Steigende Baupreise: Was der Baupreisindex aussagt

Erstveröffentlichung: 22.08.2024 16:01 |

Ein Baupreisindex wurde veröffentlicht - so wie alle drei Monate. Doch wie aussagekräftig ist der Index? Erfahren Sie alles Wichtige über den Baupreisindex hier.  

Das Wichtigste zu steigenden Baupreisen und der Aussagekraft des Bauindex in Kürze

  • Der Baupreisindex misst die Preisentwicklung von Bauleistungen im Vergleich zu einem festgelegten Basisjahr und wird vierteljährlich auf Basis von Daten von rund 5.000 Bauunternehmen ermittelt
  • Erfasst werden 177 Bauleistungen aus Hoch-, Tief- und Ausbau sowie Instandhaltungen, getrennt nach Wohn- und Nichtwohngebäuden
  • Berechnet wird der Index, indem der aktuelle Neubauwert ins Verhältnis zum Wert des Basisjahres gesetzt wird – aktuell ist 2021 das gültige Basisjahr
  • Einflussfaktoren sind u. a. Material- und Energiekosten, Löhne, Auftragslage und Steuern, weshalb der Index auch bei stabiler Wirtschaft schwanken kann
  • Der Baupreisindex dient als wichtige Grundlage für Preis- und Kostenschätzungen, Angebotsbewertung, Immobilienbewertung und Versicherungssummen
  • Er wird häufig mit dem Baukostenindex verwechselt, betrachtet jedoch ausschließlich die Preise aus Sicht der Bauherr:innen, nicht die Produktionskosten der Unternehmen
  • Mit der Umstellung 2024 wurden neue Bauleistungen in die Berechnung aufgenommen und die Indizes rückwirkend ab Februar 2021 angepasst
Mann betrachtet steigenden Baupreisindex © peshkova / stock.adobe.com

Steigende Baupreise sind seit ein paar Jahren Dauerthema. Wie stark diese steigen, wird durch den Baupreisindex ersichtlich. Doch diese Zahl erzeugt bei vielen in erster Linie Fragezeichen: Wie setzt sich der Baupreisindex zusammen? Auf welcher Basis wird er berechnet? Was wird alles einbezogen und wofür brauchen wir den eigentlich? Diese Fragen und weitere bezüglich des Baupreisindexes beantworten wir Ihnen in diesem Artikel. Zudem wagen wir einen Blick auf den aktuellen Baupreisindex und was uns dieser über die aktuelle Lage der Baubranche verrät.

Was ist der Baupreisindex und was gibt er an?

Bautätigkeiten sind in der Regel sehr individuell und können deswegen nicht direkt miteinander verglichen werden. Aussagekräfte Daten über die Entwicklung von Baupreisen können deswegen nur durch den langfristigen Vergleich ähnlicher Bauleistungen generiert werden. Das Ergebnis dieses Vergleichs ist der Baupreisindex. Er gibt die Entwicklungen der Baupreise in Bezug auf ein Basisjahr an. Zur vierteljährlichen Ermittlung reichen 5.000 repräsentative Bauunternehmen die vertraglich vereinbarten Preise für die Bauleistung ohne Umsatzsteuer beim Statistischen Bundesamt ein.

Es werden 177 unterschiedliche Bauleistungen erfasst und verglichen. Zudem werden auch die Preisentwicklungen verschiedener Gebäudearten berechnet. Das sind:

Baupreisindex-Wohngebäude von Innen © Ingo Bartussek / stock.adobe.com

Der Baupreisindex Wohngebäude

Der Baupreisindex für Wohngebäude weist die Preisentwicklung individuell geplanter Ein- und Mehrfamilienhäuser nach. Er stellt also eines von vielen Indizien dar, mit denen die Preisentwicklungen in der Bau- und Immobilienbranche beobachtet werden. Ein anderer Wert, der in diesem Zusammenhang betrachtet werden sollte, ist der Häuserpreisindex. Dieser misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller typischen Markttransaktionen für Wohnimmobilien (Eigentumswohnungen sowie Ein-/Zweifamilienhäuser), die als Gesamtpaket aus Grundstück und Gebäude verkauft wurden, sowohl Neubauten als auch bestehende Wohnimmobilien. Da er sich je nach Region sehr stark unterscheidet, werden fünf Regionstypen differenziert, von sehr ländlichen Gebieten wie dem Emsland oder Mecklenburg bis zu Metropolen wie Berlin oder München. Zudem gibt es noch die Preisindizien für selbst genutztes Wohneigentum. Diese geben die durchschnittliche Preisentwicklung für neue, selbst genutzte Wohnimmobilien (Wohngebäude und Wohnungen) an sowie die Ausgaben, die mit dem Erwerb oder Besitz von Wohnimmobilien entstehen. Der Erwerb von Immobilien umfasst den Kauf und die Erwerbsnebenkosten. Der Besitz von Wohneigentum beinhaltet Kosten für die Instandhaltung, Versicherung und Hausverwaltung.

Der Baupreisindex Nichtwohngebäude

Bei den Nichtwohngebäuden unterscheidet man zwischen Bürogebäuden und gewerblichen Betriebsgebäuden, für die jeweils der Baupreisindex berechnet wird.

Wie wird der Baupreisindex berechnet?

Die finale Formel zur Berechnung des Baupreisindexes ist recht simpel, allerdings gehen ihr komplexe und umfangreiche Datenbeschaffungsmaßnahmen und Berechnungen voraus. Die Formel lautet:

Baupreisindex = Neubauwert in Euro / Wert Basisjahr

Der Wert des Basisjahres wird mit 100 angegeben. Die Berechnung des Baupreisindexes läuft dann beispielsweise so: Im Jahr 2020 lag der Index für Bauleistungen an Wohngebäuden bei 117,9 Punkten – zwischen 2015 (das Basisjahr, das 2020 galt) und 2020 sind die Preise also um 17,9 Prozent gestiegen.

Wichtig bei der Datenerhebung ist, dass die Preise ohne Umsatzsteuer verrechnet werden. Das gilt für alle 177 Bauleistungen, deren Index einzelnen berechnet wird. Beispiele für diese Bauleistungen sind:

Was ist das Basisjahr?

Das Basisjahr wird durch das Statistische Bundesamt (Destatis) festgelegt und ändert sich turnusmäßig alle fünf Jahre. Aktuell (Stand: 2024) dient das Jahr 2021 als Basisjahr. Mit der Umstellung werden in der Regel auch relevante und notwendige Anpassungen vorgenommen, damit der Baupreisindex belastbar bleibt und die Preisveränderungen realistisch aufgezeigt werden können.

Basisjahre der letzten Jahrzehnte:

Berichtsmonat

Basisjahr

August 2018

2015

August 2013

2010

August 2008

2005

November 2003

2000

Von welchen Faktoren wird der Baupreisindex beeinflusst?

Der Baupreisindex hängt von demografischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ab. Der steigende Baupreisindex seit 2010 hängt vor allem mit einer wachsenden Bevölkerung, dem knappen Immobilienangebot und niedrigen Zinsen zusammen. Allerdings ist der Baupreisindex sehr komplex und weist selbst bei stabiler wirtschaftlicher Lage konjunkturelle Schwankungen auf.

Faktoren, die den Baupreisindex beeinflussen:

Beispiel: Im Sommer 2021 war Holz knapp und es kam zu Lieferschwierigkeiten. Diese Rohstoffknappheit hat sich direkt auf den Baupreisindex ausgewirkt.

Hände setzen Papierhaus zusammen - Nutzen des Baupreisindex für die Planung © Chlorophylle / stock.adobe.com

Wofür wird der Baupreisindex benötigt?

Der Baupreisindex hat verschiedene Funktionen. Diese sind:

  • Bessere Beobachtung der Konjunktur des Immobilienmarktes
  • Kalkulation von Preisen für Bauunternehmen
  • Vergleichbarkeit von Kosten für private Bauherr:innen
  • Kostenermittlung von Gebäuden
  • Wertermittlung für den Abschluss einer Wohngebäudeversicherung

Nutzen des Baupreisindexes für Bauherr:innen

Anhand des aktuellen Baupreisindexes und dem der vergangenen Jahre können Bauherr:innen realistisch und belastbar einschätzen, wie viel sie voraussichtlich für die verschiedenen Bauleistungen zahlen müssen. Erhaltene Angebote können sie so auf ihre Angemessenheit hin überprüfen. Auch bei einer Immobilienbewertung fließen die Baupreisindizes mit ein. Das sorgt dafür, dass der Baupreisindex auch eine wichtige Grundlage für die Ermittlung der Versicherungssumme beim Abschluss einer Wohngebäudeversicherung ist.

Unterschied Baupreisindex und Baukostenindex

Der Baupreisindex wird gerne mit dem Baukostenindex verwechselt oder gleichgesetzt. Dies kann allerdings schwere Folgen haben, da beide Kennzahlen sehr unterschiedliche Fokusse setzen. Der Baupreisindex gibt die Entwicklung des Kostenaufwandes für die Errichtung oder Instandhaltung von Betriebsgebäuden oder Wohnhäusern an. Es werden die Kosten beobachtet, die der Bauherr oder die Bauherrin zu tragen hat. Der Baukostenindex hingegen erfasst die Kosten, die die Akteure aufwenden müssen, um die geplanten Bauleistungen zu erbringen. Das sind etwa die Kosten für Material, die Arbeitsleistung sowie die Aufwendungen für die benötigte Ausrüstung, Energie sowie Betriebs- und Bauhilfsstoffe.

Baupreisindex aktuell:

Mit dem Berichtsmonat Mai 2024 wurden die Indizes der Bauleistungspreise turnusmäßig auf das neue Basisjahr 2021 umgestellt. Aufgrund einer EU-Verordnung ist das Jahr 2021 das aktuelle Basisjahr und nicht das Jahr 2020. Die Indexumstellung, die alle fünf Jahre stattfindet, wird auch dazu genutzt, neue Änderungen bezüglich des Baupreisindexes umzusetzen. Dieses Mal kam es zu Anpassungen bei der Bezeichnung einiger Bauleistungen beziehungsweise Bauarbeiten (beispielsweise bei den Nieder- und Mittelspannungsanlagen, die nun als Elektro-, Sicherheits- und informationstechnische Anlagen bezeichnet werden). Zudem wurden zehn neue Bauleistungen in die Berechnung der zugrundeliegenden Wägungsschemata aufgenommen. Mit der Umstellung wurden alle Indizes ab Februar 2021 unter Berücksichtigung der aktualisierten Wägungsschemata neu berechnet.

Baupreisindex-Tabelle: Der Baupreisindex seit 2019

Jahr, Quartal

Wohngebäude

Bürogebäude

Gewerbliche Betriebsgebäude

2023 || II

129,4

131,0

130,3

2023 || I

128,5

130,0

129,5

2023 || IV

126,9

128,2

127,8

2023 || III

126,4

127,6

127,6

2023 || II

126,0

127,1

126,8

2023 || I

125,0

126,0

125,9

2022 || IV

121,7

122,8

122,8

2022 || III

118,9

119,9

120,0

2022 || II

115,9

116,7

117,0

2022 || I

108,8

109,4

109,1

2021 || IV

104,2

104,6

104,5

2021 || III

102,1

102,2

102,2

2021 || II

98,7

98,5

98,5

2021 || I

95,0

94,7

94,8

2020 || IV

90,9

90,6

90,6

2020 || III

90,5

90,2

90,3

2020 || II

92,6

92,3

92,3

2020 || I

92,2

91,9

91,9

2019 || IV

91,0

90,7

90,7

2019 || III

90,5

90,2

90,3

2019 || II

89,9

89,5

89,6

2019 || I

89,2

88,8

88,9

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ibau Autorin Hannah Simons
Hannah Simons

Als Redakteurin produzierte Hannah Simons verschiedene informative Inhalte für die Kund:innen von ibau, insbesondere im Glossar- und Wissenswert-Bereich. In ihren Artikel klärte Sie schwerpunktmäßig über die Themen Umwelt, Gesellschaft und Vergaberecht auf. Dabei war es ihr besonders wichtig, komplexe Inhalte einfach und gut verständlich aufzubereiten. Ihr Ziel war es, dass sich Leser:innen problemlos über die wichtigsten Themen der Branche informieren können und ihnen dabei genug Zeit und Kapazitäten bleiben, sich auf die Kernaufgaben ihres Gewebes zu konzentrieren.