Bauwirtschaft fordert neuen Umgang mit Bauschutt

Natürlicher Erdaushub sollte da bleiben wo er herkommt und Bauschutt sollte im höheren Maß als bisher recycelt werden – das fordert die Bauwirtschaft Baden-Württemberg.

Bauwirtschaft fordert neuen Umgang mit Bauschutt © Ramona Heim / stock.adobe.com

Verkürzte geforderte Maßnahmen für Transportwege, entlastete Deponien, gesenkte Kosten und eine Umwelt, die sich darüber freut – das alles würde es laut der Bauwirtschaft Baden-Württemberg bringen, wenn man Bauschutt öfter und besser recyceln würde und natürlichen Erdaushub auf Baustellen möglichst vor Ort lassen würde. Das alles nämlich fordert die Bauwirtschaft in einem Positionspapier. 2017 gab es rund 39 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle allein in diesem südlichen Bundesland. Diese Abfälle haben einen Anteil von 80 Prozent am gesamten Abfallaufkommen in Baden-Württemberg. Auf Basis der Daten vom Statistischen Bundesamt lässt sich die große Menge vor allem auf deutliche Zuwächse bei der Abfallart „Boden und Steine“ zurückführen.

Von hohen Kosten zu Vorbehalten gegenüber recycelten Baustoffen

Das bisherige Problem bei der Entsorgung von Erdaushub liegt vor allem in den sich ergebenden hohen Baukosten. So betragen die Kosten abhängig von der Verunreinigung des Bodens für ein durchschnittliches 500 Kubikmeter großes Einfamilienhaus zwischen 15.000 und 70.000 Euro brutto. Im Positionspapier heißt es daher, dass die Wiederverwertung von Bodenaushub vor Ort oberste Priorität haben müsse. Vor allem kritisiert die baden-württembergische Bauwirtschaft die unverhältnismäßigen Grenzwerte. Sie seien beim Erdaushub strenger als beim Trinkwasser und sorgen dafür, dass die Erde zu oft auf der Deponie lande. Auch gebe es Optimierungsbedarf, was den Einsatz recycelter Baustoffe angeht.

Die Bauwirtschaft schreibt, dass selbst öffentliche Auftraggeber:innen oftmals auf die nachhaltigen Baustoffgüter verzichten – und das trotz völlig unbegründeter Vorbehalte. Dabei stelle das Qualitätssicherungssystem Baden-Württembergs für Recycling-Baustoffe sicher, dass ihr Einsatz umweltverträglich und ohne ein Altlastenrisiko erfolge. Deshalb fordert sie nun eine Pflicht für Bauherr:innen zur vorausschauenden Entsorgung. Sie sollen sich bereits während der Planung eines Bauvorhabens über die zukünftige Entsorgung kümmern und ein Bewusstsein dafür entwickeln. Außerdem sollten die Landkreise und Kommunen in ihrer Bauleitplanung verstärkt Flächen für die Ansiedelung von Recyclingbetrieben vorsehen. Viele weitere Forderungen lassen sich in dem Positionspapier nachlesen, dass auf der Website der Bauwirtschaft Baden-Württemberg kostenfrei herunterladbar ist.

Abonnieren Sie jetzt den ibau Newsletter!

Ähnliche Artikel

18.07.2023 12:17 | Hannah Simons Veröffentlicht in: Wissenswertes
Ja, der Baustoff Beton ist ein Universaltalent. Aber jede Medaille hat ihre Kehrseite. Beim Beton ist das vor allem der ökologische Fußabdruck. [...]
24.03.2023 13:49 | Lorena Lawniczak Veröffentlicht in: Wissenswertes
Materialknappheit und steigende Preise dominieren die Bauwirtschaft in 2021. Wann wird die Politik angemessen reagieren? Und handelt es sich um eine langfristige Entwicklung? [...]
30.01.2023 10:25 | Iris Jansen Veröffentlicht in: Wissenswertes
Der Rohstoffmangel und die damit verbundenen Preiserhöhungen sorgten ebenso wie die hohen Energiekosten und das Ende der Mehrwertsteuersenkung dafür, dass Bauen noch teurer wurde.  [...]
29.12.2022 11:23 | Hannah Simons Veröffentlicht in: Wissenswertes
Ein Bakterium lässt kleine Risse im Beton verschwinden. Durch diesen selbstheilenden Beton können Brücken oder andere Bauwerke länger halten.  [...]
21.12.2022 17:13 | Iris Jansen Veröffentlicht in: Wissenswertes
Auf deutschen Baustellen werden viele Rohstoffe verbaut, die von weither importiert wurden. In Zeiten instabiler Lieferketten wird der Ruf nach Alternativen immer lauter. [...]
24.01.2022 14:18 | Iris Jansen Veröffentlicht in: Wissenswertes
Beauftragt ein Unternehmen andere Firmen mit Werk- oder Dienstleistungen, haften sie beim Thema Mindestlohn wie ein selbstschuldnerischer Bürge. Dies gilt grundsätzlich für alle Branchen und somit auch für den Bau. Doch es gibt Möglichkeiten, das Haftungsrisiko zu [...]
Jan Hell

Jan Hell war von Juni 2016 bis Mai 2021 als Content-Manager bei der ibau GmbH in Münster tätig. Als Chefredakteur unserer Online- und Printmagazine verantwortete er die Bereitstellung aktueller Informationen. Seine Schwerpunkte lagen in der Recherche und Aufbereitung rechtlicher sowie wirtschaftlicher Themen. Mit seiner strukturierten Schreibweise stellt er komplexe Sachverhalte und Thematiken aus dem Ausschreibungs- und Vergabebereich nachvollziehbar und komprimiert dar.