Brett auf Brett statt Stein auf Stein: Warum Holz ein guter Baustoff ist
Derzeit wird Holz als Baustoff wiederentdeckt, und dafür gibt es gute Gründe. Mit Holz lässt es sich umweltfreundlicher bauen, das Raumklima ist besser und in die Höhe bauen kann man damit auch.
Das Wichtigste zu den Vorteilen von Holz als Baustoff in Kürze
- Holz erlebt ein Comeback als moderner Baustoff, da er umweltfreundlich, vielseitig einsetzbar und auch für urbanen Wohnungsbau bis hin zu Hochhäusern geeignet ist
- Vorteile sind u. a. die CO₂-Bindung, das Nachwachsen der Ressource, die Möglichkeit des Recyclings, gute Dämmeigenschaften, geringes Eigengewicht sowie die Eignung für serielles und schnelles Bauen
- Nachteile bestehen in schwachem Schallschutz, möglichem Quellen und Schwinden bei Feuchtigkeit, Energieaufwand für Verarbeitung sowie Risiken bei unsachgemäßer Waldnutzung
- Holzbau reduziert die Abhängigkeit von Beton und Stahl und kann bis zu 50 % Emissionen im Gebäudebau einsparen
- Beispiele wie „The Cradle“ in Düsseldorf oder das Holz-Hybridprojekt „Timber Pioneer“ in Frankfurt zeigen, dass Holz auch im Großstadtbau und in Bürogebäuden Fuß fasst
Wer an Holz im Zusammenhang mit Hausbau denkt, dem kommen eher kleine traditionelle Wohnhäuser in den Sinn, vielleicht in einer ländlichen Umgebung. Dabei hat sich die Holzbauweise in den letzten Jahren weiterentwickelt und stellt nun auch eine Option für den urbanen Stadtbau und auch für Hochhäuser dar. Holz kristallisiert sich immer mehr als Baustoff der Zukunft heraus. Es ist an der Zeit, diesen alten Baustoff neu zu denken, denn er bringt unbestreitbare Vorteile mit sich.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind die Vorteile von Holz als Baustoff?
- Was sind die Nachteile des Baustoffs Holz?
- Die Vor- und Nachteile im Überblick
- Warum wird Holz als Baustoff immer wichtiger?
- Warum ist Holz so ein beliebter Baustoff?
- Wie nachhaltig ist Holz als Baustoff?
- Wo wird Holz als Baustoff eingesetzt
- Fazit: Holz nutzen, wo es sinnvoll ist
Was sind die Vorteile von Holz als Baustoff?
Holz wurde seit Menschengedenken zum Bauen genutzt und erst im 19. Jahrhundert durch Beton vom Thron der beliebtesten Baustoffe geschubst. Doch seit immer klarer wurde, wie sehr Beton die Umwelt belastet, erinnerten sich viele wieder an das früher so beliebte Holz. Dies steht gerade was Umweltaspekte anbelangt ziemlich gut da. So sind andere Baustoffe, die auf Rohstoffen wie Kalk, Steinen und Sand beruhen, an ihrer ursprünglichen Stelle im Boden oder im Gebirge nicht mehr vorhanden, wenn sie abgebaut werden. Holz hingegen wächst nach, wenn es dem Wald entnommen wird.
Ein weiterer Vorteil ist die Eigenschaft von Holz, Kohlenstoff zu binden. Grundsätzlich enthalten alle Holzprodukte die Menge an CO2, die der dafür gefällte Baum vorher gespeichert hat – und dies verbleibt im Produkt für die gesamte Produktlebenszeit. Das gilt für den Holzlöffel, den Holztisch und eben auch für Holzhäuser. Da diese in der Regel jahrzehntelang bewohnt werden, binden sie also für eine sehr lange Zeit Kohlenstoff.
Für die CO2-Bilanz ist es sogar besser, wenn ein Wald für die Holzwirtschaft genutzt wird. Ein natürlicher Wald, der nicht bewirtschaftet wird, bindet durch nachwachsende Bäume ungefähr so viel wie er durch abgestorbene, verrottende Bäume wieder freisetzt. Wurden diese Bäume allerdings dem Wald entnommen und in einem Holzhaus verbaut, bleibt dieses CO2 im Holz gebunden. Gleichzeitig bleibt den im Wald verbliebenen Bäumen mehr Platz zum Wachsen, wodurch sie größere Mengen an CO2 neu binden können.
Daneben gilt Holz auch aufgrund seiner Kreislauffähigkeit als nachhaltiger Baustoff. Nach dem Abriss des Hauses muss es nicht etwa wie andere Bauabfälle auf Deponien entsorgt werden. Holz kann problemlos recycelt und zu anderen Holzprodukten wie etwa Spanplatten verarbeitet werden. Wenn die Holzabfälle vorbehandelt sind, also lackiert oder imprägniert, eignen sie sich zwar nicht mehr für das Recycling, aber sie können immer noch thermisch verwertet werden, also zur Energieerzeugung verbrannt werden.
Auch wenn es um das wichtige Thema Dämmen geht, kann der Baustoff Holz gegenüber anderen Materialien punkten, denn er hält die Wärme im Haus. Wer auf Socken über einen Betonboden läuft, muss in aller Regel mit kalten Füßen rechnen – anders ist das auf einem Holzfußboden. Dieser fühlt sich deutlich wärmer an. Holz leitet nämlich aufgrund seiner Struktur Wärme nur schlecht weiter. Es besteht aus vielen Zellen, die alle mit Luft gefüllt sind, und diese ist bekanntermaßen einer der schlechtesten Wärmeleiter überhaupt. Aufgrund dieser Eigenschaft müssen Bauherr:innen, die sich für den Baustoff Holz entschieden haben, auch weniger Dämmaterial einsetzen als andere, die mit Beton gebaut haben. Dadurch lassen sich Kosten sparen und gut für die Umwelt ist es auch, denn wenn weniger Dämmmaterial produziert werden muss, spart dies Energie und Rohstoffe ein.
Was sind die Nachteile des Baustoffs Holz?
Auch wenn für die Herstellung von Holzprodukten weniger Energie benötigt wird als für Beton und Stahl – so ganz ohne Energieverbrauch geht es auch hier nicht. So wird für das Fällen des Baumes Energie benötigt, ebenso für das maschinelle Verladen auf den LKW. Beim Transport der Bäume zum Sägewerk wird Benzin verbraucht, gleichzeitig wird CO2 in die Luft geblasen, und die Verarbeitung zu Holzprodukten wiederum erfordert Energie.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass Holz über keine guten Schallschutzeigenschaften verfügt. Gerade in einem Mehrfamilienhaus aus Holz kann dies zu einem Problem werden. Die Defizite beim Schallschutz gelten sowohl für den Trittschall, der etwa beim Stühlerücken oder auch nur beim Gehen entsteht, als auch für den Luftschall. Dieser überträgt Gespräche oder das Laufen des Fernsehers oder Musik. Expert:innen im Holzbau halten dagegen, dass sich die Schallübertragung mithilfe von Trittschutzschallmatten, Schallschutztüren aus Holz und mit modernen Trenndeckenkonstruktionen verbessern lässt.
Darüber hinaus kann auch die Fähigkeit von Holz, Wasser aufzunehmen und wieder abzugeben, zu Problemen führen. Wenn dieses eine bestimmte Menge an Wasser aufnimmt, quillt es auf und zieht sich wieder zusammen, sobald das Wasser nicht mehr da ist. Das Aufquellen und anschließende Schwinden kann zu Geräuschentwicklung wie Knarzen und auch zu Schwindrissen führen. Oft sind diese harmlos, aber mit etwas Pech entdecken Insekten diese Risse als Möglichkeit, ihre Eier abzulegen. Wenn es sich dann um holzzerstörende Insekten wie der Gemeine Nagekäfer handelt, ist das natürlich mehr als ärgerlich. Im Extremfall können Schwindrisse auch die Tragfähigkeit des jeweiligen Bauteils reduzieren, was gerade bei tragenden Elementen schlecht ist.
Manche sorgen sich auch darum, dass unsere Wälder durch den zunehmenden Holzbau beeinträchtigt werden. Holz ist zwar eine nachwachsende Ressource, aber es belastet unter Umständen unsere Wälder, wenn zu viel und zu unüberlegt Holz entnommen wird. Doch wir brauchen den Wald als CO2-Speicher, als Luftfilter und auch als Erholungsmöglichkeit. Deshalb sollte eine vermehrte Holznutzung mit einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung einhergehen.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Sehen Sie hier die genannten Vor- und Nachteile des Baustoffes Holz noch einmal im Überblick:
Vorteile von Holz | Nachteile von Holz |
|---|---|
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. | Der Holzabbau kann für die Wälder eine Belastung sein. |
Holz verfügt über gute Dämmeigenschaften. So lassen sich Dämmaterial und die damit verbundenen Kosten einsparen. | Holz hat schlechte Schallschutzeigenschaften. |
Es kann nach der Verwendung recycelt oder für die Energieerzeugung genutzt werden. | Holz kann aufquellen oder Risse bekommen. |
Es bindet Kohlenstoff und speichert es für die gesamte Produktlebenszeit. | Für die Herstellung von Holzprodukten wird Energie benötigt. |
Warum wird Holz als Baustoff immer wichtiger?
Wenn man sich vor Augen führt, wie stark die Produktion von Beton und Stahl dem Klima schadet, ist klar, dass eine Alternative her muss. Doch nicht nur das: Beliebte Baustoffe wie Beton, Gips und Stahl werden schon seit Jahren immer knapper und teurer – was liegt da näher, als sich nach Alternativen umzuschauen? Auch die Politik hat dieses Problem erkannt und steuert entsprechend gegen. Es gibt immer mehr Umweltauflagen, die eingehalten werden müssen. Allein schon, um diesen zu genügen und keine Nachteile hinnehmen zu müssen, ist die Wahl des richtigen Baustoffs umso wichtiger – und eine Option ist eben Holz, weil es über gute Umwelteigenschaften verfügt.
Neben Umweltproblemen spielt auch die aktuelle Wohnungsnot eine Rolle. Die Bundesregierung geht davon aus, dass derzeit um die 400.000 Wohnungen fehlen. Es gilt, schnell mehr Wohnraum zu schaffen, und das klappt mit Holz besser als mit Beton. Besonders, wenn Häuser seriell gebaut werden, hilft Holz dabei, schnell ein neues Zuhause entstehen zu lassen. Außerdem eignet es sich auch ideal für die städtische Nachverdichtung. Auf viele Bestandsgebäude lassen sich ohne weiteres noch ein oder mehrere Stockwerke aus Holz setzen. Beton könnte hier aufgrund seines höheren Eigengewichts oft nicht eingesetzt werden.
Warum ist Holz so ein beliebter Baustoff?
Neben den Umweltaspekten spielt es natürlich auch eine Rolle, dass viele Menschen Holz mit Behaglichkeit in Verbindung bringen und sympathischer finden als eher kalte Baustoffe wie Beton oder Stahl. Deshalb wird es auch im urbanen Raum zunehmend beliebter und lockert die durch Betonbauten geprägten Straßenzüge auf.
Gleichzeitig passt der Baustoff hervorragend zum seriellen Bauen, welches als Lösung für die derzeit herrschende Wohnungsknappheit gilt und von der Bundesregierung in den nächsten Jahren stärker gefördert werden soll. Serielles Bauen bedeutet, dass ein Großteil des Hauses in einer Fertigungshalle vorgefertigt und erst auf der Baustelle zusammengefügt wird. Dadurch kann zügiger gebaut werden und man ist weniger abhängig von der Witterung. Gleichzeitig reduzieren sich auf der Baustelle Lärm und Schmutz, was für die Anwohner von Vorteil ist. Holz wird in dieser seriellen Bauweise auch deshalb so gerne eingesetzt, weil es gleichzeitig über eine hohe Tragfähigkeit und ein geringes Eigengewicht verfügt. Dadurch sind die vorgefertigten Module leichter und können mit weniger Aufwand zur Baustelle transportiert werden, wo sie montiert werden.
Wie nachhaltig ist Holz als Baustoff?
Unsere bisherige Art zu bauen belastet das Klima sehr. Derzeit ist der Gebäudebau für 40 Prozent aller Emissionen verantwortlich. Weniger Beton und mehr Holz können ein Lösungsansatz sein, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Laut dem Präsidenten des Holzindustrieverbandes HDH lassen sich durch den Holzbau bis zu 50 Prozent der Emissionen eines Gebäudes einsparen – und dies ist ein enormer Schritt in Richtung klimagerechtes Bauen.
Wo wird Holz als Baustoff eingesetzt
Beim Hausbau kann Holz praktisch im ganzen Haus eingesetzt werden. Man kann ihn zu einer massiven Holzplatte verarbeiten und diese als Bodenplatte oder als Geschossdecke einsetzen. Auch die tragende Konstruktion des Hauses kann aus Holz bestehen, ebenso wie die Fassadenverkleidung oder die Dachelemente. Im Innenausbau kann der natürlich nachwachsende Baustoff etwa für den Bodenbelag oder die Deckengestaltung verwendet werden.
Bisher entstanden in erster Linie Ein- und Zweifamilienhäuser in dieser Bauweise. Doch nach und nach interessiert sich auch der städtische Wohnungsbau für die Holzbauweise. Gerade in Ballungsgebieten, wo die Wohnungsnot oft am größten ist, kann Holz die Lösung sein – entweder durch Aufstockung auf Bestandsgebäude oder durch das serielle Bauen von neuen Mehrfamilienhäusern. Da hier die einzelnen Elemente vorgefertigt und erst auf der Baustelle zusammengefügt werden, können solche Projekte schneller realisiert werden als Bauvorhaben, die in konventioneller Bauweise entstehen.
Fazit: Holz nutzen, wo es sinnvoll ist
Die Vorteile, die der Baustoff Holz zu bieten hat, wurden in den letzten Jahrzehnten schlichtweg übersehen. Natürlich – einen Fahrstuhlschacht oder eine Tiefgarage kann man damit nicht bauen. Hier bleibt Stahlbeton unverzichtbar. Aber in vielen Gebäudebereichen kann Holz eingesetzt werden, und sollte es sogar. Der nachhaltige Baustoff hilft dabei, klimaschädliches Beton oder Zement einzusparen und speichert sogar für die gesamte Produktlebensdauer die Menge an CO2 ein, die der Baum vorher der Atmosphäre entnommen hat. Mittlerweile kann der Holzbau mehr, als nur gemütliche kleine Häuser entstehen zu lassen. Kombiniert man Holz mit konventionellen Baustoffen wie Stahl und Beton, lassen sich auch Hochhäuser bauen. Diese sogenannte Holz-Hybrid-Bauweise sorgte dafür, dass in vielen Städten auf der Welt mittlerweile zumindest ein paar Holzhochhäuser zu finden sind. Auch in deutschen Städten ist dies der Fall. In Düsseldorf entstand ein nachhaltiges Bürogebäude mit dem Namen The Cradle – das erste seiner Art in der Stadt. Auch Frankfurt kann ein ähnliches Bauvorhaben vorweisen: Mit dem “Timper Pioneer” hielt die Holz-Hybrid-Bauweise Einzug in die Mainmetropole. Diese Beispiele zeigen, dass sich mit Holz große Bauvorhaben umsetzen lassen. Nur in unseren Köpfen herrscht oft noch der Gedanke, dass ein Haus Stein auf Stein gebaut wird. Dabei ist es längst an der Zeit, den alten Baustoff Holz neu zu denken.


