Sanierung öffentlicher Gebäude: Der Staat lässt sich Zeit

Kitas, Rathäuser und Schulen sind oft nur schlecht gedämmt und verschlingen viel Energie. 

Sanierung eines öffentlichen Gebäudes - wurde stark vernachlässigt © viappy / stock.adobe.com

Ohne den Bausektor können die Klimaziele nicht erreicht werden – das ist vielen gar nicht bewusst. Gebäude verursachen 40 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit, wobei ältere Bauten das größte Problem darstellen. Sie sind oft schlecht gedämmt und verbrauchen unnötig viel Energie. Umso wichtiger, dass sie bald saniert werden.

Wenn es ums Sanieren geht, sind Privatleute oft wahre Musterschüler:innen. Viele dämmen nachträglich ihr Eigenheim, wenn es etwas in die Jahre gekommen ist, und der Staat unterstützt sie dabei mit Zuschüssen der staatlichen KfW-Bank. Gefördert wird beispielsweise ein Austausch der Gebäudedämmung, aber auch neue Fenster und Türen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 hat die staatliche KfW-Bank die energetischen Sanierungsmaßnahmen an rund 15.000 Projekten privater Haushalte mit insgesamt knapp 1,8 Milliarden Euro bezuschusst. Leider zieht die öffentliche Hand da nicht mit. Im selben Zeitraum wurden für die kommunale und soziale Infrastruktur nur 105 energetische Gebäudesanierungen mit einem Volumen von 109 Millionen Euro gefördert.

Öffentliche Gebäude verschleudern Energie

Da der Gebäudesektor für so viele Emissionen verantwortlich ist wie kein anderer Bereich, sollte die öffentliche Hand genau da ansetzen. Eigentlich hatte die Bundesregierung das vor. Sie hat sich selbst Klimaziele gesetzt: Im Jahr 2020 sollte der gesamte Gebäudesektor nur noch 118 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Stattdessen waren es 120 Millionen Tonnen.Verantwortlich dafür sind weniger die privaten Gebäude, als vielmehr die öffentlichen.

Diese Tatsache bereitet auch der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Sorge. Der Verband spricht sich für eine „Sanierungsoffensive“ aus, die neben privaten Eigenheimen endlich auch auf öffentliche Gebäude setzen müsse. Schließlich verbrauchen unsanierte Gebäude bis zu fünfmal mehr Energie als ein nach modernen Standards gebautes Haus. Leider stammen viele öffentliche Gebäude aus den 1970er oder 80er Jahren, als die CO2-Bilanz noch niemanden interessierte. Das ist nun, da wir mehr und mehr die Auswirkungen des Klimawandels spüren, anders. Deshalb hat sich die Bundesregierung vorgenommen, jährlich zwei Prozent aller öffentlichen Gebäude sanieren zu wollen. Das hat nicht geklappt, im Jahr 2021 lag die Sanierungsquote bei nicht mal einem Prozent.

Ein Sanierungsfahrplan für öffentliche Gebäude muss her

Seit Jahren werden die energetischen Standards immer weiter verschärft. Private Bauherrinnen und Bauherren müssen sich bei Neubau und Sanierung daran halten und tun dies auch. Doch was ist mit dem Staat? Um die selbstgesteckten Anforderungen nicht erreichen zu müssen, wird einfach weniger saniert – denn für Bestandsgebäude gelten diese nicht. Dabei sollte der Staat eigentlich ein Vorbild sein.
Das Ziel von Politik und Gesellschaft ist es, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dies kann nur funktionieren, wenn auch die öffentlichen Gebäude klimafreundlicher gebaut und betrieben werden. Die IG Bau fordert deswegen einen „Klima-Check“. Dabei sollten alle 186.000 öffentlichen Gebäude im gesamten Bundesgebiet auf Klimafreundlichkeit überprüft werden. Diese Informationen können dann auch dafür genutzt werden, um einen Sanierungsfahrplan für die betreffenden Gebäude aufzustellen.

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ibau Autorin Iris Jansen
Iris Jansen

Iris Jansen war von Juni 2021 bis Mai 2024 als Content-Managerin bei der ibau GmbH in Münster tätig. Sie versorgte die Leser:innen gemeinsam mit ihren Kolleginnen die Rubrik „Wissenswertes“ mit neuen Inhalten: Was tut sich im Handwerk? Wie reagiert die Bauwirtschaft auf die aktuellen Herausforderungen? Themen rund um Holz und Beton mochte sie gern und freute sich über gleichgesinnte Leser:innen, die mit ihr die Baustellen streifen wollten. Als ausgebildete Technische Redakteurin interessierte sie sich für die technischen und handwerklichen Details, behielt dabei das große Ganze im Blick. Laut Iris gab es im Baubereich viele spannende Fragen, die beantwortet werden wollen – nicht zuletzt, um allen Bauinteressierten dabei zu helfen, den Überblick zu behalten.