6 nachhaltige Baustoffe: Moderne Alternativen oder bauen wie früher?

Erstveröffentlichung: 03.05.2023 15:39 |

Auf deutschen Baustellen wird gerne synthetisch gedämmt und auch der Klimafeind Beton wird oft eingesetzt. Doch nachhaltige Baustoffe gewinnen immer mehr an Bedeutung und einige vielversprechende Möglichkeiten erobern den Markt. 

Das Wichtigste zu 6 nachhaltigen Baustoffen in Kürze

  • Bauen verursacht ~40 % der CO₂-Emissionen – natürliche Baustoffe senken die Bilanz
  • Nachhaltig heißt: nnachwachsend/mineralisch, regional, energiearm, kreislauffähig, EPD-geprüft
  • Holz mit guter Dämmung, CO₂-Speicher, diffusionsoffen; Schwächen beim Schallschutz
  • Lehm für gesundes Raumklima und Brandschutz; in der Trocknungsphase empfindlich
  • Ziegel sehr langlebig und wiederverwendbar; Herstellung energieintensiv
  • Stroh mit starker Dämmung und Schallschutz; Feuchteschutz und teils Genehmigung nötig
  • Kork gut bei Wärme/Trittschall, schwer entflammbar; lange Transportwege
  • Flachs feuchteregulierend, recycelbar/kompostierbar; Flammschutzmittel erforderlich
  • Ökologische Baustoffe sind zwar teuer, können auf lange Sicht Kosteneinsparungen aber bringen, da sie eine längere Lebensdauer besitzen und energieeffizienter sind als herkömmliche Baustoffe wie beispielsweise Beton
  • Förderungen verfügbar (z. B. Effizienzhaus 40), Altbau-Sanierung gut machbar bei trockener Bauweise und sorgfältigem Feuchtemanagement
Baustelle ohne Nachhaltige Baustoffe von oben © photo 5000 / stock.adobe.com

Die Weichen sind gestellt: In Zukunft soll nachhaltiger gebaut werden. So will es die EU, die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer dazu verpflichtet, ihre in die Jahre gekommenen Häuser nachzudämmen. Doch auch die leer gefegten Märkte tun ihr Übriges. Die Materialknappheit und die gestiegenen Energiekosten führten dazu, dass nach Alternativen für herkömmliche Baustoffe beziehungsweise Verbundbaustoffe gesucht wird – und so geraten ökologische Baustoffe und ökologische Dämmstoffe immer mehr ins Blickfeld der Baubranche.

Warum muss nachhaltig gebaut werden?

Die Baubranche verursacht weltweit etwa 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen – ein unglaublich hoher Anteil. Das liegt auch an den verwendeten Baustoffen, allen voran Beton. Der beliebte Baustoff verschlingt in der Herstellung viel Energie und ist nicht ohne weiteres recycelbar. Letzteres gilt auch für synthetische Dämmstoffe. Sie lassen sich schwer wiederverwerten, weil sie oft mit anderen Materialien wie Styropor zusammenkleben und eine sortenreine Trennung kaum möglich ist. Öko-Baustoffe hingegen sind in der Regel kreislauffähig und haben eine längere Lebensdauer. Sie können nach dem Rückbau des Hauses wiederverwendet werden und verbessern somit die Ökobilanz der Baubranche. Nachhaltigkeit in der Baubranche ist jedoch nicht nur eine Frage der Baustoffe. Auch die sozialen und ökonomischen Aspekte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Bauherrinnen und Bauherren müssen also individuell entscheiden, welche Nachhaltigkeitsbereiche in ihrem Fall Priorität haben. Inwiefern die einzelnen Aspekte ein Bauvorhaben beeinflussen, können Sie in unserem Wissenswert-Artikel zu nachhaltigem Bauen nachlesen.

Was sind nachhaltige Baustoffe?

Bei nachhaltigen Baustoffen handelt es sich um eine umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Baustoffen wie Beton. Sie bestehen nicht aus synthetischen Stoffen, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Stroh oder Hanf. Nachhaltige Baustoffe können mit einem geringen Energieaufwand hergestellt werden. Optimal ist es, wenn diese umweltfreundlichen Baustoffe aus der unmittelbaren Umgebung bezogen werden können, denn auch der Transport von Baustoffen schadet der Umwelt.

Wieso sollten nachhaltige Baustoffe verwendet werden?

In der Ökologie wird häufig ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, um die Umweltwirkungen eines Bauprojektes zu beurteilen. Dabei betrachtet man den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und seiner Baustoffe, von der Planung über die Nutzung bis zur Wiederverwendung. Konventionelle Baustoffe wie Beton, Stahl oder Kunststoff müssen unter hohem Energieaufwand hergestellt werden und verursachen somit einen hohen CO2-Ausstoß. Gleiches gilt für Verbundbaustoffe wie beispielsweise Stahlbeton oder Sperrholz, die in der Praxis häufig verwendet werden. Nach dem Rückbau des Gebäudes landen sie erst auf Deponien und schließlich meist in einer Müllverbrennungsanlage, wodurch ebenfalls CO2 emittiert wird. Das führt folglich zu negativen Umweltwirkungen und einer schlechten Ökobilanz - und dem soll entgegengewirkt werden. Nachhaltige Baustoffe müssen nicht aufwändig hergestellt werden, sie sind vielfach schon da – wie etwa Holz, Stroh oder Hanf. Sowohl für ihre Verarbeitung als auch für ihre Entsorgung fällt nur eine vergleichsweise geringe Menge an CO2 an. Oft können sie auch recycelt werden. Hanf hat darüber hinaus den Vorteil, dass beinahe alle Teile der Pflanze genutzt werden können und dabei zusätzlich eine große Menge an Biomasse entsteht.

Ökologische Baustoffe: Die Kriterien

Natürlich soll es sein

Baustoffe von Gebäuden müssen gleich mehrere Kriterien erfüllen, um als ökologisch zu gelten. Über den gesamten Lebenszyklus werden alle umweltrelevanten Aspekte des Stoffes analysiert, um auf dieser Basis eine angemessene Ökobilanzierung durchzuführen.

Ökologische Baustoffe werden oft auch natürlich genannt, denn sie müssen aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Zu den natürlichen Baustoffen zählen zum einen Stoffe aus der belebten Natur wie Holz, Schafwolle, Flachs, Hanf, Roggen, Schilf, Seegras, Wiesengras oder Stroh. Zum anderen gibt es auch Stoffe aus der unbelebten Natur, wie Lehm, Perlitegesteine oder Bimssteine. Zugleich dürfen auch beim Bearbeitungsprozess keine umweltschädlichen und aggressiven Chemikalien zum Einsatz kommen. Die Bearbeitung kann manuell, mechanisch oder durch Gravitationskraft erfolgen. Andere natürliche Methoden sind das Auflösen in Wasser, die Dampfdestillation oder die Erhitzung zum Wasserentzug.

Auch der Transport zählt

Außerdem soll der Energieaufwand für die Herstellung so gering wie möglich ausfallen. Dabei wird auch der Kraftstoffverbrauch für den jeweiligen Transport mit eingerechnet, und der CO2-Ausstoß spielt natürlich auch eine Rolle. Je kürzer der Transport zur Baustelle ist, desto ökologischer ist ein Baustoff. Deshalb bieten sich vor allem regionale Vorkommen an. Bambus ist beispielsweise in den Herkunftsländern ein ökologischer Baustoff, in Deutschland aufgrund des langen Transportes jedoch nicht.

Im Kreislauf bleiben statt auf die Halde

Ein weiteres Kriterium ist die Frage, ob sich das Material entweder recyceln oder kompostieren lässt und somit für Kreislaufbauweisen geeignet ist. Diese Methode ist auch als Cradle-to-Cradle-Prinzip bekannt und verfolgt das Ziel, aus zurückgebauten Gebäuden und Bauschutt neue Baumaterialien zu schaffen. Konventionelle Baustoffe wie Beton hingegen landen auf der Mülldeponie. Dort werden sie irgendwann verbrannt und stoßen erneut CO2 aus.

Energiearme Herstellung

Natürlich spielt es in der Ökologie eine große Rolle, wie viel Energie für die Herstellung eines natürlichen Baustoffes verbraucht wird. Das Ziel ist es, möglichst wenig Energie aufzuwenden, um einen Baustoff herzustellen. Doch es gibt hier ein großes Aber: Für manche Baustoffe wird viel Energie benötigt, dafür dämmen sie gut und haben eine lange Lebensdauer. Ziegel sind hierfür ein gutes Beispiel. Was die Energiebilanz anbelangt, muss man also je nach Einzelfall entscheiden.

Verwendung von Umweltproduktdeklarationen

In sogenannten Umweltproduktdeklarationen werden alle technischen Aspekte, Umweltkennwerte und Informationen zum Lebenszyklus eines Produktes in Form eines Steckbriefes angegeben. Der Begriff stammt von dem englischen Begriff “Environmental Product Declaration” (EPD) und basiert auf der Ökobilanzierung nach ISO 14040/44 und den ISO-Normen 14025 und EN 15804. EPDs werden von Expert:innen erstellt und verifiziert und sind dementsprechend verbindlich und allgemeingültig. Auf dieser Grundlage kann die Produktnachhaltigkeit bewertet sowie die Umweltwirkung an Stakeholder kommuniziert werden. Besonders in der Baubranche finden EPDs häufig Anwendung, wenn Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck verbessern wollen.

Alternative 1: Holz

Dieser nachhaltige Baustoff wird immer beliebter. Holz wächst nach und lässt sich leicht recyceln, sofern es nicht gestrichen wurde. Es ist ein Baustoff, der seit jeher zum Naturkreislauf gehört. Darüber hinaus hat es eine gute Wärmedämmung, was zu geringeren Energiekosten bei Holzbauten führt.

Hinzu kommt, dass Holz CO2 bindet. Da ein Holzbau oft jahrzehntelang steht, bleibt der Kohlenstoff auch so lange gebunden – bis das Holz entweder verbrannt wird oder verrottet. Auf diese Weise lässt sich das klimaschädliche Gas lange aus der Atmosphäre heraushalten.

Darüber hinaus ist Holz diffusionsoffen und sorgt für ein angenehmes Raumklima, da es den Feuchtigkeitsgehalt in der Raumluft auf natürliche Art reguliert. Sobald die Luftfeuchtigkeit auf über 30 Prozent steigt, nimmt es Feuchtigkeit auf und gibt sie im umgekehrten Fall auch wieder ab.

Auch was die Wärmedämmung anbelangt, liegt Holz weit vorne. Es hat eine geringe Wärmeleitfähigkeit, so dass die Wärme im Haus bleibt, anstatt nach draußen zu gehen. Holz kann noch mit einem weiteren Wärmepluspunkt überzeugen: Es nimmt Wärme langsam auf und gibt sie genauso langsam wieder ab. Dadurch bleibt das Raumklima schön konstant.

Nachteile

Leider bietet ein Holzbau keinen guten Schallschutz. Für den Bau von Mehrfamilienhäusern eignet sich der Stoff daher weniger. Darüber hinaus ist es korrosionsanfällig. Außerdem haben Bäume einen individuellen Wuchs. Deshalb lassen sich die Eigenschaften schwer kontrollieren. Zudem wird die Nutzung von Holz als Baustoff in Deutschland nicht gerade unterstützt, weswegen mehrere Verbände eine Umstrukturierung der Holzverwendung fordern.

Die Vor- und Nachteile auf einem Blick

Vorteile

Nachteile

Nachwachsender Rohstoff

Kein guter Schallschutz

Recycelbar

Individueller Wuchs von Bäumen erschwert die Planung

Gute Wärmedämmung

Diffusionsoffen

Bindet CO2

sorgt für ein konstantes Raumklima

Alternative 2: Lehm

Lehm besteht aus Ton, feinem und normalen Sand sowie Kies oder Steinen. Der Anteil der einzelnen Bestandteile variiert je nach Standort. Ebenso wie Holz sorgt auch Lehm für ein angenehmes Raumklima. Der immer beliebter werdende Baustoff nimmt Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und gibt sie nur langsam wieder ab. Auch was den Brandschutz betrifft, kann der Stoff punkten. Da er nur aus mineralischen Materialien besteht, ist er nicht brennbar. Obendrein ist das Wohnen in einem Haus, in dem Lehm verarbeitet wurde, sehr gesund. Der Grund: Lehm enthält keine chemischen Zusätze und hat einen neutralen pH-Wert. Das ist gerade für Allergiker:innen ideal.

Nachteile

Lehm braucht nach der Bauphase eine gewisse Zeit, um auszuhärten. In dieser Zeit ist er besonders empfindlich gegen Feuchtigkeit und Kälte. Außerdem schrumpft er beim Trocknen - das muss vorher eingeplant werden, damit die Wände trotzdem die entsprechende Dicke haben.

Vor- und Nachteile von Lehm auf einem Blick

Vorteile

Nachteile

Sehr gute Brandschutzeigenschaften

Empfindlich gegen Nässe und Kälte, besonders in der Aushärtungsphase

Reguliert Feuchtigkeit

Schrumpft beim Trocknen ein

Angenehmes Raumklima

Frei von Schadstoffen

Alternative 3: Ziegel

Zugegeben: Das Brennen von Ziegelsteinen verschlingt viel Energie. Doch auf lange Sicht handelt es sich um einen nachhaltigen Baustoff. Ziegel sind sowohl robust als auch langlebig. Einmal zu einer Mauer oder Wand zusammengefügt, brauchen sie keine Wartung und halten die nächsten hundert Jahre. Nach dem Abbau eines Gebäudes können die einzelnen Ziegel oft noch weiterverwendet werden, oder sie werden zu Ziegelmehl gemahlen und auf Sportplätzen oder Flughäfen verwendet. In unserem Artikel zu Mauerwerk können Sie mehr darüber lesen, ob und welche Arten von Mauerwerk zukunftsfähig sind.

Beim Abbau des für die Ziegel benötigten Tons oder Lehmes wird vergleichsweise wenig in die Umwelt eingegriffen, weil sich beides weit an der Oberfläche befindet. Die entstandenen Gruben werden häufig mit Wasser aufgefüllt, so dass neue Biotope entstehen.

Da Ziegelsteine zu hundert Prozent aus Ton oder Lehm bestehen, also aus einem natürlichen und mineralischen Stoff, sind sie frei von Schadstoffen und sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt unbedenklich.

Nachteile

Eine Wand aus Ziegelsteinen hochzuziehen, dauert eine Weile. Wer sich für Ziegelsteine entscheidet, muss eine längere Bauzeit einplanen. Außerdem lassen sich Ziegelsteine schlecht sägen. Häufig gehen sie dabei zu Bruch.

Die Vor- und Nachteile von Ziegelsteinen auf einen Blick

Vorteile

Nachteile

Sehr langlebig

Energieintensive Herstellung

Der verarbeitete Ton oder Lehm lässt sich leicht abbauen

Lassen sich nicht gut zersägen

Frei von Schadstoffen

Können wieder verwertet werden

Alternative 4: Stroh

Stroh wurde jahrhundertelang zum Dämmen genutzt, geriet aber in Vergessenheit, als synthetische Dämmstoffe auf den Markt kamen. Dabei eignet es sich aus mehreren Gründen hervorragend. Zum einen dämmt Stroh gut, weil es Wärme sehr gut speichert. Die Wärmeverluste nach außen sind sehr gering. Außerdem bietet es einen guten Schallschutz und ist diffusionsoffen, nimmt also Feuchtigkeit aus dem Wohnraum gut auf. Das trägt zu einem angenehmen Raumklima bei.

Vor Bränden muss sich auch niemand fürchten: In Ballenform gepresstes Stroh verfügt über mittlere Brandeigenschaften. Nur loses Stroh fängt schnell Feuer. Strohballen bringen noch einen weiteren Vorteil mit sich: Durch das Pressen der Ballen wird ein Großteil der Feuchtigkeit herausgedrückt, so dass Schimmel und Schädlinge nur noch wenig Chancen haben, sich auszubreiten.

Stroh fällt als Nebenprodukt bei der Kornernte an und ist allein deshalb schon sehr nachhaltig. Außerdem wächst es meist auf einem Acker in der näheren Umgebung, was die Transportwege kurzhält.

Nachteile

Wenn eine tragende Wand mit Stroh gedämmt werden soll, muss hierfür eine Einzelfallgenehmigung durch die Baubehörde beantragt werden. Das bedeutet einen gewissen Aufwand und kostet Zeit. Außerdem verträgt Stroh Feuchtigkeit nicht gut. Daher muss es vor Witterungseinflüssen geschützt werden, zum Beispiel durch einen Dachüberstand an der Wetterseite des Hauses. Wenn Sie sich detaillierter mit der Nutzung von Stroh als Baustoff auseinandersetzen wollen, lesen Sie gerne in unserem Wissenswert-Artikel weiter.

Die Vor- und Nachteile von Stroh auf einem Blick

Vorteile

Nachteile

Gute Dämmeigenschaften

Nur mittlere Brandschutzeigenschaften

Nebenprodukt der Kornernte

Manchmal müssen Genehmigungen beantragt werden

Diffusionsoffen

Schutz vor Witterungseinflüssen nötig

Angenehmes Raumklima

Guter Schallschutz

Alternative 5: Kork

Auch Kork, der aus der Rinde des Korkbaumes gewonnen wird, ist eine beliebte Alternative zu synthetischen Bau- oder Dämmstoffen. Für die Herstellung wird die Rinde geschrotet und in verschiedenen Bearbeitungsschritten entweder zu Presskork oder Backkork verarbeitet. Um Presskork zu gewinnen, sind drei Schritte notwendig: Erst wird der Kork zu Granulat zermahlen, dann werden Bindemittel untergemischt und anschließend muss die Masse aushärten. Der so entstandene Presskork kann nun zu Platten zersägt werden, die zur Wärmedämmung in Wänden und zur Trittschalldämmung in Böden eingesetzt werden können.

Bei der Herstellung von Backkork wird der Kork mit Wasserdampf erhitzt, wodurch sich die Zellen vergrößern und der darin enthaltene Harz austritt. Dieser wirkt als natürliches Bindemittel, weitere Zusätze sind in der Regel nicht erforderlich. Aus dem Backkork werden anschließend die einzelnen Dämmplatten ausgeschnitten.

Neben Backkork und Presskork wird Kork auch manchmal als loses Granulat eingesetzt. Granulat entsteht etwa beim Verarbeiten von Korkdämmplatten, aber auch durch das Zerschreddern von gebrauchten Flaschenkorken. Es wird als Schüttgut oder Einblasdämmung in Wände oder unter Holzfußböden gebracht.

Eine Dämmung aus Kork wird gleich aus mehreren Gründen gerne genommen. Kork hält viel Druck aus und ist dabei leicht und elastisch. Korkdämmstoff ist schwer entflammbar, obwohl er aus Holz besteht. Mit Kork gedämmte Gebäude verfügen also über einen besseren Brandschutz.

In Kork befinden sich kleine Hohlräume, die Luft enthalten. Diese führen dazu, dass Wärme gespeichert wird und sorgen auch für eine gute Schalldämmung. Gerade als Trittschall-Dämmung von Fußböden wird er deshalb gerne eingesetzt. Auch vor Fäulnis und Schimmel muss sich niemand fürchten, denn Kork kann Feuchtigkeit aufnehmen, zwischenspeichern und wieder abgeben. Er ist auch deshalb so beständig gegen Schimmel, weil er viele Tannine enthält. Tannine sind pflanzliche Gerbstoffe, die Oxidation verhindern.

Nachteile

Die Korkeiche wächst nicht hierzulande, sondern im Mittelmeerraum und der Kork hat daher einen relativ langen, energieintensiven Transport hinter sich, ehe er bei uns als Dämmstoff eingesetzt werden kann.

Vor- und Nachteile von Kork auf einen Blick

Vorteile

Nachteile

Gute Schalldämmung

Lange Transportwege

Gute Dämmeigenschaften

Auf künstliche Klebstoffe kann meist verzichtet werden

Sehr gute Brandschutzeigenschaften

Alternative 6: Flachs

Wer an Flachs denkt, bringt damit erstmal Kleidung in Verbindung. Vor dem Siegeszug der Baumwolle wurde Kleidung nämlich oft aus Flachs hergestellt. Dass damit auch Innenwände gedämmt werden können, ist eine relativ neue Entwicklung und hängt auch damit zusammen, dass die Mode-Industrie Flachs wiederentdeckt hat. Für die Kleidung werden die Langfasern der Pflanze verwendet, während die Kurzfasern übrig bleiben. Hieraus lassen sich aber Dämmprodukte herstellen wie Dämmplatten oder Einblasdämmung. Für die Verarbeitung der Fasern ist darüber hinaus nur wenig Energie nötig.

Die Flachsdämmung bringt einige Vorteile mit sich. Flachs ist beispielsweise meisterhaft darin, die Feuchtigkeit der Raumluft zu regulieren. Es nimmt bis zu 35 Prozent Luftfeuchtigkeit auf und tauscht sie immer wieder gegen die Raumluft aus. Das sorgt an heißen Tagen für Kühlung und an kälteren Tagen für mehr Wärme im Raum. Flachs wird gerade wegen dieser feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften gerne bei der Altbausanierung eingesetzt. Der Baustoff schimmelt auch nicht schnell, weil Flachs für Schimmelpilze unverdaulich ist. Darüber hinaus hat Flachs einen sehr guten Schallschutz, weshalb er auch gerne in einer lauteren Umgebung eingesetzt wird.

Wenn Flachs ohne Zusatzstoffe wie Polyesterfasern verarbeitet wurde, kann es einfach wiederverwertet oder kompostiert werden. Dies macht es einmal mehr zu einem nachhaltigen Produkt.

Nachteile

Flachs besteht zum großen Teil aus Zellulose und ist daher leicht brennbar. Deshalb müssen noch zusätzlich Flammschutzmittel beigemischt werden. Es gibt auch andere Zellulose-basierte Dämmstoffe, die immer häufiger eingesetzt werden. Mehr Details über das Dämmen mit Zellulose erhalten Sie hier.

Die Vor- und Nachteile von Flachs auf einen Blick

Vorteile

Nachteile

Diffusionsoffen

Schlechte Brandschutzeigenschaften, die durch Flammschutzmittel ausgeglichen werden müssen

Gutes Raumklima

Schimmelt nicht

Recycelbar und kompostierbar

Wenig Energie für die Herstellung nötig

Welche Vorteile bieten natürliche Baustoffe im Vergleich zu Stoffen fossilen Ursprungs?

Der wesentliche Vorteil liegt auf der Hand: Sie belasten die Umwelt deutlich weniger als konventionelle Baustoffe und verbessern somit die Ökobilanz eines Unternehmens. Sie müssen nicht künstlich hergestellt werden, sondern wachsen in Wäldern und auf Feldern oder können oberflächennah abgebaut werden. Das bedeutet, dass sie den natürlichen Kreislauf nicht beeinträchtigen und die Umweltbelastung minimieren. Gleichzeitig haben sie oft gute Dämmeigenschaften und sind langlebig. In der Regel können sie nach der Nutzung unkompliziert recycelt oder kompostiert werden. Das Recyceln von Stoffen wie Polystyrolplatten ist mit großem Aufwand verbunden, und die Weiterverarbeitung verbraucht viel Energie. Auch was den Wasserverbrauch angeht, können ökologische Baustoffe punkten: Ihre Herstellung erfordert oft weniger Wasser als die von herkömmlichen Baustoffen. Das führt zu einer Verringerung des Wasserbedarfs. So verbraucht Hanf beispielsweise deutlich weniger Wasser als Baumwolle und hat gleichzeitig eine lange Lebensdauer.

Natürliche Baustoffe zeigen somit über den gesamten Lebenszyklus eine bessere Umweltwirkung und spielen aus diesem Grund auch außerhalb der Ökologie, zum Beispiel in der Baubranche, eine wichtige Rolle.
Dies sind die wichtigsten Vorteile von nachwachsenden Rohstoffen auf einen Blick:

  • Für ihre Herstellung sowie für Abbau und Transport ist nur wenig Energie nötig.
  • Ihre Auswirkungen auf das Klima sind minimal.
  • Sie sind frei von Chemikalien und Schadstoffen.
  • Durch ihre Verwendung werden endliche Ressourcen wie Erdöl oder Kohle geschont.
  • Sie sind recycelbar oder kompostierbar und eignen sich so für eine Kreislaufwirtschaft.
  • Die steigende Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen stärkt die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft.
  • Geringer Wasserverbrauch.

Sind ökologische Baumaterialien teurer?

Zurzeit müssen Bauherrinnen und Bauherren für nachhaltige Baustoffe noch tiefer in die Tasche greifen als für konventionelle. Das liegt auch daran, dass die Nachfrage noch nicht hoch genug ist. Ökologische Materialien zum Bauen und Dämmen waren – nachdem sie jahrhundertelang genutzt wurden – hierzulande jahrzehntelang vom Markt verschwunden. Sie müssen sich erst wieder etablieren.

Doch es kann sich trotzdem lohnen, auf Nachhaltigkeit zu setzen. Ökologische Baustoffe können auf lange Sicht Kosteneinsparungen bringen, da sie eine längere Lebensdauer besitzen und energieeffizienter sind als herkömmliche Baustoffe wie beispielsweise Beton.

Außerdem stärkt die Verwendung ökologischer Baustoffe oft die lokale Wirtschaft, weil lokale Rohstoffe und Arbeitskräfte genutzt werden.

Werden nachhaltige Baustoffe in Deutschland gefördert?

Die Nutzung nachhaltiger Baustoffe und nachhaltiger Dämmstoffe wird von der Bundesregierung gefördert. Die Mehrkosten, die durch nachhaltiges Bauen auf Bauherrinnen und Bauherren zukommen, können durch Förderprogramme des Bundes und durch steuerliche Abschreibungen gegenfinanziert werden. Seit dem 1. März 2023 gibt es für den Bau besonders klimafreundlicher Gebäude günstige Kredite. Als Standard gilt das Effizienzhaus 40. Eine höhere Förderung winkt aber, wenn das Gebäude das Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude Plus" erreicht. In unserem Themeneinstieg zu Förderarten und Fördermitteln für Unternehmen erfahren Sie, mit welchen Maßnahmen der Bund die Einsparung von Ressourcen, Energie sowie CO2 konkret unterstützt.

Wie häufig werden nachhaltige Baustoffe in Deutschland eingesetzt?

In den letzten Jahren stieg in Deutschland die Nachfrage nach ökologischen Baustoffen an, aber der Anteil am Gesamtmarkt ist immer noch relativ gering. Denn ihr Einsatz hängt von verschiedenen Aspekten ab, wie zum Beispiel den örtlichen Bedingungen, den Anforderungen an die Energieeffizienz sowie den finanziellen Mitteln.
Der Einsatz von Holz als Baustoff hat in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen, was auf seine guten ökologischen Eigenschaften sowie seine Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit zurückzuführen ist. Insgesamt ist der Einsatz von nachhaltigen Baustoffen in Deutschland auf dem Vormarsch, aber es besteht noch viel Potenzial für weitere Fortschritte auf diesem Gebiet.

Eignen sich nachhaltige Baustoffe zur Sanierung von Altbauten?

Die Sanierung von Altbauten mit nachhaltigen Baustoffen ist nicht nur möglich, sondern auch sehr sinnvoll. Schließlich gehört es zu den Kerngedanken des nachhaltigen Bauens, lieber auf etwas Vorhandenem aufzubauen als ein neues Gebäude hochzuziehen. Es ist besser, die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes sinnvoll zu nutzen, als es abzureißen und ein neues zu bauen.

Es gibt für die nachhaltige Sanierung von Altbau ein paar Regeln:

  • Die vorhandene Konstruktion eines Gebäudes sollte so wenig wie möglich verändert werden. Zu viel Aktionismus kann zu Schäden an der Bausubstanz führen.
  • Alle vorhandenen Bauteile müssen während der Bauzeit geschützt werden, beispielsweise durch eine Abdeckung.
  • Wenn möglich, sollten trockene Bauweisen bevorzugt werden. Feuchtigkeit kann das Bauwerk beschädigen.

Fazit

Was lange in Vergessenheit geraten ist, kann entscheidende Impulse geben, um die Umweltprobleme von heute zu lösen. Schließlich hat das Bauen mit ökologischen Baustoffen wie Holz, Stroh und Co auch früher hervorragend funktioniert. Damals war das ganz selbstverständlich und den Begriff "ökologisch" kannte niemand. Zugegeben: Noch ist das nachhaltige Haus kein Selbstläufer. Wer ökologisch bauen möchte, muss sich informieren, Fachkräfte mit entsprechender Expertise finden und genau kalkulieren, wann sich nachhaltiges Bauen finanziell lohnt. Auf der einen Seite kosten ökologische Baustoffe mehr. Auf der anderen Seite gibt es Förderprogramme für ökologisches Bauen und die Betriebskosten sind bei dieser Bauweise aufgrund der besseren Energieeffizienz auch niedriger. Außerdem verbessern Sie auf diese Weise Ihren ökologischen Fußabdruck und tragen einen wesentlichen Teil zum Umweltschutz bei.

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Lorena Lawniczak

Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei ibau hat sich Lorena Lawniczak um die Erstellung von qualitativem Content für unsere Leser:innen gekümmert. Sie beschäftigte sich speziell mit Themen zur Leadgenerierung und Sales und verfasste hilfreiche Ratgeber für Unternehmen. Neben diesen Themen setzte sie sich intensiv mit dem Vergaberecht auseinander und schrieb Glossarartikel zu Begriffen rund um Ausschreibungen und Vergaben. Durch ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre hat sie außerdem großes Interesse an digitalen Bereichen, wie dem Online-Marketing und konnte dieses Wissen vielfältig in ihre Texte einfließen lassen.