Baufluencer: Wie Influencer die Baubranche auf den Kopf stellen

Erstveröffentlichung: 05.02.2020 14:42 |

Man findet sie auf YouTube, Instagram und TikTok – Die Baufluencer. Also Influencer, die sich mit dem Bau und baunahen Themen auseinandersetzen. Aber wer sind diese Leute? Und sind sie eine Gefahr oder vielleicht eher eine Chance für das klassische Handwerk?

Das Wichtigste zu Baufluencern in der Baubranche in Kürze

  • Baufluencer:innen sind Social-Media-Influencer, die Inhalte rund um Bau, Handwerk und Architektur veröffentlichen – von Tutorials über Alltagseinblicke bis zu Produkttests
  • Sie reichen von DIY-YouTubern über ausgebildete Handwerker:innen bis hin zu Vollzeit-Creators, die Trends, Rechtsänderungen oder neue Maschinen vorstellen
  • Einerseits bergen DIY-Videos Risiken, da Laien gefährliche Arbeiten wie Elektroinstallationen nachmachen könnten, andererseits haben Baufluencer ein enormes Potenzial für die Branche (z. B. Nachwuchsgewinnung, Imagewandel und Wissenstransfer)
  • Besonders Frauen als Baufluencerinnen (z. B. Maurermeisterin Julia Schäfer oder Dachdeckerin Chiara Monteton) agieren als Vorbilder und wirken Sexismus im Handwerk entgegen
  • Mit dem Baufluencer-Forum entstand eine Plattform, die Influencer:innen und Unternehmen vernetzt und Kooperationen fördert – ein wichtiger Schritt für modernes Bau-Marketing
Handy mit Social-Media-Benachrichtigungen © Song_about_summer / stock.adobe.com

“Warum sollte ich eine:n Elektriker:in rufen? Ich schaue mir einfach auf YouTube an, wie ich diese Kabel hier ersetze. Aha, rot zu grün und blau zu rot.” Mit diesem oder ähnlichen Gedankengängen hat der ein oder andere gefährliche Unfall sicherlich begonnen. Anleitungen, wie man etwas selber macht, sogenannte DIYs (kurz für “Do it yourself”, dt.: "Mach es selber”) überfluten das Internet mit Inspirationen. Von harmlosen Videos darüber, wie man die Scharniere bei der Schranktüre richtig einstellt, über Möbel-Upcycling, wo Leute ohne angemessenen Schutz Holz abbeizen und schleifen, bis zu Anleitungen, wie man seine Elektrogeräte repariert, was lebensgefährlich werden kann, findet sich alles. Eine gesunde Skepsis ist also angemessen. Dabei darf man aber nicht vergessen, wie viel Potential diese Online-Repräsentation der Baubranche bietet. Baufluencer:innen bieten neue Impulse, bringen die Branche der nächsten Generation nahe und inspirieren Frauen und Mädchen, Teil der “Männer-Domäne” zu werden.

Was sind Baufluencer?

Der Begriff Influencer:in sagt mittlerweile wahrscheinlich jedem etwas. So werden Personen bezeichnet, die in den sozialen Medien in hoher Frequenz Inhalte teilen und so soziale Interaktion initiieren. Auf diese Weise bewerben sie Produkte oder Lebensstile. Das Influencer-Dasein ist mittlerweile ein richtiger Job. Unternehmen gehen Kooperationen mit Influencer:innen ein, die ähnliche Werte teilen wie sie und auch die politische Wirkmacht der zumeist jungen Influencer:innen darf nicht unterschätzt werden. Influencer:innen gibt es zu fast jedem Bereich – so auch im Baugewerbe. Und diese heißen Baufluencer:innen.

Was machen Baufluencer?

Natürlich ist Baufluencer:in immer noch ein sehr großer Begriff, der Leute umfasst, die sehr unterschiedliche Inhalte vermitteln. Es gibt Leute, die am Bau arbeiten und auf den sozialen Medien ihren Alltag in einem bestimmten Gewerk teilen. Es gibt Menschen, die die Baubranche allgemein attraktiv machen wollen, indem sie die verschiedenen Bereiche zeigen. Diese beiden Gruppen können viel dazu beitragen, neue Auszubildende zu gewinnen und dafür sorgen, dass es cool wird, auf dem Bau zu arbeiten. Es gibt zahlreiche Tutorials von Handwerker:innen, die die wichtigsten Handgriffe für alle verständlich erklären und zeigen. Ein weiterer in den Medien präsenter Bereich sind Frauen am Bau, die zeigen, dass der Bau nicht nur Männersache ist.
Aber es gibt auch Baufluencer, die neue Inhalte für Menschen kreieren, die am Bau arbeiten. Sie zeigen aktuelle Trends am Bau, klären über Änderungen der Rechtslage auf oder zeigen neue Produkte. Das kann beispielsweise sein, dass die Influencer Baumaschinen austesten und miteinander vergleichen.
Oft werden diese YouTube- oder Instagram-Kanäle neben einer Anstellung am Bau betrieben – anders könnte man seinen Alltag am Bau auch nicht zeigen. Je nach Bereich gibt es aber auch Baufluencer:innen, die hauptberuflich Inhalte kreieren. Insbesondere vom Erstellen von DIY-Videos auf YouTube kann man gut leben.
Wie man sieht: Man kann keine generelle Aussage darüber treffen, was Baufluencer:innen so machen. Denn um als solcher zu gelten, muss man Inhalte zum Bau auf den sozialen Medien teilen und so vielfältig der Bau und das Handwerk sind, so vielfältig sind auch die Inhalte von Baufluencer:innen.

Aus welchen Bereichen stammen die Baufluencer

Die meisten und reichweitenstärksten Baufluencer sind professionelle Handwerker:innen oder weitgehend professionalisierte Laien, die mit Tutorials privaten Häuslebauer:innen und begeisterten DIY-Heimwerker:innen erklären, wie sie Boden verlegen, ein Regal bauen oder die alte Küche mit wenig Geld wieder schön machen. Aber Baufluencer gibt es mittlerweile in allen Bereichen, sei es das Klempnerhandwerk, die Zimmerei, Steinmetz oder Bestatter:innen – alle zeigen die Licht- und Schattenseiten ihres Berufs.

Influencerinnen bringen Mädchen und Frauen das Handwerk nah

Auf vielen Baustellen herrscht ein Sexismus-Problem. Wo dieses herkommt und wie es sich zeigt, haben wir in einem anderen Artikel schon einmal betrachtet. Aber was kann man dagegen tun? Ein ganz wichtiger Schritt ist es, Frauen am Bau zu normalisieren. Mädchen, die sich überlegen, eine Ausbildung am Bau zu machen, sei es Malerin und Lackiererin, Stahlbau oder Straßenbau, sehen meist nur Männer in diesen Berufen und fühlen sich dadurch abgeschreckt. Die Maurermeisterin Julia Schäfer, tschulique auf Instagram und TikTok, oder Chiara Monteton, bekannt als dachdeckerin_chiara, sind nur zwei von mittlerweile zahllosen meist jungen Frauen, die zeigen, dass sie anpacken können. Sie sind Vorbilder für andere Mädchen und Frauen und zeigen, dass das Klischee von der schwachen Frau einfach nicht stimmt.

Baufluencer-Forum bringt Influencer und Bauunternehmen zusammen

Influencer haben mitunter eine riesige Reichweite und einige der großen Chancen, die sie der Baubranche bieten, wurden bereits genannt. Aber die Zusammenarbeit mit Ihnen funktioniert anders, als die normale Pressearbeit oder Marketingkommunikation. Jede:r Baustellen-Influencer:in hat eigene Interessen und Schwerpunkte und vor allem unterschiedliche Kooperationsmodelle. Deswegen ist es so wichtig, dass Industrieunternehmen und Influencer:innen in den Dialog treten. Mit dem Baufluencer-Forum wird genau das für die Bauindustrie geschaffen: Eine Gelegenheit zum Austausch.
Das Forum bringt Baufluencer:innen und Unternehmen aus den Bereichen Bauen, Wohnen und Architektur zusammen. Es dient als Netzwerk- und Kommunikationsplattform für Akteur:innen, die sonst eher selten persönlich ins Gespräch kommen.
Insbesondere Hersteller:innen haben realisiert, dass die Kooperation mit Baufluencern viele Chancen bietet. Deswegen war die Resonanz auf das erste Baufluencer-Forum im Rahmen der Messe bautec im Februar 2020 in Berlinsehr positiv. 2022 fand die Veranstaltung dann ohne den Rahmen einer großen Messe in der Zeche Zollverein in Essen statt.

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Hannah Simons

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