Wird ein Gebäude gebaut, entsteht eine enorme Menge CO2. Fast 40 Prozent des weltweiten Treibhausgases werden durch die Baubranche verursacht.
Fast alle Länder der Welt haben im Dezember 2015 das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Das Ziel: Die Erderwärmung soll deutlich unter zwei Grad Celsius gehalten werden. Wie die einzelnen Länder dieses Ziel angehen wollen, bleibt ihnen überlassen. Sie können die Maßnahmen selbst festlegen. Viele haben etwa das Fliegen, den Autoverkehr oder Plastikmüll in den Fokus gestellt. Weniger im Blick haben die meisten, dass die Baubranche für 38 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich ist. Diese Zahl umfasst sowohl den Bau an sich als auch den späteren Betrieb. Damit sind Punkte wie Heizen und Stromverbrauch gemeint.
Die Baubranche scheint ein schwarzes Schaf zu sein, was Klimaschutz betrifft. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Nach wie vor sind viele Gebäude nur unzureichend gedämmt und verschwenden daher beim Heizen unnötig viel Energie. Dazu kommt auch noch die sogenannte graue Energie. Unter diesen Begriff fallen sowohl die Treibhausgase, die durchs Bauen entstehen, als auch diejenigen, die für die Herstellung von Baustoffen benötigt werden. Auch jeglicher Transport zur Baustelle zählt dazu, ebenso wie der Abbruch von Gebäuden. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung sagt, dass bei konventionell errichteten Gebäuden ein Viertel der Gesamtemissionen durch graue Emissionen zustande kommt.
Fürs Bauen gehen eine Menge Rohstoffe drauf. Sei es Kalk, Gips, Kies oder Sand – all das wird für ein Gebäude benötigt. Insgesamt sind das allein in Deutschland mehr als 517 Millionen Tonnen, ein enorm hoher Wert! Demgegenüber steht eine weitere Zahl: Die Baubranche sorgt deutschlandweit jährlich für 230 Millionen Tonnen Abfall. Keine Branche wirft mehr weg als die Baubranche. Bauabfälle betragen mehr als 53 Prozent der jährlichen Abfallmenge in Deutschland. Dies umfasst sowohl den Abfall, der beim Bau entsteht, als auch den, der beim späteren Abriss entsteht.
Immer dann, wenn ein Gebäude der Abrissbirne zum Opfer fällt, geht die graue Energie, die in diesem steckte, einfach verloren. Sanieren statt abreißen, sollte daher die Devise sein. Meist geht das auch, denn viele alte Gebäude sind von der Substanz her so aufgestellt, dass sie saniert werden können. Derzeit entscheiden sich viele dennoch gegen das Sanieren und reißen alte Gebäude lieber ab. Zum einen ist der Neubau manchmal billiger als eine Sanierung. Zum anderen sind auch viele alte Grundrisse schlichtweg unflexibel und auch im Hinblick auf Barrierefreiheit eher kontraproduktiv.
Iris Jansen versorgt die Leser:innen gemeinsam mit ihren Kolleginnen die Rubrik „Wissenswertes“ mit neuen Inhalten: Was tut sich im Handwerk? Wie reagiert die Bauwirtschaft auf die aktuellen Herausforderungen? Themen rund um Holz und Beton mag sie gern und freut sich über gleichgesinnte Leser:innen, die mit ihr die Baustellen streifen wollen. Als ausgebildete Technische Redakteurin interessiert sie sich für die technischen und handwerklichen Details, behält dabei das große Ganze im Blick. Denn es gibt im Baubereich viele spannende Fragen, die beantwortet werden wollen – nicht zuletzt, um allen Bauinteressierten dabei zu helfen, den Überblick zu behalten.