Solarpflicht: Das müssen Sie beim Neubau in 2025 beachten

Erstveröffentlichung: 20.02.2023 13:43 |

In einigen Bundesländern ist es bereits Pflicht, bei Neubauten eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren. Doch wen betrifft diese Pflicht? 

Das Wichtigste zur Solarpflicht beim Neubau in Kürze

  • Die Solarpflicht umfasst landesrechtliche Vorgaben, die festlegen, ob und wie PV- oder Solarthermieanlagen auf Gebäuden zu installieren sind; zuständig für Planung und Umsetzung sind Eigentümer:innen/Bauherr:innen, Ziel ist der Ausbau erneuerbarer Energien als Klimaschutzmaßnahme
  • Es gibt keine bundesweite Solarpflicht, aber viele Länder haben eigene Vorgaben – private Neubauten werden zunehmend einbezogen und auf EU-Ebene ist bis 2030 eine Pflicht für neue Wohngebäude vorgesehen
  • Bestandsgebäude sind in der Regel nur bei größeren Dachsanierungen betroffen; Ausnahmen sind möglich bei Denkmalschutz, nachgewiesener Unwirtschaftlichkeit oder unverhältnismäßigem technischem Aufwand
  • Der Nachweis zur Erfüllung der Solarpflicht erfolgt häufig über die Registrierung im Marktstammdatenregister; bei Verstößen drohen Bußgelder von etwa 5.000 € (Wohngebäude) bis 50.000 € (Nichtwohngebäude) sowie Nachrüst- und Zwangsgelder
  • Für die Praxis hilft frühe PV-Planung (Ausrichtung/Neigung, Statik, Leitungswege), Angebotsvergleich und Nutzung von Förderungen/KfW; fachgerechte Ausführung und Dokumentation sichern Wirtschaftlichkeit und Klimanutzen
Dach mit Photovoltaikanlage - Solarpflicht für Neubauten © Ogressie / stock.adobe.com

Solarpflicht ist seit Jahren ein viel diskutiertes Thema in der Politik. Für die nachhaltige Energieversorgung in der EU und die Einhaltung der Klimaschutzziele gilt die Installation von Solardächern als eine wichtige Maßnahme. Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme wurden 2023 zwar nur 12 Prozent des gesamten Stromverbrauchs durch Photovoltaikanlagen abgedeckt, allerdings soll der Trend in den letzten Jahren deutlich ansteigen. Die weitere Umsetzung von gesetzlichen Regelungen zur Solarpflicht und der große Zuspruch für Solarenergie in der Bevölkerung lässt ein globales Photovoltaik-Wachstum beobachten.

In der Umsetzung ist die Solarpflicht in Deutschland für Bauherr:innen, Architekt:innen und Eigentümer:innen mit einigen Vorschriften verbunden. Da diese nicht bundesweit einheitlich geregelt ist, kann eine Erstinvestition auf den ersten Blick erschlagend wirken. Welche Regelungen für die Solarpflicht in 2025 gelten und was Sie für Ihr Bundesland beachten müssen, erklären wir Ihnen in unserem Artikel!

Was ist die Solarpflicht?

Die Solarpflicht ist eine gesetzliche Bestimmung, die festlegt, ob und wie Photovoltaik und Solarthermie-Anlagen auf Gebäuden zu installieren sind. Die Verantwortung für eine Installation und Umsetzung liegt somit bei den Eigentümer:innen und Bauherr:innen. Zwar gibt es keine bundesweite Solarpflicht, aber in den meisten Bundesländern gelten bereits verschiedene verpflichtende Regelungen. Als Ziel verfolgt die Solarpflicht die Förderung von erneuerbaren Energien, die als Maßnahme gegen Klimawandel dienen soll.

Bestandsgebäude oder Neubau: Für wen gilt die Solarpflicht?

Die Solarpflicht betrifft nicht alle Gebäude gleichermaßen. Vorwiegend gilt sie in den meisten Bundesländern für gewerbliche und öffentliche Bestandsgebäude und Neubauten. Aber auch immer mehr private Neubauten sind von der Solarpflicht betroffen.

Generell gibt es keine allgemeine Solarpflicht für bestehende Wohngebäude und Altbau. Nur bei grundlegenden Dachsanierungen und -umbauten ab einer bestimmten Größe kann je nach Bundesland die Ausstattung von Bestandsgebäuden mit Solaranlagen verpflichtend sein.

Dennoch lohnt sich die frühzeitige Investition in PV-Anlagen auch bei keiner aktuell bestehenden Pflicht: Nicht nur ermöglicht sie eine Nutzung von nachhaltiger und günstiger Energie, sondern sichert Sie vor zukünftigen gesetzlichen Änderungen bereits ab. Denn einige sind noch in Planung: So sieht die EU-Richtlinie 2024/1275 über die Gesamteffizienz von Gebäuden vor, dass bis 2030 die Solarpflicht in allen EU-Mitgliedsstaaten für alle neuen Wohngebäude eingeführt werden soll.

Solarpflicht in den Bundesländern: Wo gilt die Solarpflicht in Deutschland?

Da es derzeit kein bundesübergreifendes Gesetz für Solarpflicht gibt, ist es besonders wichtig, sich über die aktuellen Vorschriften in seinem eigenen Bundesland zu informieren. Diese unterscheiden sich nämlich in vielen Faktoren: Greifen die Regelungen nur für den gewerblichen oder auch für den privaten Neubau? Sind Dachsanierungen auch von der Solarpflicht betroffen? Wie viel Prozent der Dachfläche muss die Solaranlage mindestens einnehmen?

Die wesentlichen Bestimmungen im Überblick:

Bundesland

Wann greift die Solarpflicht?

Welche Anlage?

Mindestanforderungen

Baden-Württemberg

✓ Neubauten von Nichtwohngebäuden

✓ Neubauten von Wohngebäuden

✓ Dachsanierung von Bestandsgebäuden

✓ PV-Anlage

✓ solarthermische Anlage

60 Prozent der Dachfläche oder 0,06 Kilowatt Peak je Quadratmeter

Bayern

✓ Neubauten von Gewerbe- und Nichtwohngebäuden ab über 50 Quadratmeter Dachfläche

✓ Dachsanierungen von bestehenden Nichtwohngebäuden

✓ Empfehlung: Auch bei neuen Wohngebäuden und Dachsanierungen

✓ PV-Anlage

✓ solarthermische Anlage

30 Prozent der Dachfläche

Berlin

✓ Neubauten ab über 50 Quadratmeter Dachfläche

✓ Dachsanierungen

✓ PV-Anlage

Bei Neubauten: 30 Prozent der Brutto-Dachfläche

Bei Sanierungen: 30 Prozent der Netto-Dachfläche

Brandenburg

✓ gewerbliche und öffentliche Neubauten ab über 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ PV-Anlage

✓ solarthermische Anlage

50 Prozent der Dachfläche

Bremen

✓ Neubauten ab über 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ Dachsanierungen von über 80 Prozent ab 25 Quadratmetern Dachfläche

✓ PV-Anlage

✓ teilweise solarthermische Anlagen

Bei Neubauten: 50 Prozent der Dachfläche

Bei Sanierungen: mindestens ein Kilowatt Peak

Hamburg

✓ Neubauten ab über 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ Dachumbauten ab 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ PV-Anlage

Bei Neubauten: 30 Prozent der Brutto-Dachfläche

Bei Sanierungen: 30 Prozent der Netto-Dachfläche

Hessen

✓ Gebäude im Besitz des Bundeslandes

✓ Neue Parkplätze ab 50 Stellplätzen

✓ PV-Anlage

Keine Angabe

Niedersachsen

✓ gewerbliche und öffentliche Neubauten ab über 75 Quadratmetern Dachfläche

✓ private Neubauten oder Dachsanierungen ab über 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ PV-Anlage

✓ solarthermische Anlage

50 Prozent der Dachfläche

Nordrhein-Westfalen

✓ Neubauten ab 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ Ab 2026: Dachsanierungen ab 50 Quadratmetern

✓ PV-Anlage

✓ solarthermische Anlage

Bei Neubauten: 30 Prozent der Brutto-Dachfläche

Bei Bestandsgebäuden: 30 Prozent der Netto-Dachfläche.

Rheinland-Pfalz

✓ gewerbliche oder öffentliche Neubauten ab über 50 Quadratmetern Dachfläche

✓ private Neubauten: „PV-ready“, müssen bauliche Vorrichtungen für Solaranlagen haben

✓ PV-Anlage

60 Prozent der Dachfläche

Schleswig-Holstein

✓ Neubauten von Nichtwohngebäuden und Parkplätzen ab 100 Stellplätzen

✓ Ab 2026: geplante Ausweitung auf neue Wohngebäude

✓ PV-Anlage

✓ solarthermische Anlage

Keine Angabe

Für die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gilt zurzeit keine gesetzliche Solarpflicht.

Gibt es Ausnahmeregelungen zur Solarpflicht?

In bestimmten Fällen können Hausbesitzer:innen von der Solarpflicht befreit werden.

  • Ist Ihr Dach nach Norden ausgerichtet, können Sie aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit von der Solarpflicht befreit werden.
  • Denkmalgeschützte Gebäude sind von der Pflicht befreit.
  • Erfordert die Installation von PV-Anlagen einen hohen technischen Aufwand, der mit hohen Kosten verbunden ist, können Ausnahmeregelungen greifen.

Nach wie vor gilt: Die Regelungen zur Solarpflicht unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Informieren Sie sich vorab, ob Sie die Voraussetzungen für eine Befreiung von der Solarpflicht erfüllen. Bei Nichteinhaltung der Pflichten können nämlich hohe Buß- und Zwangsgelder drohen.

Solarpflicht: Monteure installieren Solaranlage auf Hausdach. © Marco2811 / stock.adobe.com

Welche Strafen drohen bei Nichteinhalten der Solarpflicht?

In Berlin werden stichprobenartige Kontrollen der schriftlichen Angaben der Eigentümer:innen durchgeführt. In Baden-Württemberg muss ein Nachweis für die Anlage im Marktstammdatenregister bei den zugehörigen Behörden eingereicht werden, wo er geprüft wird.

Die Bußgelder für ein Nichteinhalten der Solarpflicht reichen von 5.000 Euro für Wohngebäude bis zu 50.000 Euro für Nichtwohngebäude. Kommen Bauherr:innen und Eigentümer:innen ihren Pflichten nicht nach, müssen sie außerdem innerhalb eines Jahres nachrüsten – wird dies wieder vernachlässigt, können Zwangsgelder festgesetzt werden. Hierbei kann der Betrag so oft wiederholt werden, bis der Pflicht nachgekommen wird.

Was müssen Baubeteiligte bei der Solarpflicht beachten?

Die gesetzliche Lage der Solarpflicht kann verwirrend sein. Das Fehlen von bundesübergreifenden Maßnahmen machen es für Baubeteiligte schwieriger, Vorschriften und Regelungen nachzuvollziehen. Daher ist es besonders entscheidend, vor der Planung eines Neubaus oder einer Dachsanierung sich gründlich über aktuelle gesetzliche Regelungen bezüglich der Solarpflicht in seinem eigenen Bundesland zu informieren.

Bauherr:innen und Hausbesitzer:innen

Als Bauherr:in beziehungsweise Hausbesitzer:in sind Sie für die Planung und den Bau des Gebäudes verantwortlich – einschließlich der Installation der PV-Anlagen. Bei Ihnen liegt die Verantwortung, dass die Voraussetzungen für eine Installation gemäß den gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind und eine Installation durchgeführt und dokumentiert wird. Jegliche Unwirtschaftlichkeit muss nachvollziehbar dargelegt werden.

1. Holen Sie sich Angebote von verschiedenen Solaranlage-Installateuren ein.
Die Installation von PV-Anlagen für ein Einfamilienhaus kann zwischen 5.000 bis 15.000 Euro reichen – sogar bis zu 20.000 Euro, wenn ein Speicher eingebaut wird. Nutzen Sie beispielsweise die Datenbank für Solarfirmen des Bundesverbands für Solarwirtschaft oder die Fachbetriebssuche des ZVEH, um Ihre Suche zu erleichtern.

2. Informieren Sie sich über Fördermöglichkeiten.
Die Erstinvestition in ein Solardach ist sehr kostspielig. Der KfW Kredit für erneuerbare Energien oder regionale Zuschüsse können hierbei entlasten. So gewährt die Stadt Bonn beispielsweise verschiedene Zuschüsse je nach Gebäudeart.

3. Melden Sie die Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur an.
Nach der Inbetriebnahme sollten Sie Ihre PV-Anlage im Marktstammdatenregister registrieren. Dies ist – in der Regel – ausreichend für einen Nachweis der Erfüllung der Solarpflicht und kann durch eine Kontrolle vor Ort überprüft werden.

Dachdecker:innen

Die Solarpflicht betrifft nicht nur Bauherr:innen. Auch Dachdecker:innen müssen bezüglich Regelungen und deren Ausführung auf dem aktuellsten Stand bleiben. Um grundlegende Kenntnisse über die Installation von PV-Anlagen zu erlangen und befugt zu sein, Elektrotechniker bei der Montage und Installation zu unterstützen, bieten sich Schulungen und Seminare zu einer Qualifikation an.

Architekt:innen

Je nach Bundesland müssen auch Architekt:innen mögliche PV-Anlagen in die Planung der Gebäude mit einbeziehen. Hierbei muss darauf geachtet werden, wie groß und in welche Richtung Dächer angelegt werden. Ebenso spielt die Neigung der Dächer eine wichtige Rolle für die Planung von Solaranlagen. Gleichzeitig sollte die Optik nicht vernachlässigt werden: Dach und Solarsystem können zusammen durchaus ein harmonisches Bild ergeben.

Fazit: Lohnt sich die Solardachpflicht?

Die solare Energieerzeugung bietet viele Vorteile: Selbst erzeugter Strom senkt auf Dauer Stromkosten und ist unabhängig von Preisschwankungen durch externe Faktoren. Ganz eindeutig ist sie ebenfalls ein wichtiger Faktor in der Erreichung von Klimazielen – Solarenergie eröffnet Türen zur sauberen und nachhaltigen Energieerzeugung. Durch bundes- und EU-weite Solarpflicht soll Solarenergie weiter gefördert und umgesetzt werden.

Es besteht allerdings Kritik an der Solarpflicht. Statt einer verpflichtenden Installation von PV-Anlagen sollen stattdessen mehr Anreize für eine Investition geschaffen werden: der Abbau von bürokratischen Hürden, mehr Förderprogramme und steuerliche Anreize. Obwohl diese Diskussionen ebenfalls wichtig sind, ist es erforderlicher denn je, das Tempo aufzunehmen, um Klimaziele zu erreichen.

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