ibau Sentiment Analysen | 2020-2021

Die Unsicherheiten zu Beginn der Coronazeit sorgten für Unruhen auf dem Markt. Welche Auswirkungen kämen durch die Einschränkungen auf die Bauwirtschaft zu? Wie würde der Markt reagieren? Damit Kunden und Interessenten ein besseres Bild der Stimmungslage der Bauwirtschaft erhalten, haben wir in dieser Zeit verschiedene Informationen aus Befragungen sowie statistischen Auswertungen gesammelt und aufbereitet. In insgesamt acht verschiedenen Analysen haben wir die Entwicklung zwischen Januar 2020 und Oktober 2021 festgehalten und stellen Sie Ihnen zum freien Download zur Verfügung.

Als kleinen Einblick in die Datenlagen präsentieren wir Ihnen die inhaltliche Auswertung aus Juni 2020.  

ibau Sentiment Analyse | April 2020: Welche Herausforderungen treffen die Baubranche am stärksten?

Bislang ist die Baubranche von der Corona-Pandemie noch nicht so stark betroffen wie andere Branchen – Gastronomie, Tourismusbranche, Messebetreiber und Veranstaltungsbranche zum Beispiel. Doch was sind die Auswirkungen, die die Bauwirtschaft aktuell am stärksten treffen und beeinflussen? Um dies herauszufinden haben wir in diesem Monat besonders Zurückstellungs- und Rücktrittstendenzen, Verschiebungen in bestimmten Projektkategorien, Veränderungen im Projektbestand sowie den Ausfall bestimmter Gewerkeleistungen beleuchtet.

1| Zusammenfassung

  • Es kommt zu deutlichen Ausfällen in den Lieferketten und in Einzelgewerken. Diese können aber noch kompensiert werden, sodass kaum Verzögerungen in der Gesamtfertigstellung erwartet werden.
  • Angesichts der weltweiten Rezession bzw. der gefürchteten Depression melden gerade mal 14,4 Prozent der Befragten, dass geplante Projekte zurückgestellt sind oder nicht realisiert werden – im Wesentlichen getrieben von privaten Bauherr:innen.
  • Selbst in der am meisten betroffenen Branche (Hotel und Gastronomie) gibt es bereits Unternehmen, die in der Krise schon jetzt Chancen sehen.
  • Die Baubranche zeigt sich nach wie vor robust. Es besteht grundsätzlich die Hoffnung, dass die Baubranche aufgrund zeitlich verzögert eintretender Auswirkungen größtenteils verschont bleibt.
Einschätzungen zu Zurückstellungs- und Rücktrittstendenzen bei geplanten Bauprojekten

2| Die Faktenlage

In diesem Monat haben wir besonders Zurückstellungs- und Rücktrittstendenzen, Verschiebungen in bestimmten Projektkategorien, Veränderungen im Projektbestand sowie den Ausfall bestimmter Gewerkeleistungen beleuchtet.

Zurückstellungs- oder Rücktrittstendenzen bei geplanten Projekten

Die Einschätzungen zeichnen ein positives Bild. Zwar lassen sich vereinzelt Zurückstellungstendenzen erkennen (35,0 %), dennoch konnte fast die Hälfte der Befragten (47,5 %) im eigenen Portfolio keine Zurückstellungstendenzen feststellen. 3,1 Prozent der Befragten gaben sogar an, noch mehr Aufträge als sonst erhalten zu haben. Gerade einmal 14,4 Prozent vermerken einen ausgeprägten Zurückhaltungstrend bei ihren Auftraggeber:innen.

In der genauen Betrachtung lassen sich jedoch Unterschiede im Hinblick auf Zurückstellungs- und Rücktrittstendenzen abhängig von der Art der Auftraggeber:innen erkennen. Es verwundert nicht, dass besonders bei privaten Bauherr:innen die Verunsicherung vor dem Hintergrund von Kurzarbeit und möglicher Arbeitslosigkeit am größten ist (20,4 %). Gewerbliche Bauherr:innen, die für die kurz- und mittelfristige Planung zunächst abwarten müssen, welches wirtschaftliche Ausmaß die Corona-Krise konkret auf ihre Branche haben wird, halten weitestgehend an den von ihnen geplanten Bauprojekten fest (16,7 %). Die Entscheidung über die Erweiterung von Produktionshallen oder Bauaufträgen neuer Bürogebäude beispielsweise verschiebt sich jedoch angesichts der aktuellen Planungsunsicherheit.

Bei öffentlichen Auftraggeber:innen hingegen sind die geringsten Tendenzen einer Planabweichung zu erkennen (5,8 %) – und das obwohl in der öffentlichen Diskussion immer wieder ein wegbrechendes Gewerbesteueraufkommen thematisiert wird. Dieses wirkt sich jedoch bislang nicht auf die geplanten Bauprojekte und die damit verbundenen öffentlichen Ausschreibungen aus. Bei einigen Kommunen lässt sich die Verschiebung von Investitionen pauschal um ein Haushaltsjahr beobachten. Dieses Vorgehen scheint jedoch bislang keine gängige Praxis zu sein, sodass Bietergemeinschaften noch immer Potentiale finden. Hierzu trägt wohl auch das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte milliardenschwere Konjunkturprogramm bei. So sollen neben den Unternehmen auch die Kommunen bei der Realisierung dringend benötigter Einrichtungen wie Kita-Plätzen und Schulsanierungen stark unterstützt werden.

Zurückstellungs- oder Rücktrittstendenzen bei Projektplanungen
Zurückstellungs- oder Rücktrittstendenzen bei Projektplanungen
Befürchtungen zur eigenen Zukunft

Auch der Blick in die Zukunft ist hinsichtlich Zurückstellungs- oder Rücktrittstendenzen von Optimismus geprägt. Ein Großteil der Befragten erwartet keine weiteren gravierenden Zurückstellungs- oder Rücktrittstendenzen (40,0 %) bei der Auftragserteilung. Dennoch sind aufgrund der anhaltenden Planungsunsicherheit Befürchtungen zur eigenen Zukunft zu beobachten (13,3 %). Aber auch hier noch in sehr geringem Umfang.

Änderungen von Projektmengen in bestimmten Kategorien

Die Corona-Krise beschäftigt die deutsche Wirtschaft bereits seit sieben Wochen. Dennoch zeichnen sich keine deutlichen Unterschiede hinsichtlich der Projektmengen in bestimmten Projektkategorien ab. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass der Projektanteil pro Kategorie im Vergleich zur Zeit vor Corona gleich geblieben ist (49,3 %). Der schon in der Sentiment Analyse von März festgestellte verhaltene Optimismus wird durch die reale Auftragslage bestätigt.

Bei öffentlichen Projekten, Projekten im Gesundheitswesen sowie bei Projekten im gewerblichen Wohnungsbau hat sich am wenigsten verändert. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass der Anteil dieser Projekte weder gestiegen noch gesunken ist (durchschnittlich 60,0 %). Diese Zahlen unterstreichen eine relativ gefestigte Auftragslage. Dieser Eindruck wird durch eine leicht gestiegene Anzahl von Projekten in diesen Bereichen bestätigt (durchschnittlich 19,0 %).

Der Anteil von Projekten im privaten Wohnungsbau ist hingegen massiv gesunken (34,8 %). Diese Einschätzung deckt sich mit den hohen Zurückstellungs- und Rücktrittstendenzen bei privaten Bauherr:innen. Davon sind sowohl Generalunternehmer:innen als auch Subunternehmer:innen betroffen. Auch die Bereiche Industrie und Produktion (35,5 %) sowie Gastronomie und Hotels (40 %) verzeichnen einen deutlichen Rückgang von Projekten.

In den Bereichen Handel sowie Gastronomie und Hotels zeichnet sich eine starke Dynamik ab. Der Anteil des konstant gebliebenen Projektvolumens beläuft sich auf ein Drittel und liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Während die Angaben zu einem gesunkenen Projektvolumen (40,0 %) im Bereich Gastronomie und Hotels den einschlägigen Erwartungen entsprechen, sind die Angaben zu einem gesteigerten Projektvolumen (30,0 %) eher verwunderlich.

Gleiches, jedoch mit umgekehrter Ausprägung, gilt für die Sparte Handel. Nach Einschätzung der Bauverantwortlichen kann ein gesteigertes Projektvolumen verzeichnet werden (40,0 %), gerade mit Hinblick auf Online-Verkaufsplattformen. Einen Rückgang der Projektanzahl vermerkt weniger als ein Drittel der Befragten (26,7 %). Diese Aussagen zeigen, dass der Markt in diesen Bereichen Corona-bedingt stark in Bewegung ist und die Auftraggeber:innen offensichtlich unterschiedliche Einschätzungen zur kurz- bzw. mittelfristigen Entwicklung dieser Branchen treffen. Anders formuliert, in der Krise sehen einige schon jetzt wieder eine Chance, andere immer noch das Risiko.

Verschiebungen in Projektkategorien
Verschiebungen in Projektkategorien
Verzögerungen in einzelnen Bauphasen aufgrund von Corona

Verzögerungen in einzelnen Bauphasen aufgrund von Corona

Die Stimmungslage im März deutete darauf hin, dass es mit fortschreitender Zeit zu deutlich mehr Ausfällen und Verzögerungen im Bau- und Planungsablauf kommen wird. Diese Annahme kann durch unsere aktuellen Umfrageergebnisse jedoch nicht bestätigt werden. Zwar merken die Teilnehmer:innen vereinzelt an, dass sich Spätfolgen noch immer nicht absehen lassen, dass bis dahin die anstehenden Aufgaben aber zuversichtlich routiniert vorangetrieben und erledigt werden.

Mehr als die Hälfte der Projekte verläuft nach Plan (60,9 %), nur bei einem Viertel der Projekte (24,8 %) sind leichte Verzögerungen zu verzeichnen. Insgesamt lässt sich dementsprechend weiterhin der Großteil aller Projekte termingerecht abwickeln (85,7 %). Zwar ist die Anzahl der Projekte, die auf Eis gelegt werden (11,0 %) höher als die Anzahl der Projekte, die ibau im langjährigen Mittel in diesem Status registriert hat (8,0 %), dennoch liegen diese Werte weit unter den Werten der Finanzkrise von 2008.

Die Monate Januar bis April zeigen im Vergleich für dieses Jahr eine ausgeprägte Kontinuität. Die Anzahl der Projekte, die auf Eis gelegt oder nicht realisiert werden sind nahezu konstant. So lässt sich zwar ein leichter, vermutlich Corona geschuldeter Anstieg erkennen, es zeichnet sich bislang aber kein besorgniserregender Anstieg dieser Zahlen ab.

Projektstatus im Vergleich
Projektstatus im Vergleich für die letzten Jahre
Projektstatus im Vergleich für die ersten Monate 2020
Ausfälle von Gewerkeleistungen

Ausfälle von Gewerkeleistungen

Der Ausfall von Gewerkeleistungen ist nicht zwingend Ergebnis der Corona-Krise, dennoch bestätigt ein Drittel der Bauverantwortlichen Ausfälle von Gewerken (32,7 %). Positiv steht dem gegenüber, dass der Großteil der Befragten nicht von Gewerkeausfällen betroffen ist (65,5 %).

Es verwundert jedoch, dass dieser relativ hohe Anteil von Gewerkeausfällen die termingerechte Projektfertigstellung nicht maßgeblich beeinflusst. So bleibt es trotz deutlicher Gewerkeausfälle bei einer verhältnismäßig termingetreuen Projektumsetzung. Auch hier zeigt sich, dass die Branche flexibel und kreativ Probleme löst.

Fehlende Gewerkeleistungen

Schon seit einiger Zeit übersteigt die Nachfrage qualifizierter haustechnischer Gewerke das Angebot. Diese Situation hat sich für General- und Nachunternehmer:innen durch die Corona-Krise allenfalls verschärft. So kommt es vor allem im Bereich der haustechnischen Gewerke zu erhöhten Ausfällen (36,4 %). In der Gesamtbetrachtung sind Ausbaugewerke zwar in gleichem Ausmaß von Ausfällen betroffen, in der Detailbetrachtung zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild.

Es ist deutlich zu erkennen, das insbesondere die Gewerke Elektro (27,6 %) sowie Heizung, Lüftung und Sanitär (24,1 %) von Ausfällen betroffen sind. Auch im Trockenbau lassen sich erhöhte Ausfälle verzeichnen (13,8 %), wohingegen die anderen Gewerkebereiche weniger betroffen zu sein scheinen.

Von Corona betroffene Gewerke
Lücken in den Lieferketten

Lücken in den Lieferketten

Während sich die Ausfälle von Gewerken noch in einem moderaten Ausmaß bewegen, zeichnen sich bereits deutliche Lücken in den Lieferketten ab. Die Hälfte der Befragten bemängelt fehlende Materialien (50,9 %). Diese Entwicklung hat sich in der März-Analyse bereits angedeutet, jedoch hat sich dieser Trend signifikant verstärkt. Umso mehr gilt: Es bleibt bei einer verhältnismäßig termingetreuen Projektumsetzung trotz nicht nur deutlich überproportionaler Gewerkeausfälle sondern auch trotz dramatischer Lücken in den Lieferketten.

Fehlendes Material

Insbesondere die Ausbaugewerke sind von fehlendem Material betroffen (41,7 %), wohingegen im Rohbau benötigte Materialien noch weitestgehend verfügbar sind (22,2 %). Für viele der Projekte, die sich vor der Corona-Krise noch im Rohbau befanden, werden nun Materialien in den nachfolgenden Gewerken benötigt. Dies lässt sich als Erklärung für die aktuell verstärkt auftretenden Lücken insbesondere in den Ausbaugewerken heranziehen.

Darüber hinaus sind Rohbauprodukte überwiegend über den Binnenmarkt zu beziehen. Bei Materialien für haustechnische Gewerke und den Ausbau bestehen bei Fertig- und Halbfertigprodukten starke Abhängigkeiten von ausländischen Märkten. Dies zeigt sich vor allem bei fehlender Keramik (30,0 %), die aus dem europäischen Ausland bezogen wird, sowie bei Elektronikbauteilen (20,0 %), die im weiteren Ausland hergestellt werden.

Fehlende Bauprodukte
Fehlende Bauprodukte

3| Die Stimmungslage

Allen Widrigkeiten zum Trotz ist es der Bauwirtschaft bislang gelungen rezessive Einschnitte abzuwenden, obwohl ein deutlicher Anstieg von Gewerkeausfällen und deutliche Lücken bei verschiedenen Materiallieferungen zu verzeichnen sind. Die Situation ist nicht einfacher geworden. Dennoch besteht die Hoffnung, dass sich die Wogen glätten und die Baubranche aufgrund der zumeist zeitlich verzögerten Auswirkungen größtenteils von der Corona-Krise verschont bleibt. Zugleich wird die Corona-Krise und ihre Auswirkungen die weiteren Entwicklungen selbstverständlich mitbestimmen und maßgeblich beeinflussen.

Bisher sind die Projekte zwar weitgehend nach Plan fortgeführt worden, mittlerweile zeigen sich neben einem verhaltenen Optimismus aber auch Bedenken. So bleibt abzuwarten, ob die Lieferketten nach ersten Lockerungsschritten des weltweiten Shutdowns rechtzeitig in Gang kommen und ob sich die krankheitsbedingten Gewerkeausfälle reduzieren werden.

Auch die fehlende Planungssicherheit sorgt gerade in der Bauwirtschaft für offene Fragen:

„Wird ein Investitionsprogramm aufgelegt und wenn, wann wird es kommen, sodass zumindest im öffentlichen Bereich die anstehenden Maßnahmen wie Schulbausanierung und die Schaffung von Kita-Plätzen trotz fehlender Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen ermöglicht werden?“

„Wann werden sich die von der Corona-Krise unmittelbar betroffenen Branchen wie Produktion und Gastronomie erholen, sodass die Entscheider:innen erneut über Expansionen und eine damit verbundene Bautätigkeit nachdenken?“

Diese fehlende Planbarkeit erzeugt Unsicherheiten und damit Zurückhaltung in weitreichenden Entscheidungen, wie sie bei Vergabeverfahren und Bauprojektplanungen getroffen werden müssen. Erwartungsgemäß ist die Gesamtprojektmenge an öffentlichen und beschränkten Ausschreibungen im April gegenüber März gesunken (3,8 %). Wenig verwunderlich ist auch, dass in den Phasen kurz vor Baubeginn und im Bau weiterhin ein Anstieg verzeichnet werden kann (7,4 %). Bei diesen Projekten handelt es sich um bereits durchfinanzierte und ausgeschriebene bzw. schon im Bau befindliche Projekte, die dank guter Logistik und angepasster Maßnahmen realisiert werden können.

Im Gegensatz dazu verringerte sich die Menge von Projekten in der Planungsphase (-2,8 %). So werden die Planungsunsicherheiten bereits bei diesen Projekten, die zwischen drei bis zwölf Monaten vor Baubeginn stehen, spürbar – obgleich die Hoffnung besteht, dass sich eine Umsetzung trotz der erschwerten Bedingungen bewerkstelligen lässt. Weitere Planungen, Erstellung von Leistungsverzeichnissen oder die Veröffentlichung von Aufträgen mit NUTS-Code auf eVergabe-Plattformen werden vorerst nicht weiter priorisiert.

Ein deutlich anderes Bild ergibt sich für die Projektmengen in der Phase Vorplanung und Diskussion. Projekte, die für einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren oder länger geplant werden, sind deutlich zurückgegangen (-18 %). Hier handelt es sich folglich um Vorhaben, die noch sehr weit in der Zukunft liegen. Aufgrund der zuvor beschriebenen Verunsicherung reagieren Entscheider:innen verständlicherweise zurückhaltend auf derartige Planungen und die damit verbundenen Ausschreibungsverfahren.

Die Corona-Krise hat eindrucksvoll bewiesen, dass neben den gesellschaftlichen alle wirtschaftlichen Bereiche betroffen sind und wir auf nüchterne Art lernen müssen, dass alles miteinander zusammenhängt. Dementsprechend sind auch in der Baubranche gesicherte Vorausplanungen zurzeit nicht möglich – insbesondere da die Weichenstellung dieses Mal nicht ausschließlich von der Entwicklung des inländischen Marktes abhängt, sondern die gesamte Weltwirtschaft betroffen ist.

Projektmengen nach Bauphase
Projektmengen nach Bauphasen

4| Originalstimmen

Abschließend finden Sie hier noch ein paar Originaltöne aus unseren Interviews.

Zum Thema Planungsunsicherheit

Sichtweise eines Vertreters eines kirchlichen Bauträgers: „… bei uns laufen die aktuellen Projekte nach wie vor fast reibungslos. Wir hören allerdings von einigen Planer-Kollegen, dass der Streit um Planungsaufträge, die im Rahmen eines VGV Verfahrens vergeben werden sollen, spürbar härter geworden ist, indem zum Beispiel vermeintliche Formfehler angemahnt werden oder sich die zuständigen Stellen in der Prozessbearbeitung übergebührend Zeit nehmen. Man merkt eine unterschwellige Nervosität, da keiner so genau sagen kann, welche Entwicklung die Dinge nehmen werden. Es fehlt die ansonsten schon fast zur Gewohnheit gewordene Planungssicherheit.“

Zum Thema Planungsunsicherheit

Sichtweise eines Projektsteuerers für Industrieprojekte: „… alle Aktiva werden zügig weitergefahren. Planungen in der Projektentwicklung werden auf Sparflamme weiter bearbeitet aber nicht mit Hochdruck vorangetrieben. Wir müssen abwarten, was sich jetzt nach den ‚Lockerungsübungen‘ tatsächlich tut und wie sich das auf den Markt auswirkt …“

Zum Thema Bauverzögerungen

Sichtweise eines großen Wohnbau-Bauträgers und Generalunternehmers: „… alles wie gehabt. Die Projekte sind in vollem Gange. Wir haben weder Personalengpässe noch Probleme in der Materialbeschaffung und wir werden auch die mittelfristigen Planungen voll durchziehen. Die vorgezogenen Materialbestellungen und das frühzeitige Binden ausländischer Lohnarbeitskräfte zahlen sich nachhaltig aus.“

Zum Thema Bauverzögerungen

Sichtweise eines Vertreters einer Bauabteilung eines bundesweit agierenden Lebensmittelmarkt-Betreibers: „… bei uns laufen alle aktuellen aber auch die schon vor Monaten beschlossenen mittelfristigen Projekte planmäßig weiter. Wir haben aber vermehrt Anfragen von ausführenden Gewerken, die nach Aufträgen fragen, weil ihnen andere Aufträge aus anderen Branchen weggebrochen sind. Manchmal hat das auch bei uns zu Verzögerungen geführt, weil derartige Firmen kurzfristig Insolvenz anmelden mussten. … Ob es im weiteren Verlauf doch noch zum Stopp von noch nicht begonnenen Projekten kommt, kann letztendlich keiner genau vorhersagen. Das wäre Glaskugel-Lesen.“

Zum Thema Auftragsabwicklung

Sichtweise eines Architekturbüros (Planer auch für öffentliche Auftraggeber): „… derzeit ist die Auftragsakquisition nicht einfach. Im Allgemeinen deshalb, weil der persönliche Kontakt zu den Auftraggebern fehlt. Gerade zu Beginn eines Auftragsverhältnisses ist die persönliche Begegnung entscheidend, man muss sich im wahrsten Sinne des Wortes riechen können. … Bei den kommunalen Auftraggebern macht sich nach und nach eine Zurückhaltung breit bzw. erfolgt eine Fokussierung auf die sogenannten systemrelevanten Bereiche – wie etwa Schulen und Kindertagesstätten. Andere Projekte, die aber auch schon länger in der Entwicklung laufen, werden nach hinten geschoben …“

Zum Thema Auftragsabwicklung

Sichtweise eines großen Wohnungs-Bauträgers mit großen Mietwohnungsbau-Anteilen: „… sämtliche begonnene Projekte sind just in time; wir bekommen trotzt Corona immer noch Anfragen. Der Bedarf ist hier ungebrochen. Spielte vor ein paar Wochen ‚Liquidität‘ eine wichtige Rolle, so denken die Investoren jetzt wieder mehr in Richtung krisensichere Anlagen und Mietwohnungen werden nach wie vor gebraucht. … Dass Handwerker vermehrt wieder Aufträge anfragen, kann ich ebenfalls bestätigen. Allerdings ist das aus derzeitiger Sicht noch kein ausgeprägter Trend – aber was ist heute schon sicher …“


Was ist die ibau Sentiment Analyse und wie sind die Ergebnisse zu bewerten?

Die ibau Sentiment Analyse gibt das aktuelle Stimmungsbild von Entscheidungsträgern und Machern der Baubranche wieder. Basierend auf den Aussagen von Investor:innen, Projektsteuernden, Planenden, Generalunternehmer:innen, Vergabestellen, Architekt:innen und Bauträger:innen bewerten wir die aktuelle Situation, um frühzeitig Entwicklungstendenzen für alle Beteiligten der Bauwirtschaft aufzuzeigen.

Angesichts der aktuell von Corona geprägten Situation ändert sich das Stimmungsbild der Verantwortlichen der Bauwirtschaft schnell – und tiefgreifend. Daher werden wir Sie mit der ibau Stimmungsanalyse monatlich auf dem Laufenden halten.

Wie gehen wir vor?

Die ibau Sentiment Analyse beruht auf drei Faktoren:

  1. Die Prognose basiert auf der Befragung unserer langjährigen Partner:innen in der Bauindustrie sowie der statistischen Auswertung von Trends der von uns erfassten Bauprojekte. Die Kombination dieser Informationen mit unserer umfangreichen Datenbasis vergangener Jahre ermöglicht es zukünftige Entwicklungen zu skizzieren.
  2. Es erfolgt eine qualitative Bewertung von über 1.000 Gesprächen mit den oberhalb genannten Ansprechpartner:innen wie Projektverantwortlichen, Investor:innen, Bauträger:innen, Planenden und Architekt:innen.
  3. Basierend auf 30 Schwerpunktinterviews mit ausgewählten Zielgruppen arbeiten wir die zum Teil unterschiedlichen Sichtweisen gesondert heraus. So lassen sich aktuelle Entwicklungen aus verschiedenen Perspektiven oder aus Sicht einer definierten Zielgruppe beleuchten.

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ibau Redaktion

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