Eigenheimförderung: Was taugen die neuen Maßnahmen?
Die aktuelle Förderung ist noch jung, wird aber kaum genutzt. Jetzt besserte die Bundesregierung nach. Bringt das endlich mehr Familien ins Eigenheim und füllt es die Auftragsbücher der Baufirmen?
Das Wichtigste zur Eigenheimförderung in Kürze
- Die ursprüngliche Eigenheimförderung (WEF-Programm) der KfW wurde kaum genutzt – nur ca. 100 Familien stellten Anträge, da Einkommensgrenzen und teure Energiestandards die Hürde zu hoch setzten
- Familien mit mittlerem Einkommen konnten sich den Hausbau trotz Förderung kaum leisten, weshalb die Kritik aus Bauwirtschaft und Gewerkschaften groß war
- Branche forderte mehr Fördergelder, bessere Rahmenbedingungen (schnellere Genehmigungen, niedrigere Grunderwerbsteuer) sowie ein Absenken der Energiestandards
- Die Bundesregierung reagierte im September 2023 mit 14 Maßnahmen, u. a. höheren Einkommensgrenzen, erhöhten Kredithöchstbeträgen und einer Flexibilisierung der Grunderwerbsteuer bis 2027
- Zudem wurden geplante Belastungen verschoben: der EH40-Standard gilt nicht ab 2025, und eine EU-Sanierungspflicht für Bestandsgebäude wird vorerst nicht umgesetzt
- Ergänzend soll es Programme wie „Jung kauft Alt“ (Sanierung von Bestandsimmobilien), eine Erhöhung des Heizungs-Speed-Bonus (auf 25 %) sowie bundeseinheitliche Regeln für serielles Bauen geben
- Erste Stimmen aus der Bauindustrie loben die Maßnahmen als umfangreicher als erwartet, besonders das Aussetzen des EH40-Standards; Sozialverbände kritisieren jedoch, dass Mieter:innen und sozialer Wohnungsbau kaum berücksichtigt wurden und der Fokus einseitig auf Neubau und Eigenheimbesitzer:innen liegt

Es läuft schon seit einer Weile nicht mehr rund mit dem Bauen und das Ende des Baubooms wird befürchtet: Erst war die Nachfrage größer als die Fördertöpfe, die praktisch von jetzt auf gleich leer waren, was viele Bauherr:innen ratlos zurückließ. Dann hieß es warten, bis es im März 2023 eine Neuauflegung der KfW-Förderung und seit Juni 2023 das Programm “Wohneigentum für Familien (WEF)” gab. Dies ist eine spezielle Eigenheimförderung für Familien, die sich an Familien mit mittlerem oder geringem Einkommen richtet. Die Förderung ist aber an das Einhalten von hohen energetischen Standards geknüpft, was zusätzliche Kosten verursacht. Hinzu kommt, dass das Bauen durch die hohen Materialkosten und die gestiegenen Bauzinsen ohnehin schwieriger geworden ist. Die neue KfW-Förderung konnte dies nicht auffangen – viele waren enttäuscht und bezeichneten sie als Flop. Aufgrund all dieser Faktoren wurde Bauen so teuer und kompliziert, dass es kaum noch jemand tut: Sowohl Privatleute als auch Investor:innen stellten ihre Bauvorhaben zurück. Dies verstärkte den ohnehin schon vorhandenen Mangel an Wohnungen und an Aufträgen für die Baubranche.
Dem Unmut darüber begegnete die Bundesregierung im September 2023 mit einem Maßnahmenpaket und dem Aufweichen der Öko-Standards, die auf einem eigens für die Baukrise anberaumten Krisengipfel der Ampel-Koalition beschlossen wurde. Auf diesem Treffen zwischen der Bundesregierung und Vertreter:innen der Wohnungswirtschaft wurden 14 neue Maßnahmen beschlossen, die unter anderem auch die Eigenheimförderung für Familien betreffen.
Was beinhaltet die aktuelle Eigenheimförderung für Familien?
Für die Eigenheimförderung von Familien gibt es ein eigenes Förderprogramm der KfW-Bank – das Programm “Wohneigentum für Familien”. Das Programm trat erst im Juni 2023 in Kraft und vergibt zinsgünstige Kredite an Familien, deren zu versteuerndes Jahreseinkommen 60.000 Euro nicht überschreitet. Bedingung ist aber, dass mit diesem Geld ein besonders energieeffizientestes Haus gebaut wird: das Effizienzhaus 40. Das bedeutet, dass das Haus im Vergleich zu einem Standardhaus nur 40 Prozent der Energie verbraucht. Neben dem Energiebedarf des Wohnhauses ist auch der Wärmeverlust wichtig. Er darf nur bei 55% des Standardhauses liegen.
Kritik an der Eigenheimförderung
Kaum jemand wollte die aktuelle KfW-Förderung: Deutschlandweit stellten nur rund 100 Familien und Alleinerziehende einen Antrag. Das liegt größtenteils daran, dass nur Familien, deren zu versteuerndes Jahreseinkommen 60.000 Euro nicht überschreitet, die Förderung bekommen können. Diese Familien können es sich aufgrund der allgemein gestiegenen Kosten aber eher nicht leisten, ein Haus zu bauen.
Ein zusätzliches Problem sind die hohen Energiestandards, die laut dem Programm “Wohneigentum für Familien” erfüllt werden müssen. Um den geforderten Gebäudestandard “Effizienzhaus 40" zu erreichen, sind anfangs erhebliche Mehrkosten erforderlich – und diese Kosten werden durch die aktuelle KfW-Förderung nicht genügend aufgefangen. Nun ist es zwar so, dass sich die Kosten nach ein paar Jahren amortisieren, weil weniger Energiekosten anfallen. Dennoch müssen Bauherrinnen und Bauherren erst mal in Vorkasse gehen, und das bedeutet zusätzliche Belastung.
Forderungen der Baubranche
Natürlich hat sich die Baubranche schon vorab dazu geäußert, was sich ihrer Ansicht nach bei der Förderung ändern muss. Hierbei tauchten vor allem drei Punkte in der Forderungen der unterschiedliche Akteur:innen auf:
- Mehr Bauförderung: Was die Förderung anbelangt, gab es konkrete Vorschläge. So forderte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) ein 50 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm für den Wohnungsbau. Diese hohe Summe sei notwendig, um insbesondere den sozialen Wohnungsbau voranzubringen und mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch der Städte- und Gemeindebund setzt sich für mehr Investitionen ein, insbesondere, was den sozialen Wohnungsbau anbelangt. Hierfür sollte die Bundesregierung pro Jahr mindestens fünf Milliarden Euro bereitstellen sowie steuerliche Erleichterungen anbieten.
- Bessere Rahmenbedingungen: Gefordert wurden auch bessere Rahmenbedingungen. Damit ist eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren gemeint. Dies forderte unter anderem der Städte- und Gemeindebund. Auch eine Anpassung der Grunderwerbsteuer wurde vorgeschlagen. Dem Hauptverband der deutschen Bauindustrie schwebte vor, dass der Bund die Grunderwerbsteuer dauerhaft senkt oder zeitweise aussetzt.
- Das Absenken der hohen Energievorgaben: Eine weitere Forderung bezog sich auf die derzeit geltenden hohen Energiestandards, durch die sich das Bauen weiter verteuert hatte. So war geplant, für alle Neubauten ab 2024 den Energiesparstandard EH40 einzuführen. Das Baugewerbe forderte, dass dies in die Zukunft verschoben wird.
14 Maßnahmen: So wird die Förderung besser
Die Bundesregierung ist auf die Kritik zum Teil eingegangen. Sie sieht sich selbst in der Verantwortung dafür, dass günstiger gebaut werden kann und möchte verstärkt auf Bauförderung setzen. Ziel soll es sein, den Markt zu stabilisieren und wiederzubeleben, aber auch etwas Neues zu wagen und zu experimentieren. 14 Maßnahmen sollen das ermöglichen. Die Bundesregierung setzt unter anderem auf eine Aufstockung der Fördermittel. So hat sie die Förderung ausgeweitet und dabei einen Schwerpunkt auf mehr Wohneigentum für Familien gesetzt. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Maßnahmen kurz vor.
Mehr Familien bekommen Förderung
Das hierfür geänderte KfW-Programm “Wohneigentum für Familien” (WEF) greift seit dem 16. Oktober 2023. Seitdem haben auch die Familien eine Chance auf Förderung, deren zu versteuerndes Jahreseinkommen oberhalb von 60.000 Euro liegt. Die Grenze für eine Familie mit einem Kind liegt dann bei 90.000 Euro und erhöht sich mit der Anzahl der Kinder. Zusätzlich wurde auch die Höhe der Kredite noch um bis zu 35.000 Euro nach oben hin angepasst. Die neuen Kredithöchstbeträge sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:
Anzahl der Kinder | Förderstufe “Klimafreundliches Wohngebäude” | Förderstufe “Klimafreundliches Wohngebäude” – mit QNG |
---|---|---|
ein bis zwei | 170.000 Euro | 220.000 Euro |
drei bis vier | 200.000 Euro | 250.000 Euro |
ab fünf | 220.000 Euro | 270.000 Euro |
Vermeiden, dass Bauen noch teurer wird
Neben einer verbesserten Bauförderung soll vermieden werden, dass sich das Bauen noch weiter verteuert. Deshalb wurden zwei Maßnahmen, die zum Klimaschutz beitragen sollten, erst mal nach hinten verschoben:
- Die Verschärfung des Energiestandards: Nun gilt doch nicht, wie bisher vorgesehen, ab dem Jahr 2025 der Energiestandard EH40.
- Sanierungspflicht: Die Bundesregierung kämpfte im letzten Jahr darum, dass eine auf EU-Ebene geltende Sanierungspflicht für Bestandsgebäude eingeführt wird. Auf Immobilienbesitzer:innen wären hohe Kosten zugekommen. Dieses Vorhaben hat die Bundesregierung nun zurückgestellt.

Und sonst? Auch dies wurde beschlossen
Neben einer zielgerichteten Eigenheimförderung für Familien (WEF) wurden noch weitere Maßnahmen beschlossen, die den Wohnbau fördern sollen.
Die Bundesregierung ermöglicht es den Bundesländern zunächst bis zum Jahr 2027, ihre Grunderwerbsteuer flexibler zu gestalten. Die Grunderwerbsteuer ist eine der wenigen Steuern, über die die Länder allein verfügen. Sie zählt zu den Baunebenkosten und muss von den Bauherr:innen getragen werden, was die Gesamtkosten natürlich in die Höhe treibt. Der Bund hat es den Ländern nun leichter gemacht, die Grunderwerbsteuer abzusenken, um somit die Nebenkosten fürs Bauen zu reduzieren. Ob die Länder auf diese Einnahmequelle tatsächlich verzichten wollen, bleibt abzuwarten.
Auch das Thema Heizen hat sich die Bundesregierung noch einmal vorgenommen. Im Zuge des Heizungsgesetzes gibt es bereits eine Förderung für den Austausch von alten Heizungen gegen eine neue, klimafreundlichere Variante. Dieser sogenannte Speed-Bonus wird gewährt, wenn eine alte Heizung vorzeitig ausgetauscht wird und beträgt derzeit 20 Prozent. Nun soll er auf 25 Prozent erhöht werden. Profitieren sollen von dem angepassten Speed-Bonus künftig nicht nur Hauseigentümer:innen, sondern auch Vermieter:innen.
Neben dem Neubau soll auch die Sanierung oder die Umnutzung von Bestandsgebäuden stärker gefördert werden. Schon jetzt wird der Kauf von älteren Häusern und ihre anschließende Sanierung durch die KfW-Bank gefördert. Diese Förderung möchte die Bundesregierung durch ein neues Wohneigentumsprogramm namens “Jung kauft Alt” ausweiten. Die Details sind noch nicht bekannt.
Darüber hinaus sollen Städte und Gemeinden, in denen es deutlich zu wenig Wohnungen gibt, bei diesem Problem mehr Unterstützung bekommen. Der Bau von bezahlbarem Wohnraum soll hier einfacher und schneller vonstatten gehen. Geregelt werden soll dies in einer Sonderregelung innerhalb des Baugesetzbuches, die bis Ende 2026 ins Leben gerufen werden soll.
Zudem sollen die Rahmenbedingungen für serielles Bauen verbessert werden. Durch das Bauen in Serie kann oft schneller und preisgünstiger gebaut werden – ideal also, um schnell für mehr Wohnraum zu sorgen. Bisher gibt es hier keine bundeseinheitlichen Regelungen, doch dies soll sich laut Bundesregierung nun ändern. Künftig wollen Typengenehmigungen für serielles Bauen bundesweit gültig sein. Ein Haus, das in Nordrhein-Westfalen genehmigt wurde, kann also ohne zusätzliche Genehmigung auch in Hessen gebaut werden.
Fazit: Helfen die 14 Punkte dem Wohnungsbau?
Aber werden die auf dem Baugipfel beschlossenen Maßnahmen auch die gewünschten Effekte haben? Das wird sich im Laufe der nächsten Jahre zeigen, denn die Maßnahmen brauchen Zeit, um zu greifen. Außerdem hängt auch manches von den Bundesländern ab – etwa, was die Grunderwerbsteuer anbelangt und die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren.
Aus der Baubranche kommt erstmal Zustimmung. Die Pläne der Bundesregierung seien umfangreicher als erwartet, resümiert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Ganz ähnlich sieht es der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und lobt insbesondere das Aussetzen des neuen Energiestandards.
Doch es gab nicht nur Zustimmung. Gewerkschaften und Sozialverbände bedauern, dass bei der geplanten Wohnraumförderung die Mieterinnen und Mieter übersehen wurden. So gab es keine Pläne oder Zusagen dahingehend, den sozialen Wohnungsbau zu stärken. Auch die Einführung einer neuen Wohngemeinnützigkeit fand keinerlei Erwähnung.
Kritisch wurde auch der Fokus auf den Neubau gesehen. Laut der Arbeiterwohlfahrt (AWO) wohnen gerade ärmere Menschen meist in älteren und sanierungsbedürftigen Gebäuden und profitieren daher nicht in dem Maß von den Plänen der Bundesregierung wie Bauherr:innen, die über genügend finanzielle Mittel verfügen, um einen Neubau hochzuziehen. Letztere können sich über eine aufgestockte KfW-Förderung für ihr Eigenheim freuen.