Ingenieur

Ingenieur oder Ingenieurin (Ing.) ist die Berufsbezeichnung für studierte Fachleute auf technischen Gebieten. In Deutschland erfolgt die Ausbildung in einem Studium der Ingenieurwissenschaften an Technischen Hochschulen, Universitäten, Fachhochschulen oder als duales Studium an einer Berufsakademie.

Was macht ein Ingenieur eigentlich?

Ingenieurinnen und Ingenieure entwickeln und verbessern Technologien, Produkte oder Dienstleistungen. Sie arbeiten in vielen Branchen wie Bau, Forschung, IT oder Maschinenbau, daher unterschieden sich ihre Aufgaben je nach Fachrichtung.

Was macht eigentlich ein:e Ingenieur:in? So einfach ist diese Frage nicht zu beantworten. Denn den einen Arbeitsbereich im Ingenieurwesen gibt es nicht. Dafür ist der Beruf zu vielschichtig.

Unter die Bezeichnung Ingenieur:in fallen beispielsweise Bauingenieur:innen, Elektrotechniker:innen, Maschinenbauer:innen, Mechatroniker:innen und Wirtschaftsingenieur:innen. Ihre Aufgaben sind an die jeweiligen Fachgebiete angepasst und unterscheiden sich dementsprechend. So variiert auch die Arbeit eines Ingenieurs beziehungsweise einer Ingenieurin in der Fahrzeugtechnik stark von der eines Prozessingenieurs beziehungsweise einer Prozessingenieur:in.

Welche Aufgaben und Tätigkeiten gehören zum Alltag von Ingenieuren?

In der Regel befassen sich ausgebildete Ingenieure und Ingenieurinnen mit der Entwicklung und Verbesserung von Produkten und Prozessen.

Das Arbeitsfeld ist äußerst vielfältig. Je nach Branche gehören

  • Forschung,
  • Analyse,
  • Projektmanagement,
  • Arbeitssicherheit
  • sowie technischer Vertrieb

zu den täglichen Aufgaben eines Ingenieurs beziehungsweise einer Ingenieurin.

In welchen Branchen arbeiten Ingenieure?

Ingenieure arbeiten in einer Vielzahl von Branchen, darunter im Bauwesen, im Maschinenbau, in der Energieversorgung oder in der Automobilindustrie.

Ebenso vielseitig wie das Tätigkeitsfeld ist auch der Arbeitsort. Viele Ingenieur:innen sind im Hochbau oder im Tiefbau tätig, wo sie vor allem im Bereich der Montage oder Konstruktion zu finden sind. Einige von ihnen sind inzwischen auch in der Forschung tätig, wieder andere befassen sich mit dem Ein- und Verkauf in Unternehmen. Eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst ist ebenfalls denkbar. Boomende Branchen sind derzeit Energieversorgung, Medizin, Biotechnologie, IT, Maschinenbau und Automobilbranche.

Zahlreiche Ingenieur:innen werden in Firmen angestellt, wo sie für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Konstruktion und Montage zuständig sind. Auch bei Ingenieur:innen im Handel handelt es sich häufig um Mitarbeiter:innen von diversen Unternehmen. Wer in Wissenschaft und Forschung tätig ist, findet oft einen Arbeitsplatz an Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten. Daneben arbeiten zahlreiche Ingenieur:innen in Ingenieurbüros für unterschiedliche Auftraggeber:innen; ähnlich verhält es sich mit freiberuflichen Ingenieur:innen.

Wie unterscheiden sich Bauingenieure von Architekten?

Architekten gestalten Gebäude hinsichtlich Ästhetik und Funktion, während Bauingenieure für die technische Umsetzung, Statik und Sicherheit zuständig sind. Bei größeren Bauprojekten arbeiten sie zusammen, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Die Berufe der Bauingenieur:innen und Architekt:innen überschneiden sich in vielen Aspekten: Das Entwerfen und Überwachen von Bauprojekten gehört zum Alltag beider Berufsgruppen. Während Architekt:innen und Bauingenieur:innen gleichermaßen die Bauleitung, -planung und -koordinierung übernehmen, unterscheiden sie sich in ihrer Herangehensweise an Bauobjekte.

Architekt:innen sind für die Konzeption von Objekten verantwortlich – dabei konzentrieren sie sich auf gestalterische und soziologische sowie ökologische Aspekte. Im Gegensatz dazu fokussieren sich Bauingenieur:innen auf technisch orientierte und praktische Lösungen von Bauprojekten. Darin eingeschlossen sind nicht nur Eigenheime, sondern auch große Bauwerke, wie Brücken, Verkehrswege oder Tunnel.

Damit sowohl künstlerische und technische Aspekte ideal zusammenwirken, arbeiten Architekt:innen und Bauingenieur:innen oft zusammen.

Welche Ausbildung oder welches Studium braucht man, um Ingenieur zu werden?

Wer den Ingenieurberuf ausüben möchte, hat in Deutschland verschiedene Möglichkeiten. In der Regel ebnet ein Studium der Ingenieurswissenschaften den Eintritt in den Beruf des Ingenieurs.

Um die Berufsbezeichnung Ingenieur:in tragen zu dürfen, benötigte man früher noch den Abschlussgrad Diplom-Ingenieur:in (Dipl.-Ing.). Dieser konnte durch ein regulär fünfjähriges Studium an einer Technischen Universität erworben werden. Ein vierjähriges Studium an einer Fachhochschule führte zum Abschluss als Diplom-Ingenieur:in (FH).

Die meisten Hochschulen haben aufgrund der europaweiten Vereinheitlichung von Studienabschlüssen im sogenannten Bologna-Prozess in den 2010er Jahren ihre Ingenieurstudiengänge auf die Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt. Diese Abschlüsse können gleichermaßen an Universitäten wie auch an Fachhochschulen erlangt werden. Die Bezeichnungen der zugehörigen akademischen Grade lauten Bachelor of Engineering (B. Eng.) und Bachelor of Science (B. Sc.) respektive, darauf aufbauend Master of Engineering (M. Eng.) und Master of Science (M. Sc.). Dies ist die heutige Ingenieur-Definition. Mit dem Mastergrad besteht die Möglichkeit der Promotion zur Erlangung des Titels Doktor:in der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.).

Welche Schulfächer sind besonders wichtig?

Wer sich für das Studium der Ingenieurwissenschaften entscheidet, für den sind technische und naturwissenschaftliche Schulfächer besonders wichtig.

Insbesondere wird auf folgende Fächer Wert gelegt:

  • Mathematik
  • Physik
  • Informatik
  • Biologie

Welche Fächer im Studium im Fokus stehen, unterscheidet sich je nach Studiengang. Um auf die Aufgaben des Berufs vorbereitet zu werden, werden während des Studiums Kenntnisse in Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, BWL und Projektmanagement aufgebaut.

Braucht man bestimmte persönliche Eigenschaften oder Fähigkeiten?

Neben technischem Wissen brauchen Ingenieure eine Bandbreite an Soft Skills, um ihren Beruf erfolgreich auszuführen, unter anderem:

  • Analytisches Denken: Mit dem technischen Knowhow einhergehend ist die Fähigkeit, Muster und Lösungen zu erkennen.
  • Innovationsfähigkeit: Um neue Produkte und Systeme zu entwickeln sowie Probleme zu lösen, erfordert es kreatives und innovatives Denken.
  • Organisationsfähigkeit: Prozesse und Arbeitsabläufe müssen jederzeit überblickt und organisiert werden.

Welche Fachrichtungen gibt es im Ingenieurwesen?

Die meiststudierten ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtungen sind Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen, Bauingenieurwesen, Informatik, Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Mechatronik.

Neben den klassischen Disziplinen haben sich weitere spezialisierte Fachrichtungen entwickelt, wie beispielsweise Robotik, Medizintechnik oder auch Umweltingenieurwesen und Luft- und Raumfahrttechnik.

Welche Fachrichtungen gibt es im Bauingenieurwesen?

Die Teilbereiche im Bauingenieurwesen sind vielseitig und decken den gesamten technischen Bereich des Bauwesens ab. Heute werden die Fachrichtungen nicht mehr nur in Hoch- und Tiefbau unterteilt, sondern nach spezialisierten Disziplinen differenziert.

In ihren jeweiligen Fachgebieten übernehmen Bauingenieur:innen zentrale Aufgaben in der Planung, statischen Berechnungen oder der sicherheitstechnischen Bauüberwachung.

Zu typischen Fachrichtungen gehören unter anderem:

  • Konstruktiver Ingenieurbau: Dazu zählen etwa Baustatik, Baudynamik sowie spezielle Bauweisen wie der Holz- oder Glasbau.
  • Geotechnik: Dieser Bereich befasst sich mit Bodenmechanik und Aufgaben wie der Planung von Gründungen oder Baugrunduntersuchungen.
  • Verkehrswesen: Hier liegt der Fokus auf der Planung und dem Ausbau von Verkehrsinfrastruktur.
  • Bauinformatik: Sie umfasst die digitale Planung von Bauwerken, beispielsweise durch den Einsatz von Building Information Modeling (BIM).

Da sich das Berufsfeld in den letzten Jahrzehnten stark spezialisiert hat, wurde die frühere Einteilung in Hoch- und Tiefbau aufgegeben.

Beratende Ingenieure

Eine besondere Art von Ingenieur:innen sind beratende Ingenieure und Ingenieurinnen. Bei diesem Beruf handelt es sich um einen Titel, den lediglich geprüfte Mitglieder der Ingenieurkammer oder des Berufsverband VBI (Verband Beratender Ingenieure) tragen dürfen. Als zusätzliche Qualifikation werden mehrere Jahre Berufserfahrung erfordert.

Beratende Ingenieur:innen sind freiberuflich tätig und sorgen für eine unabhängige Beratung in Entwicklung, Planung und Kontrolle. Außerdem sind Ingenieur:innen dazu befähigt, technische Konzepte zu entwickeln oder die Umsetzung von Bauprojekten zu bewachen.

Welche Aufgaben übernehmen Bauingenieure in der Bauleitung?

Die Aufgaben von Bauingenieuren in der Bauleitung liegen darin, sicherzustellen, dass Bauprojekte fach- und termingerecht umgesetzt werden. Dazu übernehmen sie technische Aufgaben sowie die Kommunikation zwischen allen Beteiligten.

Zum Aufgabenbereich gehören vor allem die Bauüberwachung und die Baustellenorganisation – so überprüfen bauleitende Ingenieur:innen, ob Pläne eingehalten werden und Qualitätsstandards befolgt werden, und dokumentieren Abläufe und festgestellte Mängel. Bauingenieur:innen stellen sicher, dass Arbeitssicherheit gewährleistet ist und baurechtliche Vorgaben eingehalten werden. Gleichzeitig handeln sie als vermittelnde Instanz zwischen Handwerksbetrieben, Fachfirmen, Bauherr:innen und Planer:innen.

Bauingenieur:innen in der Bauleitung sind typischerweise bei Bauunternehmen, Ingenieurbüros oder Bauträgern tätig. Fachlich liegt der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in den Bereichen Statik, Geotechnik, Baustoffkunde und Statistik.

Mit welchen anderen Fachleuten arbeitet ein Bauingenieur zusammen?

Bauingenieure arbeiten eng mit Architekten, Fachplanern und Geotechnikern zusammen, um Bauprojekte technisch, funktional und sicher umzusetzen. Dabei koordinieren sie auch mit Behörden, Handwerksbetrieben und Umweltexperten, um alle gesetzlichen und ökologischen Anforderungen zu erfüllen.

Wie verändert die Digitalisierung den Beruf der Ingenieure?

Die Digitalisierung verändert den Ingenieurberuf durch neue digitale Tools, höhere Kompetenzanforderungen und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ingenieure müssen zunehmend teamübergreifend agieren, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Digitalisierung verändert den Beruf des Ingenieurs grundlegend: Digitale Werkzeuge wie BIM (Building Information Modeling), Simulationen und automatisierte Berechnungen ermöglichen effizientere Planung, präzisere Ausführung und bessere Zusammenarbeit. Gleichzeitig gewinnen Kompetenzen in Datenanalyse, Programmierung und digitalen Kommunikationsplattformen zunehmend an Bedeutung.

Nicht nur digitale Tools verändern den Ingenieursberuf – die Anforderungen an Ingenieur:innen selbst haben sich im Laufe der Digitalisierung geändert. Themen wie Machine Learning und Big Data stehen vermehrt im Fokus, wodurch Ingenieur:innen mit Kompetenzen in Datenanalyse und Programmierung sich einen Vorsprung verschaffen. Besonders Ingenieur:innen der Informatik haben hier einen Vorteil.

Trotzdem werden Ingenieur:innen aus allen Fachbereichen weiterhin gebraucht. Durch die zunehmende Digitalisierung müssen sie aber vermehrt zusammenarbeiten. Nun steht für Ingenieur:innen die Kooperation im Vordergrund – statt der gewohnten Spezialisierung. So werden auch Einblicke in Themengebiete geschaffen, über die man normalerweise nicht so viel Wissen verfügt.

Für Berufsanfänger:innen schafft diese Zusammenarbeit neue Chancen: Es entstehen neue Schnittstellen innerhalb des Ingenieurberufs, die früher so nicht möglich waren. Das heißt, mehr Möglichkeiten, das Richtige für einen zu finden, aber auch die Notwendigkeit für Generalist:innen, die die Disziplinen vereinen können.

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