Rohstoffknappheit und Inflation verhindern den wirtschaftlichen Aufschwung

Materialknappheit und steigende Preise dominierten die Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren besonders. Welche Entwicklung hat sich gezeigt und was wird künftig erwartet? 

Rohstoffknappheit verhindert wirtschaftlichen Aufschwung © Gustavo / stock.adobe.com

Die Rohstoffpreise sind in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Von Herbst 2020 bis 2021 haben sich die Holzpreise innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Betroffen waren dabei alle Arten von Holz auf dem Bau und das Material ist nun nicht nur teurer geworden, sondern auch knapp. Die Ursachen dafür sind breit gefächert und über mehrere Jahre verteilt. Durch den Bauboom kommt es zwar aktuell zu erhöhter Nachfrage, gleichzeitig wird aber auch mehr ins Ausland exportiert. Aus diesem Grund haben viele Expert:innen empfohlen, auch den Import sicherzustellen, um langfristig massive Probleme zu vermeiden. Schließlich sind mehrere Branchen davon betroffen und auch die wirtschaftliche Entwicklung hat stark gelitten. Zum aktuellen Zeitpunkt hat sich die Lage wieder etwas entspannt. Bereits Ende des Jahres 2022 waren einige Rohstoffe und Produkte wieder lieferbar. Dennoch liegen die Werte zur Holzverfügbarkeit noch immer unter den ursprünglichen Durchschnittswerten und auch die Preise sind noch lange nicht stabil. Die Politik hat im letzten Jahr verschiedene Maßnahmen ergriffen und diskutiert, die dem entgegenwirken sollen.

Die Ursachen für die Preis- und Beschaffungsprobleme sind weit gestreckt

Die Corona-Krise ab 2020 war ein grundlegender Auslöser für die Lieferengpässe und Kostensteigerungen. Durch die privaten Einschränkungen haben vermehrt Leute begonnen, Haus und Hof zu renovieren. Die Nachfrage nach Holz und anderen Baustoffen ist daraufhin stark angestiegen, was zu einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage geführt hat. Hinzu kamen verschiedene ausländische Konjunkturprogramme aus China und den USA im Jahr 2021. Sie planen ihre Projekte meist mit Holzimporten aus Deutschland, was zumindest in den USA auch durch die Handelskrise mit Kanada bewirkt wurde. Außerdem haben in den vergangenen zwei Jahren Handelskonflikte die derzeitigen Engpässe verschärft. Ganz besonders der Russland-Ukraine-Krieg im vergangenen Jahr hat erheblich zu den Problemen beigetragen und diese verschärft. Die EU-Schutzmaßnahmen haben zum Beispiel Importeinschränkungen von Stahl und Aluminium bewirkt, als Reaktion auf die “232”-Zölle der USA oder die Exportbeschränkungen von Holz durch Russland und die Ukraine. Die Umweltsituation und der Klimawandel haben das Problem besonders in 2022 ebenfalls weiter verstärkt. Extreme Waldschäden, wie Dürre, Stürme oder Schädlingsbefall haben den Bestand an Holz zum Beispiel erheblich verringert.

Experten Interview zur Materialknappheit in 2021

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Die Materialverfügbarkeit war an einem Tiefpunkt

In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich die Situation um die Verfügbarkeit von Rohstoffen sehr verschlechtert. Der Startschuss fiel besonders im Herbst 2020. Die Pandemie, die seit dem Frühjahr die wirtschaftliche Situation dominiert hat, hat sowohl die Lieferfähigkeit eingeschränkt, als auch die Kosten in die Höhe getrieben. Außerdem ist der Bestand an Holz, aufgrund der gestiegenen Temperaturen in den Sommermonaten der vorherigen Jahre, schon deutlich beschädigt worden. Das löste im Folgejahr 2021 eine extremen Mangel an Rohstoffen aus. Besonders die Verfügbarkeit von Holz erreichte einen Tiefpunkt. Hinzu kamen die starken Preissteigerungen, die damit einhergingen. Einige Expert:innen befürchteten erhebliche Probleme für die Betriebe. Handwerker:innen mussten beispielsweise trotz gefüllter Auftragsbücher in Kurzarbeit treten, da die Materialien gefehlt haben. Die Wartezeiten betrugen mehrere Monate und die Betriebe konnten sich nicht mehr auf Lieferzusagen verlassen. Dadurch wurden die Handwerksbetriebe durch Kundenverluste eher bestraft, als dass man sie in der schweren Zeit unterstützen konnte. Für viele Unternehmer:innen war die einzige Lösung, sich einen Vorrat anzulegen und teilweise weitere Lagerflächen zu kaufen, um langfristig planen zu können. Zudem konnten einige Verträge nicht zeitgerecht eingehalten werden.

Der Inflationsdruck belastet auch die Baubranche

Im vergangenen Jahr wurden die Bedingungen für die Baubranche kaum leichter und haben die Hoffnung auf eine Verbesserung verpuffen lassen. Der Russland-Ukraine-Krieg zu Beginn 2022 löste in vielen Bereichen noch mehr Materialmangel aus, da einige Rohstoffe zuvor aus Russland oder China importiert wurden. Stattdessen herrschte in China sogar ein starker Holzmangel, weshalb große Mengen dorthin verschifft wurden. Dazu kommt auch, dass durch Regelungen der Regierung mehr Gebäude saniert werden müssen, wodurch die Nachfrage nach Baumaterialien zusätzlich angestiegen ist. Das mag für die Betriebe zwar auf den ersten Blick vorteilhaft sein, jedoch trifft das nicht zu, wenn die Mittel nicht verfügbar sind, um die Leistung zu erbringen. Außerdem ist durch den Krieg ein Mangel an Gas und Energie ausgelöst worden, der Sorgen vor einem Winter in kalten Wohnungen ausgelöst hat. Strom- und Heizkosten haben sich enorm verteuert, was dazu führte, dass die Nachfrage nach Holz, insbesondere Brennholz, um die Räume warm zu halten, gestiegen ist. Neben der Knappheit an Materialien sind allerdings auch die allgemeinen Preiserhöhungen durch die Inflation 2022 besonders verschärft worden. Aus steigenden Holzpreisen beispielsweise, resultieren erhöhte Baukosten. Im gleichen Zug nehmen auch die Preise für Immobilien zu. Es entsteht somit ein Kreislauf an Kostenexplosionen und die Inflation verstärkt sich.

Starke Preisschwankungen im letzten Jahr

In den letzten Monaten des vergangenen Jahres kam es zu erheblichen Schwankungen um den Holzpreis. Seit Mitte 2022 sind die Preise drastisch um rund 70 Prozent gesunken. Sie erreichten sogar im Dezember einen Tiefstand auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Viele Expert:innen vermuten, dass die steigenden Zinsen und Rezessionsängste Gründe dafür sein können. Durch die Inflation und die gestiegenen Preise, besonders für Gas und Energie, nach dem Russland-Ukraine-Krieg befürchten viele einen Rückgang der Wirtschaft. Die Auswirkungen, die die erhöhten Preise und der Materialmangel auf die Betriebe und Unternehmer:innen hatten, haben Angst und Sorge ausgelöst. Zudem sind die Zinsen stark angestiegen, wodurch weniger Bauvorhaben umgesetzt werden können. Der Wohnungsbau hat sich deutlich verlangsamt. Die Holzknappheit erfordert eine Drosselung der Produktion und die hohen Zinsen wiederum senken auch die Nachfrage nach Neu- und Umbauten. Ein baldiger Rückgang der Zinsen ist erstmal nicht in Sicht. Für die Wirtschaft hat das wesentliche negative Auswirkungen. Weder ein Hoch an Preisen, noch ein Tiefstand sind förderlich für das Wirtschaftswachstum. Die Forstwirtschaft wird durch die niedrigeren Preise besonders geschwächt und auch die möglichen Exportpreise sinken dadurch erheblich. Analyst:innen vermuten, dass es erst im Folgejahr 2024 zu einer Regulierung der Schwankungen kommen wird, sodass sich die Lage am Holzmarkt wieder entspannt.

Reaktionen der Politik gefordert

Bereits zu Beginn der Krise um die Preisexplosionen und den Materialmangel wurden Maßnahmen der Politik verlangt. Ihre Strategie war es jedoch, erstmals die Lage zu beobachten und nicht einzugreifen. Stattdessen sollte sich der Markt vorerst selbstständig beruhigen, bevor man aktiv Maßnahmen ergreift. Einige Kritiker:innen standen dem skeptisch gegenüber und forderten ein sofortiges Handeln. Im März letzten Jahres wurde dann eine Preisgleitklausel eingeführt, damit Betriebe die Preisschwankungen am Markt besser in ihre Verträge einkalkulieren und auf Veränderungen entsprechend reagieren können. Der Schritt wurde bereits 2021 von vielen gefordert. Derzeit gilt die Regel noch bis Juni 2023. Für die Zeit danach gibt es noch keine Regelungen – die Lage wird weiterhin beobachtet.

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Lorena Lawniczak

Als Redakteurin bei ibau kümmert sich Lorena Lawniczak um die Erstellung von qualitativem Content für unsere Leser:innen. Sie beschäftigt sich speziell mit Themen zur Leadgenerierung und Sales und verfasst hilfreiche Ratgeber für Unternehmen. Neben diesen Themen setzt sie sich intensiv mit dem Vergaberecht auseinander und schreibt Glossarartikel zu Begriffen rund um Ausschreibungen und Vergaben. Durch ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre hat sie außerdem großes Interesse an digitalen Bereichen, wie dem Online-Marketing.