Sonnenschutz auf der Baustelle: Tipps für den sicheren Arbeitsalltag

Erstveröffentlichung: 19.08.2021 15:38 |

Besonders gefährdet für Hautkrebs und Hitzeerkrankungen sind Personen, die im Freien arbeiten. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Erfahren Sie wie!

Das Wichtigste zum Sonnenschutz auf der Baustelle in Kürze

  • Hautkrebs ist eine der häufigsten Berufskrankheiten am Bau, UV-Belastung und Hitze nehmen durch den Klimawandel weiter zu
  • Arbeitgeber:innen sind laut Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, wirksame Maßnahmen zum Sonnen- und Hitzeschutz bereitzustellen
  • Technische Lösungen wie Sonnensegel, Wetterzelte und klimatisierte Pausenräume senken die Belastung
  • Organisatorische Anpassungen wie frühe Arbeitszeiten, längere Pausen und Bereitstellung von Getränken schützen zusätzlich
  • Persönliche Schutzmaßnahmen wie UV-Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnencreme und Schutzbrillen sind unverzichtbar
  • Die BG BAU unterstützt mit Arbeitsschutzprämien – bei vielen Schutzmaßnahmen werden bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten gefördert
Sonnenschutz - Hautkrebsrisiko auf Baustellen steigt! © WestPic / stock.adobe.com

In Deutschland erkrankten laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2022 rund 85.000 Menschen an weißem Hautkrebs. Auch die BG BAU warnt vor Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung und benennt sie als eine der häufigsten Berufskrankheiten im Baugewerbe: So wurden 2022 über 2.600 Fälle gemeldet. Damit liegt Hautkrebs auf dem zweiten Platz aller Erkrankungen, direkt nach Lärmschwerhörigkeit. Durch den Klimawandel nimmt die UV-Belastung stetig zu, so dass Sonnenschutz auf dem Bau an Bedeutung gewinnt.

Doch in vielen Betrieben wird das Thema noch nicht ernst genommen. Dabei gehört zum Arbeitsschutz auch der Sonnenschutz: Denn wer im Freien arbeitet und oft der Sonne ausgesetzt ist, gefährdet seine Gesundheit. Vor allem in heißen Sommermonaten müssen Arbeiter:innen dementsprechend geschützt werden. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, die richtigen Vorkehrungen zu treffen. Erfahren Sie, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um den Sonnenschutz auf der Baustelle durchzusetzen!

Sonnenschutz auf der Baustelle: Hautkrebs als Berufskrankheit nimmt in der Baubranche bis zum Pandemiebeginn zu.

Warum ist Sonnenschutz auf Baustellen so wichtig?

Jeder braucht Sonnenlicht: Es ist notwendig, um das lebenswichtige Vitamin D zu bilden, welches für viele Prozesse im Körper verantwortlich ist. Aber zu viel UV-Strahlung kann gefährlich werden. Sie dringt tief in die Haut ein und kann Hautzellen schädigen. Neben Sonnenbränden, Sonnenallergie und vorzeitiger Hautalterung erhöht sie auch das Risiko für Hautkrebs. Nachlässiges Verhalten ist jedoch nicht sofort erkennbar, sondern erst, wenn nach Jahren der Unvorsichtigkeit eine Hautkrebserkrankung auftritt. Gerade bei der Arbeit im Freien steigt das Risiko einer Hauterkrankung, weswegen der Sonnenschutz auf der Baustelle so entscheidend ist.

Nicht nur die Haut muss geschützt werden. Wer bei hohen Temperaturen arbeitet und sich nicht genug abkühlt, überlastet sein körpereigenes Kühlsystem. Es kann zu Kreislaufstörungen, aber im schlimmsten Fall auch zu einem Sonnenstich oder einem Hitzschlag kommen.

Gesetzliche Bestimmungen: Sonnenschutz ist auch Arbeitsschutz

Der Sonnenschutz wird durch das Arbeitsschutzgesetz geregelt. So bestimmt § 3 des Arbeitsschutzgesetzes: Arbeitgeber:innen sind dazu verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, die die Sicherheit und Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden gewährleisten. Da die Sonneneinstrahlung ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen kann, müssen Arbeitgeber:innen also – auf eigene Kosten – einen effektiven Schutz vor UV-Strahlung und Hitze einrichten. Dies kann auf verschiedene Weisen umgesetzt werden: durch Errichtung von Schattenplätzen, Bereitstellen von Getränken oder Umplanungen des Arbeitstags. Auch arbeitsmedizinische Vorsorge muss angeboten werden, wenn Beschäftigte regelmäßig eine Stunde oder mehr pro Tag im Freien arbeiten.

Effektive Sonnenschutzmaßnahmen: Praxistipps zur Umsetzung auf der Baustelle

Wirkungsvoller Sonnenschutz auf der Baustelle erfordert eine sorgfältige Planung. Daher müssen Arbeitgeber:innen rechtzeitig handeln: Die notwendige Ausrüstung sollte bereits vor den heißen Sommermonaten besorgt werden und Mitarbeitende sollten frühzeitig über mögliche Gefährdungen informiert werden. So können sie erste Anzeichen von Haut- und Hitzeerkrankungen erkennen. Auch die Wetterbedingungen spielen eine entscheidende Rolle bei den Vorbereitungen. Sobald der UV-Index 3 erreicht, sollten präventive Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört es ebenfalls, die Luftfeuchtigkeit und die Strahlungswärme im Auge zu behalten. Besonders bei direkter Sonneneinstrahlung oder fehlender Luftzirkulation kann das Risiko gesundheitlicher Probleme steigen.

1. Technische Schutzmaßnahmen

Nach dem „TOP“-Prinzip sollten technische Schutzmaßnahmen immer als erstes ergriffen werden. Beim Thema Sonnenschutz kann es beispielsweise bedeuten, Sonnensegel oder Wetterzelte auf den Baustellen aufzustellen. Gerade für Pausenzeiten sind diese ideal, da sich Arbeiter:innen von direkter Sonneneinstrahlung erholen können. Ventilatoren können vor Hitze ebenfalls Abkühlung schaffen oder, wenn möglich, klimatisierte Pausenräume.

2. Organisatorische Schutzmaßnahmen

Einige einfache organisatorische Anpassungen des Arbeitstages können für den Schutz vor Sonne und Hitze sehr hilfreich sein. Eine gute Maßnahme ist es, die Arbeit früh am Tag beginnen zu lassen – insbesondere bei körperlich anstrengenden Aufgaben, die am besten in die kühleren Morgenstunden verlegt werden. Mit zunehmenden Sonnenstunden hat sich der Zeitraum, in dem UV-Strahlung besonders hoch ist, von elf bis 15 Uhr auf zehn bis 16 Uhr verlängert.

Bei besonders intensiver Belastung lohnt es sich, längere Pausen und Trinkpausen einzuplanen und sie Arbeiter:innen je nach Bedarf zu erlauben. Sinnvoll ist es ebenfalls, Aufgaben zu variieren oder sie auf mehrere Mitarbeitende zu verteilen, um die Belastung zu verringern. Getränke zur Abkühlung sollten auf jeden Fall zur Verfügung gestellt werden.

3. Persönliche Schutzmaßnahmen

Doch nicht immer reichen technische oder organisatorische Maßnahmen. Selbst bei Arbeiten im Schatten kann durch Reflexionen und Streuungen immer noch bis zu 50 Prozent der UV-Strahlung vorhanden sein. Deshalb sind persönliche Schutzmaßnahmen – wie etwa das Tragen von Kühlkleidung, UV-Schutzkleidung, Kopfbedeckungen, UV-Schutzbrillen und Verwendung von Sonnenschutzmitteln – sinnvolle Ergänzungen.

Eine zu hohe UV-Belastung kann zu kurzfristigen Trübungen führen – bis hin zu grauem Star. Deswegen sollte man beim Kauf einer Sonnenbrille nicht unbedingt auf das günstige Modell vertrauen. Ein Merkmal qualitativ hochwertiger Brillen, die Sonnenschutz bieten, sind Hinweise auf die europäische Norm EN 172 oder EN 166.

Eine Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 und Schutz vor UV-A und UV-B ist für die Arbeit auf der Baustelle und für den Schutz vor Hautkrebs unerlässlich. Auch ist die richtige Art und Weise, wie und wie oft man sich eincremt, erheblich wichtig: Damit der Schutz erhalten bleibt, sollte man möglichst viel Creme benutzen und alle zwei Stunden nachbessern, damit der Schutz erhalten bleibt.

Wer viel Zeit in der Sonne verbringt, muss dringend darauf achten, genug zu trinken, um seinen Kreislauf stabil zu halten und den Körper vor dem Austrocknen zu schützen. Zwei bis drei Liter stellen dabei einen guten Richtwert dar. Wer Schwierigkeiten damit hat, ausreichend zu trinken, sollte eine Wasserflasche immer griffbereit haben und Lebensmittel mit einem hohen Wassergehalt essen, etwa Wassermelone, Trauben oder Pfirsiche. Da Koffein dem Körper Wasser entzieht, sollte nicht zu viel Kaffee getrunken werden.

Kleidung bietet immer noch den besten Schutz vor Sonne und schützt besser als jede Sonnencreme. Stoffe mit einer besonders engen Webstruktur sind am besten geeignet, UV-Strahlen abzuhalten. Wer einen guten Kompromiss aus Sonnenschutz und Komfort möchte, setzt oft auf luftige Kleidung aus Baumwolle oder Leinen. Es gibt auch die Möglichkeit spezielle Sonnenschutzkleidung zu kaufen, die einen besonders hohen UV-Schutz bietet. Dabei sollte das Prüfsiegel „UV-Standard 801“ beachtet werden. Wer nicht ohnehin einen Schutzhelm trägt, sollte unbedingt eine Kopfbedeckung mit Nackenschutz aufsetzen. Scheint die Sonne längere Zeit auf Kopf, Hals oder Nacken, werden die unter der Schädeldecke liegenden Hirnhäute gereizt und es kann zu einem Sonnenstich kommen, der sich durch Schwindel, Kopfschmerzen, innere Unruhe oder Übelkeit bemerkbar macht.

Personen, die mindestens 50 Arbeitstage mit je einer Arbeitsstunde am Tag zwischen April und September haben, haben das Recht, sich durch einen Betriebsarzt abchecken zu lassen. So können akute, aber auch chronische, Schäden erkannt und vermieden werden.

Was sollte man im Notfall tun?

Trotz gezielten Schutzvorkehrungen kann es immer zu Notfällen kommen. In so einem Fall sollten so schnell wie möglich Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden:

  • Die betroffene Person sofort in den Schatten verlagern.
  • Bewusstlose Personen müssen in die stabile Seitenlage gebracht werden.
  • Kopf und Körper mit feuchten Tüchern kühlen.
  • Den Rettungsdienst alarmieren.

Unterschiedliche Hitzeerkrankungen kann man an unterschiedlichen Symptomen erkennen:

  • Sonnenstich

    Roter Kopf, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Nackensteifheit

  • Hitzeerschöpfung

    Kopfschmerzen, starkes Schwitzen, Hautblässe, schneller Puls und Blutdruckabfall

  • Hitzeschlag

    Heiße aber trockene Haut, taumelnder Gang, Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit

Förderungen und Sonnenschutz Paket der BG BAU: Diese Möglichkeiten haben Sie!

Insgesamt gibt es gute Möglichkeiten, Beschäftigte vor UV-Strahlung zu schützen. Denn für die Anschaffung von Funktionskleidung bietet die BG BAU Förderungen für Sonnenschutz an. Als Arbeitgeber:in lohnt sich daher ein Blick auf die verschiedenen Arbeitsschutzprämien der BG BAU – bei vielen Schutzmaßnahmen werden bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten gefördert.

Arbeitsschutzprämie

Was wird gefördert?

Wie viel wird gefördert?

Individueller Sonnen- und Hitzeschutz

  • Funktionsshirts mit UV-Schutz
  • Warnshirts mit UV-Schutz
  • Kopfbedeckungen, Ergänzung mit Nackenschutz
  • Sonnenbrillen
  • Kühlkleidung

50 Prozent der Anschaffungskosten, dabei dürfen die Kosten folgende Grenzen nicht überschreiten:

  • Maximal 100 Euro pro Kühlweste
  • Maximal 30 Euro pro Funktions- und Warnshirt
  • Maximal 20 Euro pro Sonnenbrille

Technischer UV-Schutz

  • Wetterschutzzelte
  • andere Arbeitsmittel zur Verschattung

50 Prozent der Anschaffungskosten für Wetterzelte, dabei darf ein Zelt maximal 500 Euro kosten


30 Prozent pro Arbeitsmittel, dabei dürfen diese jeweils maximal 200 Euro kosten

Industriehelme EN 397 mit Kinnriemen und Sonnenschutz

Industriehelme mit Sonnenschutz

50 Prozent der Anschaffungskosten, dabei darf ein Helm maximal 30 Euro kosten

Die BG BAU bietet außerdem Sonnenschutz Pakete an, die unter anderem Sonnencreme und informative Brochuren zum Sonnenschutz für Baustellen enthalten. Arbeitgeber:innen können den Sonnenschutz der BG BAU kostenlos bestellen.

Fazit: Sonnenschutz auf der Baustelle ist unverzichtbar

Auf vielen Baustellen wird der Sonnenschutz leider weiterhin unterschätzt. Rund 60 Prozent aller Beschäftigten nutzen Sonnencreme auf der Baustelle – nur 15 Prozent schützen sich durch lange Kleidung, berichtet die DHZ. Auch Sonnenschirme und Sonnensegel kommen nur zu 21 Prozent zum Einsatz. Klar ist: Es gibt erhebliches Potenzial nach oben, den Sonnenschutz auf Baustellen zu verbessern.

Glücklicherweise unterstützt die BG BAU aktiv dabei, den Sonnenschutz weiter zu fördern, von der Bereitstellung von Sonnencreme bis his zu finanzieller Unterstützung durch Arbeitsschutzprämien. Für Arbeitgeber:innen bedeutet das eine bewältigbare Umsetzung von geeigneten Schutzmaßnahmen und auch Arbeiter:innen werden zunehmend sensibel für das Thema gemacht. Nur indem der Sonnenschutz stärker in den Fokus rückt und als wichtiger Bestandteil des Arbeitsschutzes begriffen wird, können Risiken minimiert werden.

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