffung der notwendigen Produktionsfaktoren verwendet werden. Die Laufzeit kann bis zu 20 Jahre betragen, wobei die ersten 3 Jahre tilgungsfrei sind. Der Höchstbetrag des Kredites liegt bei insgesamt 25 Millionen Euro.
Um das Problem des fehlenden Eigenkapitals zu lösen, bietet sich der ERP-Gründerkredit StartGeld als Fördergeld für ein neues Unternehmen an. Hierbei erhalten Start-ups und junge Unternehmen bis zu 100.000 Euro, um die ersten Maßnahmen zur erfolgreichen Unternehmensgründung umzusetzen. Der Anteil für die Beschaffung der Ressourcen darf einen Wert von 30.000 Euro dabei nicht überschreiten. Den ERP-Gründerkredit StartGeld bewilligt zu bekommen, ist deutlich einfacher als auf einen Kredit bei einer Bank zu hoffen. Dadurch, dass die KfW einen Großteil des Ausfallrisikos übernimmt, steigen die Chancen zusätzlich.
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) im In- und Ausland sowie Freiberufler:innen können von dem ERP-Regionalförderprogramm profitieren. Wenn Sie Ihren Unternehmenssitz in einem GRW-Fördergebiet haben und seit mindestens 5 Jahren bestehen, können Sie bei der KfW den zinsgünstigen Kredit von bis zu drei Millionen Euro beantragen. So können Sie ihr Investitionsvorhaben umsetzen und die Förderung nutzen, um neue Ressourcen zu beschaffen. Wenn Sie sich für weitere Förderungen interessieren, die gezielt für die Unterstützung von KMU konzipiert sind, lesen Sie in unserem Artikel über Förderprogramme für KMU weiter.
Bei der Bundesförderung für Energie- und Ressouceneffizienz in der Wirtschaft werden Unternehmen bei Maßnahmen zur Energie- und Ressourceneinsparung sowie zur Reduzierung der CO2-Emissionen unterstützt. Das Förderprogramm wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziert. Unternehmen können entweder einen direkten Investitionszuschuss vom BAFA oder alternativ einen zinsgünstigen KfW-Kredit mit Tilgungszuschuss erhalten.
Investitionen in hocheffiziente Anlagen und Aggregate für die industrielle und gewerbliche Anwendung, sogenannte Querschnittstechnologien, werden mit bis zu 40 Prozent der förderfähigen Investitionskosten und maximal 200.000 Euro gefördert. Prozesswärme aus erneuerbaren Energien wird mit bis zu 55 Prozent der förderfähigen Investitionskosten oder mit bis zu 15 Millionen Euro bezuschusst. Dazu gehört beispielsweise die Anschaffung von Anlagen zur Bereitstellung von Wärme aus Solarkollektoren, Wärmepumpen oder durch Biomasse, wenn diese Wärme zu über 50 Prozent für Prozesse genutzt wird. Das bedeutet etwa zur Herstellung, Weiterverarbeitung oder Veredelung von Produkten.
Anträge können private Unternehmen, kommunale Unternehmen und freiberuflich Tätige mit einer Betriebsstätte oder Niederlassung in Deutschland stellen, sowie Contractoren, die Maßnahmen für antragsberechtigte Unternehmen durchführen
Neben den zuvor genannten Angeboten gibt es weitere Fördermittelprogramme, die als Stärkung für die Unternehmen sowie deren Wachstum entwickelt wurden.
Das Gründercoaching Deutschland hat die Förderung unternehmerischen Knowhows zum Ziel und gibt Zuschüsse für Beratungskosten junger Start-ups, hilft mit Fördermitteln aber auch Unternehmen in Schwierigkeiten. Die Zuschüsse für Unternehmen können bis zu 2.000 Euro betragen.
Mit dem Mikromezzaninfonds Deutschland möchte das Bundeswirtschaftsministerium kleinen und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu kleineren Finanzierungssummen erleichtern. Dabei handelt es sich um eine eigenkapitalähnliche, staatliche Förderung für Kleingewerbe und mittelständische Unternehmen. Die stille Mikromezzaninfonds Beteiligung kann bei einer Laufzeit von zehn Jahren bis zu 50.000 Euro betragen. Mithilfe dieser Gelder lassen sich dann beispielsweise die Mittel beschaffen, um an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen oder private Aufträge zu erfüllen.
Ein weiteres Beispiel, um Fördermittel für ein Unternehmen zu erhalten, sind Bürgschaften von Bürgschaftsbanken. Diese sind privatwirtschaftlich organisiert und werden von Förderbanken unterstützt. Die Bürgschaften richten sich an kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene Sicherheiten und dienen als Stärkung ihrer Innovationskraft.
Um öffentliche Fördermittel aus der Förderdatenbank zu erhalten, müssen diese beantragt werden. Hier lohnt es sich sorgsam vorzugehen und mit einem umfassenden Fördermittelcheck lieber etwas mehr als zu wenig Zeit in die Vorbereitung zu investieren. So erhöhen Sie die Chance eine Zusage der Fördergelder für Ihr Unternehmen zu bekommen.
Stellen Sie sich als Erstes die Frage: Wozu benötigen Sie oder Ihr Unternehmen die Fördermittel und wie hoch liegt der Förderungsbedarf? Wird die Förderung beantragt, um derzeitige Schwierigkeiten in Ihrem Unternehmen abzufangen, sind Sie als Kleingewerbe auf der Suche nach einer staatlichen Förderung oder benötigen Sie nicht rückzahlbare Zuschüsse für Selbstständige? Legen Sie daher fest, ob Sie die staatliche Förderung für Unternehmen benötigen, um:
Um in der Förderdatenbank das passende Förderprogramm in Deutschland zu finden, sollten Sie somit genau festlegen, in welcher Phase Sie sich derzeit befinden. Berücksichtigen Sie zudem auch Ihren Standort.
Haben Sie ein passendes Förderprogramm ausfindig gemacht, geht es im nächsten Schritt nun darum, zu prüfen, ob Sie alle Voraussetzungen erfüllen. Dazu lohnt es sich, sich umfassend in der Förderdatenbank zu informieren und auch darüber hinaus zu recherchieren. Wenden Sie sich an die entsprechenden Stellen und fragen Sie genau nach bis Sie alle relevanten Details zusammen haben.
Auch das „Wie“ spielt bei Ihrem Fördermittelcheck eine große Rolle. Wenn Sie zum Beispiel Förderkredite der KfW beantragen möchten, gilt das Hausbankprinzip und Sie müssen einen Antrag bei einer Hausbank stellen, welche Ihre Förderung unterstützt. Ein solches Bankgespräch will bestens vorbereitet sein, denn Sie müssen den Berater oder die Beraterin davon überzeugen, dass Ihre Idee beziehungsweise Ihr Investitionsvorhaben wirtschaftlichen Erfolg haben wird.
Besorgen Sie sich alle nötigen Anträge und stellen Sie Ihre Unterlagen zusammen. Für Sie und vor allem für die Vergabestellen und insbesondere für die Hausbank und die Agentur für Arbeit ist ein Businessplan ein Muss. Hier stellen Sie nicht nur sich und Ihre Idee vor, sondern zeigen detailliert auf, wie Sie die Rentabilität beziffern, Ihren Kapitalbedarf planen und sich die Finanzierung Ihres Investitionsvorhabens vorstellen. Es bietet sich durchaus an sich hierbei professionelle Hilfe zu holen, damit Sie sicher Ihre Fördermittel für Ihr Unternehmen bekommen.
Als Redakteurin produziert Hannah Simons verschiedene informative Inhalte für die Kund:innen von ibau, insbesondere im Glossar- und Wissenswert-Bereich. Als studierte Germanistin und Philosophin klärt sie schwerpunktmäßig über die Themen Umwelt, Gesellschaft und Vergaberecht auf. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe Inhalte einfach und gut verständlich aufzubereiten. Sie möchte, dass sich Leser:innen problemlos über die wichtigsten Themen der Branche informieren können und ihnen dabei genug Zeit und Kapazitäten bleiben, sich auf die Kernaufgaben ihres Gewebes zu konzentrieren.