Nachhaltiger Dämmstoff aus Altkleidung

Forscher:innen der Hochschule Luzern haben mit Texaid Methoden entwickelt, vorher unbrauchbare und alte Textilien zu Garn und Vlies für Teppiche und Dämmstoffe zu verarbeiten.

Das Wichtigste zu nachhaltigem Dämmstoff aus Altkleidung in Kürze

  • Forschende der Hochschule Luzern haben Verfahren entwickelt, aus unbrauchbarer Altkleidung Garn und Dämmvliese herzustellen.
  • Rund ein Drittel der jährlich gesammelten 37.000 Tonnen Kleidung bei Texaid ist bisher kaum verwertbar – das Projekt schafft neue Einsatzmöglichkeiten.
  • Aus langen Fasern wird Garn für Teppiche, aus kurzen Fasern und Staub entsteht Vlies für Schall- und Fassadendämmung.
  • Die Vliesprodukte bieten Potenzial für nachhaltige Innenraum- und Fassadendämmungen.
  • Hohe technische Anforderungen wie Schadstofffreiheit und Brandschutz müssen erfüllt werden, um das Material im Bau einzusetzen.
  • Das Projekt zeigt einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zur Reduktion von Textilabfällen.

Ein Drittel der aussortierten Kleidung ist beinahe unbrauchbar und kann meist nur noch als Putzlappen oder Reißwolle weiterverwendet werden. Durch die neuen Ergebnisse ist allerdings eine Weiterverwendung als Dämmstoff denkbar. Etwa 37.000 Tonnen Altkleider kommen jährlich bei einer der europaweit größten Organisationen für das Sammeln, Sortieren und Verwerten gebrauchter Textilien, Texaid, zusammen. 30 Prozent davon sind in einem derart schlechten Zustand, dass sie nicht mehr weitergegeben werden können. Im heutigen Zeitalter schneller und billiger Mode ist die Tendenz steigend.

Kleidung aus der irgendwann Nachhaltiger Dämmstoff aus Altkleidung entstehen kann © Ivan Kurmyshov / stock.adobe.com

Die von den Forscher:innen an der Hochschule Luzern entwickelten Methoden sehen vor, die Altkleidung zu einem groben Garn zu verspinnen, das sich gut für Teppiche eignet. Aus den beim Reißen der Stoffe entstandenen kürzeren Fasern und dem Staub lassen sich hingegen Materialprototypen herstellen, die zur Schalldämmung genutzt werden können. So nutzen die Designforscher:innen der HSLU-Abteilung Design & Kunst und die Materialforscher:innen des Departements Technik & Architektur diese kurzen Fasern zur Herstellung von Vlies, einer losen, nicht gewebten Verbindung von Fasern. Daraus wiederum entwickelten sie verschiedene Anwendungsmöglichkeiten als Dämmmaterialien. Geeignet sind diese vor allem für die Schalldämmung von Innenräumen oder zum Dämmen von Fassaden. Dabei mussten sich die Forscher:innen einigen Herausforderungen stellen: „Die technischen Anforderungen an Bauprodukte in der Architektur haben strenge Auflagen und Normen zu erfüllen. Gegensätzliches trifft bei Bekleidung oder textilen Ausstattungen zu“, erklärt Materialforscherin Susanne Triller und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Departement Technik & Architektur. Um das Material im Bau zu etablieren, muss nämlich bewiesen sein, dass es schadstofffrei ist und als nicht brandgefährlich zertifiziert werden kann.

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Jacqueline Segeth - Redakteurin bei der ibau GmbH
Jacqueline Segeth

Jacqueline Segeth war von Februar 2019 bis April 2021 bei der ibau GmbH in Münster tätig. Als Redakteurin recherchierte und verfasste sie Ratgeber- und Glossarartikel für unsere Onlinemagazine. Ihre vielseitige und strukturierte Schreibweise erlaubt es ihr, Inhalte verschiedener Themenbereiche strukturiert und verständlich aufzubereiten.