Vier Gründe, warum Bauleitung eine harte Aufgabe ist
Alles im Blick, alle Fäden in der Hand: Bauleiterinnen und Bauleiter müssen während der gesamten Bauphase dafür sorgen, dass der Ablauf reibungslos funktioniert. Hierfür ist viel fachliches Know How erforderlich, aber auch Genauigkeit und Durchsetzungsvermögen.
Das Wichtigste zur Bauleitung in Kürze
- Bauleiter:innen koordinieren alle Gewerke, planen Abläufe und sind zentrale Ansprechperson für Bauherr:innen und Behörden
- Aufgaben: Termin- & Baustellenpläne erstellen, Kosten prüfen, Qualität kontrollieren, Bauabnahme und Dokumentation
- Erforderliche Soft Skills: Kommunikation, Empathie, Durchsetzungsvermögen und schnelle Entscheidungsfähigkeit
- Herausforderungen: viele Beteiligte, häufige Störungen, Zeitdruck, kontinuierliche Kontrolle der Arbeitsergebnisse
- Qualifikation meist durch Studium oder Meistertitel, ergänzt durch Praxiserfahrung und ggf. Bauleiterschulungen
- Haftung möglich bei mangelhafter Überwachung – Bauleitung muss Sorgfaltspflichten einhalten
Egal, um welche Art von Bauwerk es sich handelt: Es sind viele Gewerke daran beteiligt, die jeweils aufeinander aufbauen. Darüber hinaus bringen noch weitere Spezialist:innen, etwa aus den Bereichen Architektur oder Bauingenieurwesen, ihr Wissen mit ein. Je nach Art des Gebäudes kommen so schnell um die zwanzig Parteien zusammen, manchmal sogar mehr. All diese Menschen und ihre Arbeit müssen koordiniert werden, damit zum Schluss ein Gebäude entstehen kann. Auch jenseits der Baustelle gibt es mit den Bauherr:innen und Behörden noch weitere Akteure, die mit einbezogen werden müssen.
Genau diese Koordinierung sowie die Gesamtplanung ist die Aufgabe der Bauleitung. Bei der Bauleiterin oder dem Bauleiter laufen viele Fäden zusammen. Sie oder er muss den Überblick behalten über alle Abläufe, die beteiligten Personen und ist Ansprechperson für die verschiedenen Interessensgruppen.
Inhaltsverzeichnis
Welche Pflichten hat die Bauleitung laut Landesbauordnung?
Da diese Position so wichtig für den Erfolg eines jeden Bauprojektes ist, haben die Landesbauordnungen (LBO) die Pflichten der Bauleitung festgelegt, und zwar im § 45 LBO. So müssen Bauleiterinnen und Bauleiter
- darüber wachen, dass die Bauausführung den öffentlich-rechtlichen Vorschriften und den Entwürfen des Entwurfsverfassers entspricht.
- auf den sicheren bautechnischen Betrieb der Baustelle achten.
- auf korrektes und gefahrloses Ineinandergreifen der Arbeiten der Unternehmen achten.
- Verstöße, denen nicht abgeholfen wird, unverzüglich der Baurechtsbehörde mitteilen.
- bei fehlender Fachkenntnis externe Fachbauleiter hinzuziehen.
Die Aufgaben in der Bauleitung: Was ist da eigentlich zu tun?
Die Aufgaben von Bauleiterinnen und Bauleiter sind sehr vielfältig, da sie während der gesamten Bauphase die Hauptansprechperson sind. Noch bevor überhaupt die Baugrube ausgehoben wurde, sind sie bereits am Start: Bauleiterinnen und Bauleiter kümmern sich von Anfang an um das jeweilige Bauprojekt. Schon bei der Planung sind sie dabei und bleiben für das Gebäude zuständig, bis das Dach gedeckt und im Bad die letzte Fliese verlegt wurde – bis zum Schluss also. Von ihnen hängt es ab, ob auf der Baustelle alles nach Plan läuft und ob das Gebäude so verwirklicht werden kann, wie es gedacht war.
Sie haben dabei alles Wichtige im Blick: Die wirtschaftlichen Aspekte müssen sie ebenso im Griff haben wie die baulichen Details und den termingerechten Ablauf. Daher ist ein klug erstellter Ablaufplan unverzichtbar. Doch wie sehen die Aufgaben im Detail aus?
Koordinierung von Bauprojekten
Eine ihrer Hauptaufgaben besteht in der Koordinierung von Bauprojekten. Sie koordinieren die einzelnen Teams und achten auch darauf, dass alle, die auf der Baustelle tätig sind, richtig eingewiesen worden sind. Denn nur wenn alle einen Strang ziehen und die Details kennen, kann ein Gebäude so fertiggestellt werden, wie es geplant war.
Kontrollarbeiten
Darüber hinaus üben Bauleiterinnen und Bauleiter auch Kontrollarbeiten aus. Sie kontrollieren die Arbeiten von Handwerker:innen und Zuliefer:innen dahingehend, ob alles in der gewünschten Qualität erstellt wurde. Nach Abschluss der Arbeiten gibt es noch einmal abschließende Qualitätskontrollen, die auch wieder die Bauleitung vornimmt.
Überblick über die Tätigkeiten
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bauleiterin oder der Bauleiter alle Fäden in der Hand hält. Hier sind die wichtigsten Aufgaben auf einen Blick:
- Erstellen von Baustelleneinrichtungsplänen und Terminplänen
- Überwachen der Bauausführungen gemäß baurechtlichen Vorschriften
- Gemeinsames Aufmaß: Den Fortgang der Bauarbeiten mit Auftraggeber:innen feststellen
- Koordination der Gewerke mit Bauunternehmen
- Abnahme der geleisteten Arbeiten
- Dokumentation des Bauablaufs
- Kontrollieren der Ausgaben
- Überprüfung der eingegangenen Rechnungen
- Kommunikation mit Behörden
- Zusammenstellung relevanter Unterlagen für Behörden
- Qualitätskontrolle
- Übergabe des Bauobjekts
Baustelle und Büro im Wechsel
Die Arbeit als Bauleitung ist also sehr vielfältig und verlangt Flexibilität – das betrifft sowohl die Arbeitsinhalte als auch den Arbeitsort. Bauleiter:innen wechseln regelmäßig zwischen der Baustelle und ihrem Büro. Während sie auf der Baustelle etwa Subunternehmen und unternehmenseigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordinieren und einweisen und somit auch viel Kontakt mit Menschen haben, sind die Aufgaben im Büro anders gelagert. Hier stehen Planung und Kalkulation im Vordergrund. Dazu gehören Vorarbeiten wie das Einholen von Angeboten und das Kalkulieren der Kosten, aber auch die Projektabwicklung an sich.
Welche Soft Skills sind wichtig?
Fragt man nach den wichtigsten Soft Skills, die Bauleiterinnen und Bauleiter in ihrer Funktion als Vorgesetzte mitbringen sollten, werden meist die folgenden drei genannt:
- Kommunikatives Geschick
- Empathie
- Durchsetzungsfähigkeit
Bauleiter:innen müssen dafür sorgen, dass alle auf der Baustelle gut zusammenarbeiten. Sie müssen die Arbeiten der einzelnen Mitarbeiter:innen aufeinander abstimmen, aber auch bei Problemen ein offenes Ohr haben und Lösungsvorschläge erarbeiten.
Doch sie sind nicht nur die Ansprechperson für die Mitarbeiter:innen, sondern auch Verhandlungspartner für Dritte wie Subunternehmen, Lieferfirmen und Baubehörden. Hier ist neben Durchsetzungsvermögen auch Verhandlungsgeschick gefragt, gerade wenn es um die Verhandlungen von Preisen geht.
Wie wird man Bauleiter:in?
Es gibt keine direkte Ausbildung zur Bauleiterin oder zum Bauleiter. Viele, die in diesem Beruf tätig sind, haben an einer Universität oder Fachhochschule Bauingenieurwesen, Architektur oder Baubetriebsmanagement studiert. Neben dem akademischen Wissen ist
Praxiswissen eine wichtige Voraussetzung. Dies kann im Rahmen von Praktika oder durch ein duales Studium erworben werden.
Als Quereinsteiger in die Bauleitung
Auch wer keinen akademischen Hintergrund hat, kann es zur Bauleiterin oder zum Bauleiter bringen. Beispielsweise, wenn jemand eine technische Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen hat oder neben langjähriger Erfahrung in einem Handwerk auch einen Meistertitel vorweisen kann.
Bauleiterschulungen
Sowohl Absolvent:innen eines Studiums als auch Quereinsteiger:innen können darüber hinaus ihr Wissen in einer Bauleiterschulung vertiefen. Hierfür gibt es verschiedenen Anbieter:innen, die einzelne Seminare zu bestimmten Themen organisieren oder auch komplette Lehrgänge. Diese kann man mit einem Zertifikat abschließen, wie dem “Bauleiter:in (TÜV)”, “DEKRA-zertifizierte Bauleiter:in" oder “Zertifizierte:r Bauleiter:in”.
Bauleitererklärung: So wird die Bauleitung ernannt
Wenn feststeht, wer die Bauleiterin oder der Bauleiter für ein Bauvorhaben werden soll, sind noch ein paar formale Dinge zu erledigen, um diese korrekt zu benennen. Hierfür muss zunächst einmal eine Bauleitererklärung ausgefüllt werden. Die Bauleitererklärung dient als Nachweis darüber, dass das Bauvorhaben korrekt und rechtssicher durchgeführt und dokumentiert wird. Die Bauleiterin oder der Bauleiter soll als Schnittstelle zur Planung, Koordination und Kontrolle fungieren. Die Bauleitererklärung muss als Anlage zum Bauantrag bei der zuständigen Baubehörde eingereicht werden. Darüber hinaus ist auch ein Nachweis darüber nötig, dass die Bauleiterin oder der Bauleiter über die erforderliche Sachkunde und die nötige Erfahrung verfügt.
Vier Gründe, warum Bauleitung eine harte Aufgabe ist
1. Probleme sprießen wie Pilze aus dem Boden
Wie bereits oben erläutert, arbeiten Bauleiterinnen und Bauleiter mit vielen Akteur:innen zusammen. Sie müssen diese koordinieren und auch die Qualität der geleisteten Arbeit sicherstellen. Dafür ist eine gute Planung nötig, die auf eine realistische Ablaufstruktur setzt. Im Idealfall greifen die einzelnen Gewerke wie Zahnräder in einem Uhrwerk ineinander über. Leider sind Störungen und Verzögerungen aber an der Tagesordnung. Bauleiterinnen und Bauleiter müssen deshalb die Fähigkeit mitbringen, vorausschauend zu planen und stets die gesamte Bauphase im Blick zu behalten. Mögliche Probleme sollte die Bauleitung stets im Hinterkopf haben, um rechtzeitig darauf reagieren zu können und die Leute auf der Baustelle dafür zu sensibilisieren.
2. Mangelnde Menschenkenntnis kann das Bauprojekt ins Wanken bringen
Auf jeder Baustelle arbeiten viele Menschen zusammen. Jede und jeder bringt persönliche Stärken, aber auch Schwächen mit. Für beides sollten Bauleiter:innen ein Gespür haben, um mögliche Schwachpunkte zu erkennen und offen ansprechen zu können. Das fällt natürlich leichter, wenn sie einen guten Draht zu allen am Bau beteiligten haben. Daher gehören Menschenkenntnis und ein freundlicher Umgangston zu den wesentlichen persönlichen Eigenschaften, über die Bauleiter:innen verfügen sollten.
3. Sich schnell und richtig entscheiden müssen
Ein Problem kommt selten allein – das gilt gerade auf Baustellen. Bauleiter:innen stehen oft mehreren Problemen auf einmal gegenüber, die alle gelöst werden wollen. Wer nun geneigt ist, ein Problem nach dem anderen zu lösen, riskiert, dass die Probleme, die besonders viele negative Folgen nach sich ziehen können, nicht rechtzeitig angegangen werden. Besser ist es, diese Komplikationen in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit zu lösen. Welche Punkte lassen keinen Aufschub zu? Was führt zu Folgeproblemen, wenn sich nicht rechtzeitig jemand darum kümmert? Die Fähigkeit, die Schlüsselprobleme zu erkennen und richtig einzuordnen, sollten Bauleiter:innen mitbringen.
4. Immer allen auf die Finger gucken
Sich zurücklehnen und die Handwerksunternehmen einfach mal machen – das können sich Bauleiterinnen und Bauleiter nicht erlauben. Sie müssen die Arbeit der einzelnen Gewerke immer beobachten und die Ergebnisse durch den ganzen Bauprozess regelmäßig auf Herz und Nieren prüfen. Auch darauf, welche Materialien verbaut wurden und ob diese sich gut ergänzen, müssen sie achten. Beim Estrich kann die falsche Materialzusammensetzung sogar Risse verursachen. Umso wichtiger, dass die Bauleitung mögliche Fehler frühzeitig erkennt. Dafür ist natürlich jede Menge Fachwissen erforderlich.
Und wenn was schief läuft? Bauleiterhaftung bei Mängeln
Wenn an einem Gebäude ein Mangel auftritt, kann es sein, dass hierfür neben dem ausführenden Unternehmen auch die Bauleitung haften oder mithaften muss – so regelt es der Artikel 51 Obligationenrecht (OR).
Es ist die Aufgabe von Bauleiterinnen und Bauleitern, sich für die Interessen der Bauherr:innen einzusetzen. Hierfür definieren sie gemeinsam mit Architekt:innen die Leistungsanforderungen für die Unternehmen, die am Bau mitwirken. Dazu gehört es auch, die Arbeitsanweisungen zu kommunizieren und die ausgeführten Arbeiten anschließend sorgfältig zu kontrollieren. Wenn die Arbeiten oder das Material fehlerhaft sind, muss die Bauleitung eingreifen. Andernfalls verletzt sie ihre Überwachungs- und Sorgfaltspflicht und muss entsprechend haften.
Wie genau muss die Bauleitung kontrollieren?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Es gibt für die Kontrollen am Bau keine rechtsverbindlichen Listen, die abgearbeitet werden können. Vielmehr ist es so, dass die Qualitätssicherungshandbücher der einzelnen Gewerke maßgeblich sind. Bauleiterinnen und Bauleitern müssen nicht jedes winzige Detail kontrollieren, aber sie sollten wissen, worauf es ankommt. Gerade die Schnittstellen zwischen den einzelnen Gewerken müssen kontrolliert werden.
Fazit
Bauleiterinnen und Bauleiter können sich über einen vielseitigen Arbeitsalltag freuen. Sie sind viel unterwegs – mal im Büro, mal auf der Baustelle – und kommen mit vielen Menschen zusammen. Auch die Arbeitsinhalte sind alles andere als langweilig. So werden einerseits Baupläne erstellt, oft in Zusammenarbeit mit einer Architektin oder einem Architekten. Gleichzeitig müssen Kosten kalkuliert werden und Gespräche mit Bauherr:innen und Behörden geführt werden. Auch die Kommunikation auf der Baustelle mit Handwerker:innen gehört zum Arbeitsalltag, sowie die Kontrolle der Arbeiten. Gerade in dieser Vielseitigkeit liegt auch die Schwierigkeit: Es kann aufgrund der vielen Anforderungen, die der Bau eines Gebäudes mit sich bringt, auf allen Seiten immer wieder zu Fehlern und Verzögerungen kommen, die nicht selten zu Unstimmigkeiten führen. Hier trotz allem stets die Fäden in der Hand zu behalten, macht den Job als Bauleiterin oder Bauleiter zu einem ‘harten’ Job.
Gratis E-Book: Bieten Sie erfolgreich auf Bauprojekte


