Rohstoffknappheit und Inflation verhindern den wirtschaftlichen Aufschwung

Materialknappheit und steigende Preise dominierten die Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren besonders. Welche Entwicklung hat sich gezeigt und was wird künftig erwartet? 

Das Wichtigste zur Rohstoffknappheit und Inflation in Kürze

  • Pandemie, Krieg und Handelskonflikte führten zu Lieferengpässen, Preissprüngen und Abhängigkeiten – seit 2023 Entspannung bei Verfügbarkeit und Preisen, dennoch bleibt die Baukonjunktur schwach
  • Holz wieder gut verfügbar wegen Nachfrageschwäche, langfristig bis 2050 steigender Bedarf erwartet
  • Stahl deutlich günstiger, aber volatil durch globale Produktion und geopolitische Risiken
  • Zement weiter teuer wegen Energie und Transport, Entlastung erst durch CO₂-arme Technologien
  • Metalle kritisch wegen Energiewende und Importabhängigkeit, Recycling gewinnt strategische Bedeutung
  • Mittelfristig keine vollständige Entwarnung, wachsende Nachfrage und neue Konflikte drohen
  • Politikhebel sind Recycling fördern, Digitalisierung und Effizienz wie BIM skalieren, Lieferketten diversifizieren
Bagger verlädt Holz aber die Rohstoffknappheit verhindert wirtschaftlichen Aufschwung © Gustavo / stock.adobe.com

Pandemie, Krieg und Handelskonflikte haben die Verfügbarkeit in den letzten Jahren stark beeinflusst und uns gezeigt, wie gefährlich es ist, sich von einem Lieferanten oder einer Lieferantin abhängig zu machen, da eine Lieferkette jederzeit einbrechen kann. Doch während das Thema Rohstoffmangel zwischen 2020 und 2023 ständig in den Schlagzeilen war, ist es in letzter Zeit still um Rohstoffknappheit und Lieferengpässe geworden. Doch heißt das, dass das Problem beseitigt ist? Nicht ganz. Erfahren Sie hier, wie sich die Rohstoffknappheit entwickelt hat und wie die Prognosen für die nächsten Jahre aussehen!

Die Ursachen für die Preis- und Beschaffungsprobleme

Die aktuellen Probleme mit Rohstoffknappheit und Lieferengpässen haben 2020 ihren Anfang gefunden, als die COVID-19-Pandemie von heute auf morgen das ganze Leben dominiert hat. Durch Lockdowns wurden Lieferketten weltweit unterbrochen, die Produktion musste mancherorts ganz eingestellt werden. Als die Wirtschaft langsam wiedereröffnet wurde, stieg die Nachfrage nach Rohstoffen zwar wieder, die Produktionskapazitäten blieben aber eingeschränkt. Das lag unter anderem an dem verschärften Arbeitskräftemangel durch Lockdowns und Quarantänemaßnahmen.

Weiter verschärft wurde der Materialmangel durch den russischen Angriff auf die Ukraine, denn sowohl Russland als auch die Ukraine sind wichtige Stahllieferanten für Deutschland. Und die Politik Donald Trumps hat noch das Sahnehäubchen dargestellt. Seit 2018 hat sich ein Handelskonflikt zwischen den USA und China entwickelt, der zu erhöhten Importzöllen und Störungen in den Lieferketten geführt hat. Aufgrund von Spannungen zwischen den USA und der EU wurden auch auf europäische Produkte Zölle verhängt. Dadurch entstanden Unsicherheiten in der Weltwirtschaft, die die Verfügbarkeit von Rohstoffen beeinträchtigt und schwer vorhersehbar gemacht haben.

Last but not least haben extreme Wetterereignisse die Situation weiter angespannt. Insbesondere Dürre und Stürme haben den Bestand an Rohstoffen wie Holz verringert. Da die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen oft mit hohen Umweltbelastungen verbunden ist, haben die Extremwetterereignisse auch die globalen Lieferketten beeinflusst.

Experten Interview zur Materialknappheit in 2021

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Die Lage 2024

Die Materialknappheit hat sich seit Frühjahr 2023 immer weiter entspannt und stellte im Jahr 2024 kaum noch ein Problem dar. Auch bei den Materialpreisen konnte seit 2023 eine Entspannung beobachtet werden, insbesondere bei Stahl und Bauholz. Die Preise für energieintensive Produkte wie Zement sind wegen der hohen Energiepreise aber weiter gestiegen. Auch wenn dies insgesamt erstmal vielversprechend klingt, bleibt die Lage der Baubranche angespannt. Auch wenn Materialknappheit und –preise weniger akute Themen geworden sind, steht die Baubranche vor großen Herausforderungen, insbesondere in der Baukonjunktur und im Wohnungsbau.

Wie sieht es bei den einzelnen Baustoffen aus?

Holz

Während Holz Anfang der Corona-Krise zu den Produkten zählte, die am schwersten zu erhalten waren, sind die Lagerbeständige nun wieder gut gefüllt. Doch die Gründe dafür sind nicht so erfreulich. Die Bauwirtschaft befindet sich in einer Krise, weswegen der Baustoff Holz momentan wenig nachgefragt wird. Doch es wird damit gerechnet, dass die Nachfrage in Deutschland bis 2050 deutlich steigen wird, insbesondere für Nadelholz, das im Bau und der Möbelherstellung benötigt wird.

Stahl

Ähnlich ist es bei Stahl: Auch hier hat sich in diesem Jahr eine stark merkliche Preisentspannung eingestellt. Schwere Stahlträger und grobe Blechen kosten zwischen 750 und 1.000 Euro die Tonne und warmgewalzter Stahl aus nordeuropäischen Hochöfen ist für einen Spotpreis von 580 Euro pro Tonne im Verkauf, dem niedrigsten Preis seit Dezember 2020. Diese Preisentwicklungen werden durch eine erhöhte Produktion in China und eine sinkende Nachfrage beeinflusst. Doch auch hier gilt es, mit Vorsicht zu genießen, da die Situation in Hinblick auf globale Konflikte volatil bleibt.

Zement

Anders sieht es bei Zement aus. Die noch immer sehr hohen Energie- und Transportkosten sorgen dafür, dass dieser energieintensive Baustoff sehr teuer ist. Die rückläufigen Energiepreise und die nachlassende Inflation haben daran bisher wenig geändert. Es wird auch in den nächsten Jahren mit keiner nennenswerten Verbesserung der Lage gerechnet. Auf lange Sicht liegt die Hoffnung bei kohlenstoffarmen Technologien und alternativen Brennstoffen, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.

Metall

Die Verfügbarkeit von Metall stellt momentan für viele Branchen ein großes Problem dar. Die Energiewende und der Übergang zu elektronischen Technologien erhöhen den Bedarf an Metallen wie Lithium, Kobalts und seltenen Erden erheblich, da sie für Batterien, Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energietechnologien benötigt werden. Zudem sind Länder wie Deutschland auf Importe angewiesen, da der eigene Metallbergbau in den 1990er Jahren eingestellt wurde. Das führt zu neuen Abhängigkeiten und einem steigenden Risiko für Engpässe. Schon jetzt sind die Lieferketten für Metall durch geopolitische Spannungen gestört, wie sich das in den nächsten Jahren entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Recycling wird hier als langfristige Lösung angesehen, um die Selbstversorgung zu verbessern und die Verfügbarkeit von Primärmetallen zu verringern.

Erwartungen für die kommenden Jahre

Eine vollumfängliche Entspannung der Rohstoffknappheit wird in den nächsten Jahren nicht erwartet. Die Nachfrage wird voraussichtlich weiter steigen. Insbesondere in sogenannten Schwellenländern, in denen große Bautätigkeiten stattfinden und stattfinden werden, das kann zu weiteren Engpässen führen. Zudem bahnen sich weitere geopolitische Spannungen und Handelskonflikte an. Die Hoffnung, um das Problem abzuschwächen, sind neue Innovationen und Technologien, die dabei helfen könnten, den Bedarf an traditionellen Rohstoffen zu mindern. Zudem führen Nachhaltigkeitsbestrebungen vermehrt zu einem Umdenken in der Beschaffung von Rohstoffen. Das Recycling von Baustoffen wird voraussichtlich in den nächsten Jahren weiter ausgebaut, wodurch die Abhängigkeit von knappen Rohstoffen reduziert werden kann, ebenso wie die Abhängigkeit von Importen.

Reaktionen der Politik gefordert

Auf politischer Ebene gibt es vor allem drei Aspekte, die beeinflusst werden können, um die Situation zu entschärfen. Teilweise wurden bereits Anpassungen vorgenommen, doch auch für die kommenden Jahre müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden.

  1. Förderungen von Recycling: Die Wieder- und Weiterverwendung von Rohstoffen ist ein zentraler Baustein, um die Abhängigkeit von Rohstoffen zu reduzieren und weniger auf globale Lieferketten angewiesen zu sein. Der Einsatz von Recyclingbaustoffen wurde durch die Ersatzbaustoffverordnung deutschlandweit vereinheitlicht. Die Regelungen sollten auch zu einer Vereinfachung beitragen, wie erfolgreich dieses Vorhaben ist, erfahren Sie in unserem Artikel zur Ersatzbaustoffverordnung.
  2. Digitalisierung und Effizienzsteigerung: Schon jetzt gibt es verschiedene Innovationen, insbesondere im Zusammenhang mit der Digitalisierung, die zu einem niedrigeren Energie- und Materialverbrauch beitragen, wie etwa Building Information Modeling (BIM). Doch oft scheitert es daran, dass diese Innovationen nicht flächendeckend eingesetzt werden. Aufgabe ist es also, sie für Unternehmen attraktiver zu machen und den Umstieg zu erleichtern. Das gilt auch für neue Technologien, die in den kommenden Jahren entwickelt werden.
  3. Verbesserung der Lieferketten: Insbesondere zu Beginn des Kriegs in der Ukraine haben wir alle gemerkt, wie problematisch es ist, von einem Land in so großem Umfang abhängig zu sein. Die Energiepreise sind in die Höhe geschnellt, weil wir von Russland abhängig waren. Es ist also Aufgabe der Politik, die Abhängigkeit von einzelnen Lieferant:innen und Regionen zu verringern, damit geopolitische Veränderungen weniger Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit haben.

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Lorena Lawniczak - Redakteurin bei der ibau GmbH
Lorena Lawniczak

Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei ibau hat sich Lorena Lawniczak um die Erstellung von qualitativem Content für unsere Leser:innen gekümmert. Sie beschäftigte sich speziell mit Themen zur Leadgenerierung und Sales und verfasste hilfreiche Ratgeber für Unternehmen. Neben diesen Themen setzte sie sich intensiv mit dem Vergaberecht auseinander und schrieb Glossarartikel zu Begriffen rund um Ausschreibungen und Vergaben. Durch ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre hat sie außerdem großes Interesse an digitalen Bereichen, wie dem Online-Marketing und konnte dieses Wissen vielfältig in ihre Texte einfließen lassen.