KfW-Förderung Neubau: Was gilt jetzt eigentlich?
Wer in den letzten Jahren einen Neubau geplant hat, kam um das Chaos rund um die KfW-Förderungen nicht herum. Ist jetzt endlich Ruhe und damit Planungssicherheit eingekehrt?
Das Wichtigste zur neuen KfW-Förderung Neubau in Kürze
- Nach Förderchaos der letzten Jahre bietet 2024 wieder mehr Planbarkeit
- KFN fördert seit 2023 klimafreundliche Neubauten auf EH40 mit QNG Bonus bis 150.000 € je Einheit sowie zinsgünstigen Krediten über 4–35 Jahre und einem effektiven Jahreszins zwischen 1,15% und 2,20%
- Voraussetzungen KFN sind nachhaltige Bauweise ohne fossile Heizung und Einbindung eines Energieeffizienz Experten
- KNN fördert seit Oktober 2024 bezahlbare Neubauten auf EH55 bis 100.000 € je Einheit, 10 Jahre Laufzeit und Zinsbindung rund 1,0 % mit Fokus auf Lebenszyklus und Baukosten sowie breiterer Zielgruppe
- Ergänzend nutzen lassen sich Länder- und Kommunalprogramme, Baukindergeld Plus, Wohnungsbauprämie, Arbeitgeberdarlehen sowie Förderungen für spezielle Bauweisen
- Trend geht zur Betrachtung des gesamten Gebäudelebenszyklus, mehr Gewicht für Sanieren statt Neubau und regionale Differenzierung
- Risiko bleibt durch Kürzungen einzelner Programme und mögliche Anpassungen der Förderhöhen, daher Bedingungen eng verfolgen

Die KfW-Förderung für Neubauten war in den letzten Jahren keine zuverlässige Unterstützung. Das Bundeswirtschaftsministerium hat viel zu wenig Geld in die Fördertöpfe geworfen, sodass diese in Windeseile ausgeschöpft waren und Förderungen, auf die man sich verlassen hat, eingestellt wurden. Die Herausforderung, die für die Turbulenzen gesorgt hat, ist der Ruf nach umweltfreundlicherem Bauen. Die Nachhaltigkeitskriterien an förderfähige Gebäude sollten erhöht werden – doch diese Umstellung wurde alles andere als elegant geregelt. Doch 2024 scheint endlich Ruhe eingekehrt zu sein in den Förderdschungel für Neubauten. Erfahren Sie hier, welche Möglichkeiten Bauherr:innen jetzt haben!
Das Hin und Her mit der KfW-Förderung für Neubauten
In den letzten Jahren gab es einige Turbulenzen rund um die KfW-Förderprogrammen für Neubauten. Im Januar 2022 hat das Bundeswirtschaftsministerium überraschend die Förderung für energieeffiziente Gebäude gestoppt, was zu erheblicher Verunsicherung in der Baubranche führte. Im Anschluss daran wurde das Förderungsprogramm für Neubauten grundlegend überarbeitet. Dabei wurde ein Fokus auf besonders klimafreundliche Gebäude (insbesondere EH40-Standard) gelegt und es wurden grundsätzlich strengere Nachhaltigkeitskriterien eingeführt, etwa, dass Heizungen mit fossilen Brennstoffen komplett ausgeschlossen wurden.
Aktuelle KfW-Förderungen für Neubauten
Doch mittlerweile ist Ruhe eingekehrt und Bauherr:innen haben wieder eine verlässliche Regelung der Förderprogramme, um ihre Bauvorhaben planen zu können. Dazu bietet die KfW aktuell zwei wesentliche Förderprogramme an:
Klimafreundlicher Neubau (KFN)
Dieses Programm startete 2023 und fördert den Bau besonders energieeffizienter und nachhaltiger Gebäude. Gefördert werden Neubauten mit Effizienzhaus-Stufe 40 (EH40) mit einer maximalen Fördersumme von 100.000 Euro pro Wohneinheit. Gebäude mit dem Qualitätssiegel "Nachhaltiges Gebäude" (QNG) werden sogar mit bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit gefördert. Des Weiteren stehen zinsvergünstigte Kredite mit Laufzeiten zwischen 4 und 35 Jahren und einem effektiven Jahreszins zwischen 1,15% und 2,20% zur Verfügung.
Förderbedingungen:
- Erfüllung strenger Nachhaltigkeitsanforderungen
- Verzicht auf fossile Heizsysteme
- Beauftragung eines Energieeffizienz-Experten
Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment (KNN)
Seit Oktober 2024 wird das Förderprogramm KFN noch ergänzt durch eine Förderung klimafreundlicher Neubauten im Niedrigpreissegment (KNN). Ziel des Programms ist es, Klimaschutz und Nachhaltigkeit beim Wohnungsbau zu realisieren, dabei aber nicht die Herausforderung des bezahlbaren Wohnraums zu vernachlässigen.
Ziele und Fokus:
- Förderung kostengünstigerer Neubauten mit guter Energieeffizienz
- Belebung des Wohnungsbaus, insbesondere für Haushalte mit niedrigem bis mittlerem Einkommen
- Begrenzung der Baukosten
- Reduktion von CO2-Emissionen
- Optimierung der Wohnfläche
Förderbedingungen:
- Gefördert werden Neubauten mit Effizienzhaus-Stufe 55 (EH55)
- Maximale Fördersumme: 100.000 Euro pro Wohneinheit
- Zinsvergünstigte Kredite mit 10 Jahren Laufzeit und 10 Jahren Zinsbindung
- Zinssatz: ca. 1,0%
- Antragsberechtigte: Privatpersonen, Wohnungsbaugenossenschaften, Kommunale Unternehmen, Investoren und Ersterwerber
Dieses Förderprogramm zeichnet sich durch besonders flexible Kriterien, insbesondere im Vergleich zum KFN-Programm, aus, indem auf starre Energieeffizienzstandards wie den EH-40-Standard verzichtet wird. Zudem verfolgt es einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem der gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinsichtlich Treibhausgasemissionen und Baukosten berücksichtigt wird.
Andere Förderungen für Neubauten in Deutschland
Neben den KfW-Programmen können Häuslebauer:innen auch auf andere Quellen für Förderungen von Neubauten zurückgreifen. Bei der Suche nach Fördermöglichkeiten ist es ratsam, auch regionale und spezielle Angebote zu prüfen und zur Finanzierung eine Kombination verschiedener Fördermöglichkeiten zu nutzen. Hier ein Überblick über einige wichtige alternative Fördermöglichkeiten:
Länderspezifische Förderprogramme
Viele Bundesländer bieten eigene Förderprogramme für Neubauten an. Diese sind oft ergänzend zu den bundesweiten KfW-Förderungen gedacht und können spezifische regionale Schwerpunkte setzen, beispielsweise eine besondere Förderung des ländlichen Raums. Häufig gibt es auch zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse für energieeffizientes Bauen.
Kommunale Förderprogramme
Städte und Gemeinden können zusätzliche Anreize für Neubauten setzen. Auch hier werden in der Regel lokale Bedürfnisse wie Innenstadtentwicklung oder Nachverdichtung fokussiert. Diese Förderungen können in Form von Zuschüssen, vergünstigten Grundstücken und Beratungsleistungen stattfinden.
Baukindergeld Plus
Einige Bundesländer bieten als Alternative zum auslaufenden Baukindergeld des Bundes eigene Programme an, die sich explizit an Familien mit Kindern richten. Die Förderhöhe und -bedingungen variieren je nach Bundesland.
Wohnungsbauprämie
Die Wohnungsbauprämie ist auch eine staatliche Förderung. Allerdings richtet sie sich nicht direkt an Bauherr:innen von Neubauten, sondern unterstützt diese nur indirekt. Die Wohnungsbauprämie ist eine Prämie auf Einzahlungen in Bausparverträge und fördert die Eigenkapitalbildung für zukünftige Bauvorhaben.
Arbeitgeberdarlehen
Es gibt auch einige Unternehmen, die ihren Mitarbeiter:innen zinsgünstige Darlehen für den Hausbau anbieten und die als Ergänzung zu anderen Förderprogrammen genutzt werden können. Jedoch variieren die Bedingungen je nach Arbeitgeber:in.
Förderprogramme für spezielle Bauweisen
Es gibt einige Bauarten, die spezifisch gefördert werden, in erster Linie, weil sie besonders umweltfreundlich sind. In einigen Bundesländern gibt es deswegen Holzbauförderungen, aber auch Passivhäuser oder Plusenergiehäuser werden gesondert gefördert, um die Mehrkosten abzufedern.
Was ist für die nächsten Jahre zu erwarten?
Die Förderlandschaft in Deutschland ist im ständigen Wandel, damit sie den aktuellen Anforderungen an Klimaschutz im Bausektor entspricht. Insgesamt werden die Förderbedingungen in diesem Bereich weiter steigen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich der Fokus verschiebt und nicht mehr nur die Emission beim Bau berücksichtigt wird, sondern der komplette Lebenszyklus eines Gebäudes. Der wichtigste Schritt zur Reduktion der sogenannten “grauen Energie” ist auch sanieren statt neu bauen. Darüber hinaus können regionale Förderprogramme und Modifizierungen umweltbedingte Besonderheiten besser berücksichtigen, etwa indem Baustoffe aus der Umgebung gefördert werden oder Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Wohnhäusern. Durch regionale Förderprogramme kann auch dem spezifischen demografischen Wandel einer jeden Region Rechnung getragen werden.
Hoffentlich wird dabei aber auch nicht die Bezahlbarkeit von Wohnraum vernachlässigt. Das neue Programm "Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment" ist ein wichtiger Schritt, um bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen. Solche Programme werden auch in den nächsten Jahren benötigt und hoffentlich fortbestehen. Ein Instrument ist es auch, die Zielgruppe von Förderprogramme zu modifizieren oder zu erweitern, um verstärkt Familien oder Haushalte mit geringem Einkommen zu unterstützen. Um diesen Bevölkerungsgruppen und insbesondere den diversen Lebensweisen in unserer Gesellschaft gerecht zu werden, ist auch eine höhere Flexibilität der Förderbedingungen zu begrüßen.
Eine aktuelle Entwicklung, die die Aussicht auf die künftige Förderung von Neubauten trügt, ist, dass sich Förderhöhen und –bedingungen aktuell zum Nachteil der Häuslebauer entwickelt. Für Nichtwohngebäude wurden bereits die Förderhöchstbeträge gekürzt. Ähnliche Anpassungen könnten auch für andere Förderprogramme folgen.
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